Bettina Stangneth

Böses Denken

Cover: Böses Denken
Rowohlt Verlag, Reinbek 2016
ISBN 9783498061586
Gebunden, 128 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Die Philosophin Bettina Stangneth stellt eine unbequeme Frage: Haben wir wirklich das Recht zu jedem Gedanken oder braucht auch das Denken eine Ethik? Die Gedanken sind frei und jeder, der selber zu denken lernt, wird so frei werden wie sie. Das glauben wir jedenfalls. Weil wir fest davon überzeugt sind, dass es einen Zusammenhang zwischen Denken und Moral gibt, fordern Philosophen seit dem 18. Jahrhundert dazu auf, alles zu bedenken, eigene Überzeugungen zu entwickeln und konsequent danach zu handeln. Wer denkt, so hoffen wir, der mordet nicht. Wer aufrichtig seinen Überzeugungen folgt, macht die Welt besser. Aber dann kam das 20. Jahrhundert und mit ihm der organisierte Massenmord, die Tat der denkenden Mörder. Und es kamen die Selbstmordattentäter, die alles andere als gedankenlos sind und dennoch töten. Dieser Essay erklärt und erweitert klassische Konzepte des Bösen, denn wer das Böse bekämpfen will, muss es zunächst einmal erkennen. Es kommt schon lange nicht mehr nur als dummer Barbar, sadistischer Schläger oder gedankenloser Bürokrat daher, sondern mit verführerisch schlüssigen Argumenten. So sehr wir es uns auch gewünscht haben: Für uns Menschen ist nichts jenseits von Gut und Böse. Noch nicht einmal das Denken.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.09.2016

Mit großem Interesse hat Rezensentin Caroline Rehner Bettina Stangneths Studie "Böses Denken" gelesen. "Provokante" Thesen entdeckt die Kritikerin in diesem Plädoyer für mehr Moral, in dem die Philosophin erläutert, wie die Nationalsozialisten Moral und Vernunft rhetorisch auslöschten und den Menschen die Grundlage allgemeiner Werte entzogen. Mehr noch: Stangneth geht über Kant und Hannah Arendt hinaus, wenn sie in Frage stellt, dass Vernunft und Denken bessere Menschen machen können und mit Blick auf NS-Funktionäre darlegt, dass sich "vernünftiges Denken von der Ethik entkoppeln" und die Vernunft als Waffe gebraucht werden könne. Diesem Buch, das zur moralischen Selbstreflexion anregt, verzeiht die Rezensentin auch gern, dass die Stiche gegen heutige "böse Denkweisen" ein wenig dünn geraten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2016

Dem radikal Bösen begegnet Rezensentin Petra Gehring im Buch der Philosophin und Historikerin Bettina Stangneth. Warum und wo (nämlich in unmittelbarer Nähe) das Böse lauert, aber auch wie wir ihm mit Moral immer und überall begegnen können, kann ihr die Autorin mit Hannah Arendt und Kant erklären. Den Bogen von Adolf Eichmann zur islamistischen Radikalisierung im Internet, aber auch zur wissenschaftlichen Amoralität schlagend, erscheint die Autorin der Rezensentin als streitbar und begabt mit einer glänzenden Schreibe und Witz. Der Aufforderung der Autorin zum Blick in menschliche Abgründe kommt Gehring gerne nach und scheint überzeugt von Stangneths "schwungvollem" Moralismus.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.05.2016

Rezensent Alan Posener hält Bettina Stangneths Buch für die vielleicht wichtigste Neuerscheinung des Jahres, denn es sei nicht weniger als eine Einladung zum "konsequenten Denken, was heißt: zum Denken mit moralischen Konsequenzen". Die Philosophin und Historikerin zeige, wie das Denken böse sein kann und welche Rolle die Vernunft dabei spielt. Denn die sei beim Denken immer dabei, wie die Beine beim Gehen, erklärt Posener im Sinne der Kant-Expertin Stangneth. Nach Ansicht des Königsberger Philosophen sollte die Aufklärung das Böse verdrängen, doch der Nationalsozialismus grassierte später ausgerechnet im vermeintlichen Land der Dichter und Denker. Über dieses Dilemma selbst nachzudenken, dazu lädt die Autorin ein, so der tief beeindruckte Posener, der sich nur eins noch gewünscht hätte: Dass Stangneth die linke Versuchung in ihre Analyse mit einbezogen hätte.