Andrew Miller

Die Optimisten

Roman
Cover: Die Optimisten
Zsolnay Verlag, Wien 2007
ISBN 9783552054011
Gebunden, 334 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nicolaus Stingl. "Nach dem Massaker bei der Kirche von N. flog Clem Glass heim nach London." So beginnt Andrew Millers neuer Roman. Aber weder kann der Fotoreporter das, was er in Afrika gesehen hat, vergessen, noch findet er sich in seinem früheren Leben zurecht. Er lässt sich treiben, trinkt zu viel, sucht Streit. Da meldet sich Clems Vater, der in einer klosterähnlichen Gemeinschaft lebt, und bittet ihn, sich um die unter schweren Depressionen leidende Schwester, eine Kunsthistorikerin, zu kümmern. Nach einem gemeinsamen Sommer auf dem Land erfährt Clem, dass sich der Anstifter des Massakers in Brüssel aufhalten soll.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2007

Ohne eine ordentliche Portion Wohlwollen gelingt es Martin Halter nicht, diesen Roman zu empfehlen. Die "Detailtreue" und die "Demut" mancher Schilderungen im Text scheinen ihm Ausdruck für den "unverbesserlichen Optimismus" des Autors, aber auch die Ursache für die Ermüdung des Lesers zu sein. Geduldig gibt Halter die Handlung wieder, um festzustellen, dass Andrew Miller den Weg der Heilung des mit Katastrophen und Krankheit konfrontierten Menschen hier nicht zum ersten Mal beschreibt. Überhaupt erkennt er darin einen aktuellen Topos der englischen Literatur. Schade nur, meint er, dass Miller, "anders als etwa Ian McEwan", nicht die passenden Bilder und Worte dazu findet und trotz aller Gewissenhaftigkeit nur "an der Oberfläche". "Therapeutische Erbauungsliteratur" mit seltenen Lichtblicken, nennt Halter das.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.07.2007

Berührt zeigt sich Rezensent Jürgen Brocan von Andrew Millers Roman über einen Fotoreporter, der von einem Massaker in Afrika, das er als Augenzeuge miterlebte, völlig aus der Bahn geworfen wird und erst allmählich wieder auf die Beine kommt, als er sich um seine psychisch kranke Schwester kümmert. Er lobt Millers zurückhaltende, eher andeutende als beschreibende Erzählweise, die das Entscheidende nie direkt benenne, sondern nur in seinen Auswirkungen sichtbar mache. Fragen nach dem Umgang mit dem Grauen greift Miller seines Erachtens in "souveräner Beiläufigkeit" auf, ohne eindeutige, gar einfache Antworten zu geben. Bei der Auseinandersetzung des Fotoreportes mit der Banalität des Bösen, seiner eigenen konfliktreichen Familiengeschichte und dem Thema Schuld enthalte sich der Autor jeden Kommentars. Bemerkenswert scheint Brocan, wie der Roman auf einer Metaebene die Frage nach Möglichkeit einer adäquaten Darstellung des Grauens thematisiert. Sein Resümee: ein Roman, der trotz seiner "unbeantworteten Leerstellen" deutlich "Spuren nach der Lektüre" hinterlässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2007

Rezensent Christoph Bartmann genießt es sehr, dass er mit Andrew Millers Roman "Die Optimisten" ein Buch vor sich hat, das zumindest besser ausgeht, als es angefangen hat. Der Autor erzählt darin, wie der aus Ruanda nach England zurückgekehrte Fotojournalist Clem Glass an den schrecklichen Bürgerkriegserlebnissen zu zerbrechen droht, durch seine an Depressionen erkrankte Schwester, der er zur Hilfe kommt, aber auch selbst wieder gesund wird, fasst der Rezensent zusammen. Bartmann findet, dass Miller hierzulande noch nicht die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die ihm zukommt und ihm liegt deshalb sehr daran, diesen sensiblen Erzähler, der ohne literarische "Sensationen" auskommt, anzupreisen. Der Rezensent beschreibt Millers Prosa als zeitlos und er findet, dass sein realistischer, dabei aber immer menschlicher Ton die Wirklichkeit angemessen zu beschreiben imstande ist, auch wenn sie literarisch nicht gerade als avantgardistisch zu beschreiben ist, wie er ohne Bedauern einräumt.
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