Antonia von der Behrens (Hg.)

Kein Schlusswort

Nazi-Terror, Sicherheitsbehörden, Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess
Cover: Kein Schlusswort
VSA Verlag, Hamburg 2018
ISBN 9783899657920
Gebunden, 328 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Es ist eines der aufwändigsten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Der Prozess um die Morde von Angehörigen und Unterstützer*innen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am Münchener Oberlandesgericht dauert mittlerweile über 400 Verhandlungstage. Im November 2017 begann mit den Plädoyers der über 90 Nebenkläger*innen und ihrer Anwält*innen auch eine Abrechnung mit dem gebrochenen Aufklärungsversprechen der Bundeskanzlerin. Denn die bohrenden Fragen der Betroffenen blieben bislang unbeantwortet: Wie erfolgte die Auswahl der Opfer? Wie groß war das an den Morden und Anschlägen beteiligte Unterstützernetzwerk? Was wussten die Sicherheitsbehörden - insbesondere der Verfassungsschutz - und warum wurde seitens des Staates nicht eingegriffen? Wie konnte der NSU überhaupt entstehen? Diesen und anderen Fragen gehen in diesem Band vier vom NSU-Terror Betroffene und acht Nebenklagevertreter*innen in ihren Plädoyers nach. Die Anwält*innen gehören zu denjenigen Nebenklagevertreter*innen, die den NSU-Prozess - dessen Ende mit der Urteilsverkündung für Frühjahr 2018 erwartet wird - mitgestalteten.

Zu den Autor*innen: Elif und Gamze Kubaşık, Muhammet Ayazgün sowie Arif S. sind Hinterbliebene bzw. Verletzte des NSU-Terrors.
Die Anwält*innen Antonia von der Behrens, Dr. Björn Elberling, Berthold Fresenius, Alexander Hoffmann, Carsten Ilius, Stephan Kuhn, Angelika Lex, Dr. Anna Luczak, Sebastian Scharmer und Dr. Peer Stolle sind beziehungsweise waren Nebenklagevertreter*innen im NSU-Prozess.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.04.2018

Konrad Litschko liest das Plädoyer der Opfer-Anwältinnen im NSU-Prozess mit Bestürzung. Was Antonia von der Behrens und ihre Kollegen hier noch vor der Urteilssprechung darlegen, erscheint ihm als vernichtende Bilanz von 390 Verhandlungstagen. Dass die Aufarbeitung der NSU-Morde von Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft weiterhin systematisch hintertrieben wird, wie die Autoren behaupten, sowie die Sorge vor einem verfrühten Schlussstrich unter den Terror hält er für höchst bedenkenswert. Die akribisch erstellte Gegenerzählung zur Trio-These und zur Rolle der Geheimen ist für ihn daher eine lohnende Lektüre.