Bernice Eisenstein

Ich war das Kind von Holocaust-Überlebenden

Roman
Cover: Ich war das Kind von Holocaust-Überlebenden
Berlin Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783827007568
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Henriette Heise. Sich mit Humor zu wappnen ist sicher keine schlechte Strategie, wenn man in einer Familie aufwächst, über der die schwarzen Schatten der Auslöschung liegen. Mit unbedingter Aufrichtigkeit stellt sich die Künstlerin Bernice Eisenstein der Frage, was der Holocaust für ihr Leben bedeutet, wie sehr er auch ihre eigene, die zweite Generation geprägt hat. Schonungslos und ohne jedes Selbstmitleid erzählt sie von dem Kind, dem bewusst wird, dass die Eltern sich ihren Schicksalsgenossen stärker verbunden fühlen als der eigenen Tochter. Dem Kind, das lernt, den Holocaust als soziale Trumpfkarte auszuspielen. Dem Kind, das versucht, sich durch exzessive Beschäftigung mit der Shoah auf Augenhöhe mit dem Leid der Eltern zu begeben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.04.2008

Ausgesprochen beeindruckt bespricht Rezensentin Insa Wilke diesen autobiografischen Comic der 1948 in Kanada geborenen Tochter von polnischen Auschwitz-Überlebenden. Nicht nur die selbstironische Art, mit der Bernice Eisenstein ihre Geschichte erzählt und in Szene gesetzt hat, auch der differenzierte Gesamtblick begeistert die Rezensentin sehr. Denn es gelingt Eisenstein ebenso tief in die Abgründe der Katastrophe zu blicken, wie das Verführerische der "Droge Holocaust" für die Zweite Generation zu schildern. Das Buch verbindet der Beschreibung der Rezensentin zufolge Prosa und Comic, Erinnerungen und "getuschte, manchmal colorierte Szenen oder Erinnerungsobjekte". Manchmal würden Gesichter oder Satzfetzen in Sprechblasen aus der Vergangenheit herangeweht. Ihrer graustufig gezeichneten kindlicher Heldin habe Eisenstein eine erwachsene und reflektierende Erzählerin zur Seite gestellt und ihr gelinge auf diese Weise eine hochgradig differenzierte und gleichzeitig immer wieder entwaffnend naive Sicht auf die grausame Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2008

Vom Unbeschreiblichen zu erzählen ist der kanadischen Zeichnerin Bernice Eisenstein in ihrem Erinnerungsbuch gelungen und sie hat dabei sowohl die Pathos- als auch die Kitschfalle souverän umschifft, preist Thomas von Steinaecker. Die Autorin erzählt von ihrem Leben als Kind polnischer Juden, die den Holocaust überlebt haben und nach Kanada ausgewandert sind, erklärt der Rezensent. Eisenstein schreibt in sprunghaften anekdotischen und aphoristischen Geschichten aus der hermetisch gegen den Rest der Welt abgeschlossenen jüdischen Gesellschaft in Toronto, in der der Holocaust totgeschwiegen wird und dennoch das gesamte Leben beeinflusst, teilt von Steinaecker mit. Besonders fasziniert und begeistert haben ihn die Bilder, mit denen die Autorin ihr Buch weniger illustriert als ergänzt und durch eine "eigenständige" Bildersprache erweitert. Eisenstein schafft damit eine neue Gattung, die sich von der "Graphic Novel" eines Spiegelman durch seine leise Poesie abhebt, preist der Rezensent, den dieses Buch bewegt und beeindruckt hat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2007

Ganz und gar überzeugend findet Andreas Platthaus die Form, die Bernice Eisenstein für ihre autobiografische Darstellung der Schoa gefunden hat. Eisenstein ist, wie der Titel schon sagt, die Tochter von Holocaustüberlebenden, und was es heißt, mit derart gezeichneten Eltern (und Verwandten) aufzuwachsen, davon erzählt ihr Buch. Der eigentliche Clou daran ist, dass Eisenstein, die als Illustratorin bekannt geworden ist, neben die Texterzählung Bilder stellt. Und zwar gerade nicht, so Platthaus, als bloße Illustration des in Prosa schon Festgehaltenen. Vielmehr zeigt Eisenstein in den Bildern, darunter ein achtzehnseitiger zusammenhängender Comic, gerade das, worüber sie nicht schreibt. Das Bild tritt an die Stelle des Wortes und zwar, stellt der Rezensent bewundernd fest, in großartiger Manier. Dies, resümiert er, ist neben Art Spiegelmans Comic "Maus" eine der großen literarischen Darstellungen des Lebens nach der Schoa.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2007

Rezensent Manuel Gogos zählt Bernice Eisensteins außergewöhnliches autobiografisches Buch "Ich war das Kind von Holocaust-Überlebenden" nicht zur sogenannten Auschwitz-Literatur. Gleichwohl sieht er das Werk, das für ihn Vaterbuch, Familienroman von Holocaust-Überlebenden und Einwanderungsroman gleichermaßen ist, über ein "Verweissystem aus ererbten Metaphern" mit den Erinnerungsbüchern von Holocaust-Überlebenden wie Primo Levi oder Elie Wiesel verbunden. Er hebt die unkonventionellen Illustrationen der Autorin hervor, die dem Buch die "Anmutung eines Kinderbuchs" verleihen. Den Text selbst, die Erinnerungen an den Vater, die Phantasien der Tochter, die sich ausmalt wie dieser Westernfilmheld mit der Nazibrut abrechnet, ihre obsessive Beschäftigung mit der Nazizeit, zeichnet sich für Gogos durch seine "eigentümliche Orginalität" aus. Er hebt in diesem Zusammenhang Eisenstein besondere Mischung aus "entwaffnender Naivität, skurrilen Phantasien und schlagkräftigem Sarkasmus" hervor. Bisweilen fühlt er sich dabei an Art Spiegelmans Maus-Comics erinnert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2007

Rezensent Manuel Gogos zählt Bernice Eisensteins außergewöhnliches autobiografisches Buch "Ich war das Kind von Holocaust-Überlebenden" nicht zur sogenannten Auschwitz-Literatur. Gleichwohl sieht er das Werk, das für ihn Vaterbuch, Familienroman von Holocaust-Überlebenden und Einwanderungsroman gleichermaßen ist, über ein "Verweissystem aus ererbten Metaphern" mit den Erinnerungsbüchern von Holocaust-Überlebenden wie Primo Levi oder Elie Wiesel verbunden. Er hebt die unkonventionellen Illustrationen der Autorin hervor, die dem Buch die "Anmutung eines Kinderbuchs" verleihen. Den Text selbst, die Erinnerungen an den Vater, die Phantasien der Tochter, die sich ausmalt wie dieser Westernfilmheld mit der Nazibrut abrechnet, ihre obsessive Beschäftigung mit der Nazizeit, zeichnet sich für Gogos durch seine "eigentümliche Orginalität" aus. Er hebt in diesem Zusammenhang Eisensteins besondere Mischung aus "entwaffnender Naivität, skurrilen Phantasien und schlagkräftigem Sarkasmus" hervor. Bisweilen fühlt er sich dabei an Art Spiegelmans Maus-Comics erinnert.
Stichwörter