Chelsea Manning

Readme.txt - Meine Geschichte

Cover: Readme.txt - Meine Geschichte
Harper Collins, Hamburg 2022
ISBN 9783749902071
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Katrin Harlaß, Enrico Heinemann und Anne Emmert. Jahr 2010 veröffentlichte Chelsea Manning geheime Militärdokumente, die sie als Geheimdienstanalystin für die US-Armee im Irak auf der Speicherkarte ihrer Digitalkamera herausgeschmuggelt hatte. Die Armee klagte sie in zweiundzwanzig Punkten im Zusammenhang mit dem unerlaubten Besitz und der Verbreitung von geheimen Dokumenten an und verurteilte sie zu fünfunddreißig Jahren Militärgefängnis. Am Tag nach ihrer Verurteilung erklärte Manning ihre Geschlechtsidentität als Frau und begann die Transition. Im Jahr 2017 verkürzte Präsident Barack Obama ihre Haftstrafe, und Chelsea Manning wurde aus dem Gefängnis entlassen.In ihren Erinnerungen erzählt Manning von ihrem Einsatz für mehr institutionelle Transparenz und Rechenschaftspflichten der Regierung und von dem Kampf um ihre Rechte als Transfrau. Sie schildert ihre schwierige Kindheit, ihre Kämpfe als Heranwachsende, was sie dazu brachte, dem Militär beizutreten, und beschreibt den unbändigen Stolz, den sie auf ihre Arbeit hatte. Wir erfahren bisher unbekannte Details, wie und warum sie die Entscheidung traf, geheime Militärdokumente an WikiLeaks zu schicken, und welche Folgen dieses Handeln für sie hatte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2022

Was Chelsea Manning über ihr Leben erzählt, seit sie 2010 zur Whistleblowerin wurde, ist ein wichtiges Zeitdokument, schreibt Rezensent Günter Hack. Um bedauernd einzuschränken, dass Manning in ihrem Memoiren nicht über den eigenen Tellerrand hinausschaut. Die Zeit als Analyst für die US-Armee im Irak und in Afghanistan schildert Manning einerseits als eine schwierige Zeit der Auseinandersetzung mit der sexuellen Identität und dem Hohelied der Hacker, alle Informationen allen zugänglich zu machen. Vieles ist Hack über den spektakulären Leak und seine Folgen bekannt. Deshalb vermisst er umso mehr, dass Manning in der Beschreibung ihrer Kontakte zu Wikileaks so vage bleibt und sie - womöglich zum Schutz - sehr distanziert über ihren Landsmann und Kollegen Edward Snowdon schreibt, der inzwischen russischer Staatsbürger ist. Dass ein Datensatz direkten Einblick in die Dokumente gibt, die Manning ins Gefängnis brachten, macht die Enttäuschung für den Rezensenten nicht wett.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.12.2022

Rezensent Philipp Bovermann liest Chelsea Mannings Autobiografie als Dokument einer doppelten Befreiung. Die Whistleblowerin erzählt ihm hier vom Aufwachsen bei alkoholsüchtigen Eltern in Oklahoma, von ihrer Flucht ins Militär, vom Gefangensein im männlichen Körper und der Haft nach ihren Leaks. Es ist aber vor allem das Gefühl der Inkongruenz, das den roten Faden des Buches bildet, klärt der Kritiker auf: Die innere Distanz, die sie in Bezug auf ihre geschlechtliche Identität spürte, erlebte sie auch mit Blick auf die Bilder des Irakkriegs, die in den Nachrichten gezeigt wurden und jenen, die sie als Analystin nachrichtendienstlicher Informationen auf ihrem Bildschirm sah. Es sind insbesondere die Bilder des Kriegs, die bei Bovermann lange nachhallen.  Mit Interesse liest er aber auch von der "Queerness des Militärs", das, so der Kritiker, zum männlichen Körper ein "ähnliches abstinentes Verhältnis pflegt wie der Katholizismus zum weiblichen". Mannings Text ist angenehm klar verfasst, gelegentlich hätte sich Bovermann allerdings mehr Lebendigkeit gewünscht. Unbedingt lesenswert findet er dieses Plädoyer dafür, sein wahres Selbst zu zeigen, aber allemal.
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