Albert Ostermaier

Zephyr

Roman
Cover: Zephyr
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518419588
Gebunden, 222 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Paris 2002: Die Schauspielerin Marie Trintignant und Bertrand Cantat, Sänger der Rockband "Noir Desir", lassen sich als frisch Verliebte durch die Nächte treiben. Um sich nicht trennen zu müssen, begleitet er sie zu Dreharbeiten nach Vilnius. Sie spielt unter der Regie ihrer Mutter in einer Verfilmung des Lebens der Schriftstellerin Colette. Es kommt zu Eifersuchtsexzessen zwischen den beiden, er erschlägt sie und schläft umstandslos neben ihr ein. In einer Villa an der Cote d'Azur liegt Cathy auf dem Bett, sie scheint zu schlafen. Neben ihr Gilles, ihr Mann. Er hat den Auftrag zu einem Drehbuch über das Paar Marie-Bertrand. Gilles fällt es immer schwerer, zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden, zwischen den Schnitten ins Herz und denen seines Filmscripts, er überblendet, was er wahrnimmt, mit dem, was er vor seinem inneren Kameraauge sieht. Sein Leben läuft wie ein Film an ihm vorüber. Ist er selbst auch ein Mörder, oder schreibt er sich diese Rolle nur zu?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.08.2008

Am Ende ist Christoph Bartmann doch enttäuscht von Albert Ostermaiers Romandebüt. Aufmerksam verfolgt er dessen Versuch, die Faszination des Falls Trintignant in neuer Figurenkonstellation und mittels atmosphärischer Verdichtung darzustellen. Die von Ostermaier gesäten Andeutungen und Metaphern und sein, wie Bartmann vermutet, an de Sade und Celine geschulter "dunkel-schwelgerischer" Ton machen dem Rezensenten allerdings zu schaffen. Wie wenig ihn Ostermaier letztlich überzeugen kann, erkennen wir daran, dass er die Ohren spitzt, wann immer im Buch Fakten des Trintignant-Mordes auftauchen und der dunkle Wahn, den Bartmann dahinter vermutet. Sobald allerdings der Autor seine schwelgerische Verschleierung betreibt, ist es für Bartmann allenfalls Lyrik und seine Faszination lässt nach.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.07.2008

Nicht so recht froh ist Rezensentin Ursula März mit Albert Ostermaiers neuem Roman geworden, obwohl sie dessen Stoff zunächst recht aufregend findet: die Liebesbeziehung zwischen der französischen Schauspielerin Marie Trintignant und dem französischen Rockstar Bertrand Cantat, der sie in einem Hotel in Vilnius schließlich erschlug. Der Titel beziehe sich auf eine legendäre Pariser Bar, in der Cantat und seine Band regelmäßig verkehrten, zehre aber auch von dem Mehrwert, dass Zephir in der griechischen Mythologie auch ein Windgott sei. Ostermaiers Zugriff auf den Stoff, den er in seiner "Fusionsmaschine" dem Eindruck der Rezensentin zufolge zu einer zunächst noch sehr suggestiven Mischung aus "illusionsloser Kühle und erregtem Hochdrucksound" verschmilzt, kann sie allerdings gerade mal hundert Seiten interessieren. Bis dahin funktioniert für sie auch der mutige Zugriff des Autors, diese medialisierte Skandalgeschichte als Tragödie eines Durchschnittspaars zu erzählen. Dann aber läuft die Erzählmaschinerie aus ihrer Sicht leer, da Ostermaier ihre Orgien zu penibel plant und in Szene setzt. Am Ende scheitert das Buch für die Rezensentin "an einer Art Bürokratismus der Zeichenbündelung", einem "technischen Overkill" der literarischen Mittel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.04.2008

Anja Hirsch kann Albert Ostermaiers Romandebüt über einen schreibblockierten und paranoiden Autor, der die tödliche Auseinandersetzung zwischen dem Kultsänger Bertrand Cantat und der Schauspielerin Marie Trintignant in ein Drehbuch verwandeln soll, nichts abgewinnen. Dem durch seine Lyrik und Theaterstücke bekannten Ostermaier gerät das Beziehungsdrama, das 2004 die Öffentlichkeit bewegte, zum "postdramatischen Theater in Prosaform", in dem die Figuren vage bleiben und dem Leser über weite Strecken nicht klar ist, wer spricht und was Realität oder Wahn ist, meint die Rezensentin nicht eben begeistert. Dem Autor gehe es nämlich darum, die geistige Zerrüttung seiner Hauptfigur abzubilden und stelle das alte Genie-Wahnsinn-Thema ins Zentrum seines Buches. Doch leider sei Ostermaiers Drehbuchautor alles andere als ein Genie, wie sich in seiner unoriginellen Sprache mit der Fülle von "abgegriffenen Metaphern" zeige, beschwert sich Hirsch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

So ganz schlecht fand Verena Lueken diesen Romanerstling des bisher vor allem als Lyriker und Dramatiker bekannten Albert Ostermaier erst einmal nicht. "Mutig" jedenfalls sei Ostermaier schon, zum einen, weil er sich sehr direkt mit dem traurigen wahren Fall des Rockmusikers Bertrand Cantat befasst, der seine Frau Marie Trintignant erschlug. Gilles, der männliche Protagonist, schreibt an einem Drehbuch zu diesem Vorfall. Und Ostermaier assoziiert, zitiert Noir-Filme und lässt die Identitäten von Gilles und Bertrand ineinanderfließen. Das ist, "eine Weile lang", so Lueken, durchaus "packend". Aber irgendwann frage man sich doch, worauf das alles hinauslaufen soll. Die ernüchternde Antwort, je länger sie las: Eigentlich läuft es auf gar nichts hinaus: "Das Buch ist da, aber was erzählt es?" Lueken weiß es nicht und hat den Roman darum offenkundig ziemlich unbefriedigt zugeklappt.
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