Alexander Honold

Nach Olympia

Hölderlin und die Erfindung der Antike
Cover: Nach Olympia
Vorwerk 8 Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783930916511
Kartoniert, 244 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Mit 29 Abbildungen. Die Begeisterung des 18. Jahrhunderts für das antike Griechenland war von großer Bedeutung für das kulturelle Selbstverständnis der beginnenden Moderne. Am Werk Hölderlins und dessen Entwurf des antiken Olympias zeichnet Alexander Honold die Leitmotive der modernen Antikerezeption in der Literatur, Archäologie und Pädagogik nach. Den Spuren des Dreiecks von Literatur, Archäologie und Körperpädagogik haben sich bislang weder die Literatur- und Kulturgeschichte angenommen, noch die Chronisten der olympischen Bewegung. So gibt dieser Band nicht nur eine neue Sicht auf das Werk Hölderlins, sondern bietet darüber hinaus einen umfassenden Abriß der Vorgeschichte des Olympia-Gedankens.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.01.2003

Sowohl die Geschichte der Olympischen Spiele wie das Werk Hölderlins sind hinreichend bekannt und erforscht, stellt Stefan Rebenich fest, aber noch keiner sei wie Alexander Honold auf die Idee gekommen, beide Themen zu verbinden. Ein Projekt, das den Rezensenten hellauf begeistert. Denn Honold erweise sich nicht nur auf der Höhe der Hölderlin-Forschung, schreibt Rebenich anerkennend, sondern nehme das Thema zum Anlass, einen eigenen Beitrag zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte Europas zu leisten, indem er die Antiken-Rezeption des 19. und 20. Jahrhunderts analysiere. Denn die Wiederentdeckung des Olympia-Gedankens war verbunden mit der Wiedergeburt des Altertums, referiert Rebenich. Die Idealisierung der Antike hatte wiederum eine politische Dimension, die sich in die emanzipatorische Tradition der Aufklärung einordnen lässt. Fasziniert folgt Rebenich Honolds Gedankenführung, der einen großen Bogen von der archäologischen Forschung bis hin zur Konzeption des humanistischen Gymnasiums schlägt. Honolds Thesen seien souverän dargestellt, schreibt Rebenich, auch wenn sicher die ein oder andere etwas gewagt sei.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2002

Gerhard Schulz hat Alexander Honolds Buch über Olympia, Hölderlin und die Erfindung der Antike ausgesprochen gut gefallen. Gelehrt und lesbar zugleich nennt er das Werk, mit dem der Literaturwissenschaftler Honold sowohl Hölderlin-Interpretation als auch europäische Kulturgeschichte liefere. So findet Gerhard Schulz nicht nur perspektivreich dargestellt, wie aus dem Bildungserlebnis "Antike" der Forschungsgegenstand Alterumswissenschaft und aus ihm wiederum die Idee der Olympischen Spiele entstand. Er hält auch den Blick auf Olympia als modernes Gesamtkunstwerk für absolut überzeugend, schließlich habe ja schon Pierre Coubertin gesagt, dass Wagner ihm den olympischen Horizont eröffnet habe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2002

"Ungewöhnlich dicht und kenntnisreich" nennt der Rezensent Ralf Müller Alexander Honolds Studie über Hölderlins Bild der Antike, und dasselbe trifft auch auf seine Rezension zu. "Jeder Blick in die Vergangenheit ist zugleich Ausdruck der Gegenwart", schreibt Müller einleitend und liest Honolds Buchtitel "Nach Olympia" sowohl als Wegweiser in die Vergangenheit als auch als Selbstpositionierung im "Danach". Honold erzähle demnach "zwei Geschichten": die von Hölderlin und die vom europäischen Antike-Mythos. Wie die glühende Antikenverehrung zur "existenziellen Selbstbefragung" wird, zeigt Honold in Hölderlins Werk auf, wobei ihm in erster Linie der "Hyperion" als Bezugstext dient. Der "unkonventionelle und phantasievolle Interpret" Honold, wie Müller voll des Lobes schreibt, sieht diese Spannung der gleichzeitigen Rück- und Selbstzuwendung in Hyperions Verhältnis zu seinem Lehrer Adamas, das er als "Emblem einer Allianz von Antike und Moderne" liest, und im dynamischen Bild der Quelle, das er als Metapher der Kulturkonstitution versteht: "Kultur ist auch 'als Effekt von Migration zu begreifen und darzustellen'. Doch das Antike-Bild sei auch aufgrund der wissenschaftlichen Entwicklung problematisch geworden, vor allem im Bereich der Archäologie. Hölderlin habe den tiefgreifenden Paradigmenwechsel in der Betrachtung der Antike miterlebt, in der Methodik die Einfühlung ablöst. Für Honold zeige der "Hyperion" also ein doppeltes Olympia, das zugleich "agonale Urszene und realhistorischer Trümmerhaufen" sei. Später, als die Nazis die olympische Wettkampf-Metaphorik für die soldatische Kriegsbereitschaft verpflichteten, "wurde aus dem olympischen Agon Agonie", schließt der Rezensent pathetisch.