Anton Holzer

Das Lächeln der Henker

Der unbekannte Krieg gegen die Zivilbevölkerung 1914-1918
Cover: Das Lächeln der Henker
Primus Verlag, Darmstadt 2008
ISBN 9783896783752
Gebunden, 244 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung war im Ersten Weltkrieg keineswegs nur auf die Exzesse Einzelner zurückzuführen. Die Übergriffe waren systematisch geplant und offiziell angeordnet. Sie waren Teil der Kriegsführung. Seit dem Ersten Weltkrieg, das dokumentiert dieser Band auf eindrückliche Weise, gehört der Krieg gegen Zivilisten zum Instrumentarium eines jeden modernen Krieges. Anton Holzer hat in jahrelangen Forschungen Fotodokumente zusammengetragen und analysiert, die von diesem brutalen Feldzug gegen die Zivilbevölkerung berichten. Viele der Hinrichtungen sind in Fotografien festgehalten. Aufgenommen wurden die Bilder von Soldaten und Offizieren, die als Schaulustige und Voyeure Zeugen der Gewalttaten waren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2009

Tiefen Eindruck hat Anton Holzers Bildband über den Ersten Weltkrieg bei Christoph Jahr hinterlassen. Das Buch des Fotohistorikers verdeutlicht seines Erachtens einmal mehr die Fragwürdigkeit der Annahme, der Erste Weltkrieg sei weitgehend nach Völkerrechtsregeln geführt worden. Er sieht es als Verdienst Holzers an, den Blick auf diesen kaum beachteten Aspekt des Ersten Weltkrieges zu richten. Zugleich findet er in dem Band die "Frage nach der Kontinuität exzessiver Gewaltausübung im 20. Jahrhundert" neu gestellt. Die aus Polen, der Ukraine, den Ländern Ex-Jugoslawiens und Schweiz zusammengetragenen Fotografien hingerichteter und ermordeter Zivilisten erinnern ihn an die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. Der "düstere" Band dokumentiert für Jahr das Ausmaß der Morde an der Zivilbevölkerung. Er schätzt die "intensive und gründliche Recherche", auf der der Band basiert, konstatiert aber auch, dass er "keine umfassende, sachlich-wissenschaftliche Analyse" darstellt, sondern eine "subjektive, bisweilen assoziativ-impressionistische Anklage gegen eine Kriegsführung".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.05.2009

Sehr interessiert hat sich Historiker Gerd Krumeich mit dem jüngsten Buch Anton Holzers auseinandergesetzt, der als bedeutender Kenner der Fotogeschichte des Ersten Weltkriegs gilt. Mit seinem Buch will der Autor die These belegen, dass der Erste Weltkrieg nicht, wie allgemein angenommen, vor allem ein Krieg unter Soldaten gewesen ist, sondern dass er von Anfang an massiv gegen die Zivilbevölkerung gerichtet war, lässt uns der Rezensent wissen. Insbesondere die Fotos, die gerade für die Ostfront zahlreiche Kriegsgräuel an Zivilisten belegen, untermauern den Befund, wie Krumeich herausstreicht. Für den Ersten Weltkrieg im Ganzen gesehen allerdings ist der Rezensent nicht überzeugt, und er meint, dass hier noch "viele Fragen offen" bleiben. Die "anti-kritische" Frage danach, ob es beispielsweise an der österreichisch-serbischen Front, wo viele Zivilisten als angebliche Spione gehängt wurden, tatsächlich Spione gegeben hat, hätte sich Krumeich gewünscht. Ärgerlich findet der Rezensent den reißerischen Titel des Bandes. Hier zeigt er sich vom Autor als ausgewiesene Autorität der Fotogeschichte enttäuscht, denn vom "Lächeln der Henker" könne bei Sichtung der Fotos keine Rede sein.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2008

Nach fast hundert Jahren rühre dieses Buch an ein verschwiegenes, vergessenes Kapitel der letzten Jahre der untergehenden Donaumonarchie, schreibt Rezensent Philipp Maußhardt, der das Buch über die Verbrechen der österreichischen Armee an ukrainischen, serbischen und anderen Zivilisten im Ersten Weltkrieg sehr begrüßt. Der Titel sei an ein Zitat von Karl Kraus aus ?Die letzten Tage der Menschheit? angelehnt. Jahrelang habe der Fotohistoriker Anton Holzer in privaten und öffentlichen Archiven nach Fotodokumenten gefahndet und, besonders aus Privatbeständen, Fotobelege aus dem ?Krieg hinter dem Krieg? gesammelt. ?Bilder von erschreckender Grausamkeit", schreibt der Rezensent über die Fotos von Massenhinrichtungen und Militärwilkür und den lachenden, titelgebenden Henkern - Fotos, die zur Abschreckung und Erbauung auch als Postkarten kursierten. Doch Holzer befasse sich auch mit Analogien zur Jetztzeit, zu deren Repertoire das Verhöhnen der Opfer bis heute zähle, siehe Abu Ghraib, weshalb Maußhardt die Aufforderung Holzers unterschreibt, die Bilder sehr genau zu betrachten: "Und auch den Betrachtern dieser Bilder über die Schulter zu blicken - das heißt letztlich uns selbst."