Amia Srinivasan

Das Recht auf Sex

Feminismus im 21. Jahrhundert
Cover: Das Recht auf Sex
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783608982381
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Claudia Arlinghaus und Anne Emmert. Was denken wir über Sex? Wie sollten wir darüber nachdenken? Angeblich ist Sex ganz privat, intim und doch wird er ständig mit öffentlicher Bedeutung aufgeladen und überfrachtet. Wir leben unsere ganz persönlichen Vorliebe beim Sex aus und doch wissen wir, dass er von äußeren, gesellschaftlichen Kräften geformt wird, denen wir nie entkommen. Vergnügen und Ethik klaffen beim Sex denkbar weit auseinander. Sex ist das Privateste und das Intimste. Gleichzeitig ist Sex öffentlich aufgeladen und ein Zustand des menschlichen Lebens, an dem Lust und Ethik weit und extrem auseinanderklaffen. Amia Srinivasans Debüt spürt der Bedeutung von Sex in unserer Welt in den Zeiten von #MeToo nach. Erfüllt von der Hoffnung auf eine andere Welt, greift sie auf den politischen Feminismus für ihren Entwurf für das 21. Jahrhundert zurück. Was denken wir über Sex? Ist das Intime politisch? Srinivasen diskutiert spannungsgeladene Beziehungen zwischen Diskriminierung, Vorlieben, Pornografie, Freiheit, Rassenungerechtigkeit, Lust und Macht. Sie sucht nach Antworten auf eine Kernfrage unserer Zeit, dem veränderten Verhältnis der Geschlechter: Was bedeutet es, in der Öffentlichkeit wie im Privaten wirklich frei zu sein?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2022

Rezensentin Marlen Hobrack liest mit Interesse, wie sich Amia Srinivasan in ihrem erhellenden und zugleich provokanten Buch "Das Recht auf Sex. Feminismus im 21. Jahrhundert" den innerfeministischen (Macht-)Konflikten widmet. Die indisch-amerikanische Autorin und Professorin stellt darin nicht nur kontroverse Fragen, sondern zeigt auch die Probleme auf, mit denen sich die feministische Bewegung im Inneren konfrontiert sieht, wie beispielsweise jenes der Transfrauen, die von einigen Feministinnen nicht als Frauen anerkennt werden. Zugleich bietet das Buch Erklärungen für diese Probleme, darunter auch anhand des Konzepts des politischen Lesbentums, das schon 1970 und 1980 viele Verteidigerinnen gewinnen konnte, erklärt Hobrack. Mit ihren scharfen und dennoch differenzierten Analysen bringt Srinivasan der Rezensentin zufolge nicht nur die patriarchalen Diskurse ins Wanken, sondern ermöglicht auch eine Neusortierung des Feminismus und einen Blick auf seine eher unbekannten Probleme. Hobrack erkennt in dem Buch letztendlich die Aufforderung, den Feminismus von heute neu zu denken, auch wenn sie nicht allen Positionen darin zustimmt, schließt sie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2022

Rezensentin Claudia Mäder liest das Buch der Philosophin Amia Srinivasan über die nur vermeintliche sexuelle Freiheit mit Interesse. Dass unser Wollen und Wirken beim Sex weniger von uns selbst als von systemischen und politischen Strukturen bestimmt sei, wie die Autorin laut Mäder anhand von allerlei Beispielen aus dem Campusleben, der Prostitution und der Pornografie zu belegen versucht, kann die Rezensentin bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Auch Srinivasans Einwand, Gesetzesänderungen seien keine Lösung, weil sie den systemischen Fehler nicht korrigieren, versteht Mäder. Allerdings irritiert sie die Tendenz des Buches nachhaltig, das Individuum "aus der Verantwortung" zu nehmen, es zu entmündigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2022

Rezensentin Eva Tepest folgt interessiert den Überlegungen der Philosophin Amia Srinivasan, die bisher durch ihre Essays in der London Review of Books bekannt ist. Den Amoklauf eines Jugendlichen in Kalifornien, der aus Frust über sein unfreiwilliges Zölibat sechs Menschen tötete, nimmt die Autorin als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen über die Auswirkungen der strukturellen Probleme von Rassismus, Kapitalismus und des Patriarchats auf die menschliche Sexualität, resümiert Tepest. Ohne den Täter entschuldigen zu wollen, gibt Srinivasan in ihren Essays weitere Beispiele wie die Frauenmorde in Indien oder America`s Next Top Model für "schlechte Lösungen" und "Leerstellen", denen sie offene Fragen entgegnet. Das regt die Rezensentin zum Nachdenken an, auch wenn sie Srinivasan nicht immer zustimmt, die Thematisierung der Lust vermisst und der mitunter suggestiven Textstruktur nicht auf den Leim geht, der Grundstein für neue Debatten, sei es allemal.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.02.2022

Rezensentin Susanne Billig liest Amia Srinivasans Essayband über "Das Recht auf Sex" mit Gewinn. Die Frage, ob es ein solches gibt, analysiert die Philosophin mit Blick nicht nur auf feministische Theorien. Sie betrachtet Vergewaltigungsvorwürfe, Pornografie oder Prostitution, lotet verschiedene Sichtweisen aus, sorgfältig und mit "mit humanistischem Ethos", wie Billig schreibt. Dass auch manche feministische Argumentation nicht frei von "verstecktem Rassismus und Klassendünkel" ist, erfährt die Rezensentin hier ebenfalls

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.02.2022

Die in Oxford lehrende Philosophin Amia Srinivasan untersucht in diesem Buch in sechs Essays was Begehren und eine freie Sexualität heute sein können. Es geht um Missbrauch, Metoo, Pornografie und Incels, schreibt Rezensentin Novina Göhlsdorf, die nicht ganz klarstellen kann, inwiefern Srinivasans Überlegungen wirklich neu sind. So viel verstehen wir: Srinivasan möchte Vergewaltiger und Missbrauchende nicht mehr der Justiz überantworten, sondern lieber in Maßnahmen gegen Armut und Rassismus investieren. Sie diskutiert die Frage, wie nein nein bedeuten kann, wenn die Frau beim Sex mitmacht, nicht weil sie gezwungen wird, sondern weil sie denkt, das muss jetzt so sein. Und sie denkt über die Auswirkungen von Internetpornografie nach. Dabei propagiert sie eine befreiende Sexualerziehung, die Göhlsdorf dann doch naiv findet. Trotzdem ein lesenswertes Buch, meint sie.