Bernhard Waldenfels

Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden

Cover: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518584606
Kartoniert, 134 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Was kann eine Phänomenologie des Fremden sein? Die Schlüsselthemen lauten: Ordnung, Pathos, Antwort, Leib, Aufmerksamkeit, Interkulturalität. Als Außerordentliches taucht Fremdes in Form von Störungen, Abweichungen und Überschüssen an den Grenzen der Ordnungen auf. So stellt sich die Frage, wie wir auf Fremdes eingehen können, ohne ihm den Stachel zu nehmen. Daraus erwächst eine responsive Art von Phänomenologie, die über alle Intentionen und Regelungen hinaus von Widerfahrnissen und Ansprüchen ausgeht. Ein antwortendes Selbst stellt sich dar als leibliches Selbst, das nie ganz und gar bei sich ist. Die Fremdheit beginnt im eigenen Haus. Sie beginnt bereits bei der Aufmerksamkeit, wenn uns etwas auffällt. Und sie endet nicht zuletzt bei einer Interkulturalität, die auch für die Philosophie zur Herausforderung wird. Ein globales Denken ist dabei weder zu erwarten noch zu wünschen. Der Versuch, Grenzen zu überschreiten, ohne sie aufzuheben, gehört zu den Abenteuern einer Fremdheit zwischen den Kulturen. Es sind Autoren wie Bachtin, Freud und Mauss, wie Calvino, Kafka, Musil und Valery, die der Phänomenologie des Fremden ihre besondere Würze geben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.08.2006

Rezensent Andreas Cremonini empfiehlt dieses "Büchlein" als Einführung in die von Bernhard Waldenfels geprägte "Bochumer Phänomenologie". Knapp und kompakt werde auf die Betrachtungen des Fremden von Autoren wie Bachtin, Freud, Calvino, Kafka, Musil und Valery eingegangen. Wer es freilich genauer wissen wolle, müsse zu umfassenderen Werken dieser Schule greifen. Dennoch hat das Buch Cremonini zufolge einige kompakte Thesen zu bieten, die reichlich Stoff für inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser philosophischen Richtung und ihrer Theoreme bieten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.05.2006

Ein ziemlich aktuelles Thema scheint hier reichlich abstrakt abgehandelt zu werden. Das Buch handelt von der Frage, wie man mit dem Fremden umgeht, referiert der wohlwollende Rezensent Hans-Martin Schönherr-Mann. Und die Frage scheint nicht nur im philosophischen, sondern auch im gesellschaftlichen Sinn gestellt zu werden, denn es fällt in der Rezension auch der Begriff der "interkulturellen Erfahrung". Glaubt man dem Rezensenten, so weigert sich Waldenfels, das Fremde einfach einer Universalität unterzuordnen. Selbst als ein Besonderes, das man der eigenen Besonderheit vergleichend entgegenstellt, will Waldenfels es laut Rezension nicht definieren, da er hier schon Eingemeindung wittert. Demnach muss man das Fremde wohl auch als Infragestellung der eigenen Begrifflichkeit akzeptieren. Am Ende der Rezension findet sich noch eine rätselhafte Passage, wonach der Kapitalismus für den heutigen Konflikt der Kulturen verantwortlich zu machen sei.
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