Clarice Lispector

Aber es wird regnen

Cover: Aber es wird regnen
Penguin Verlag, München 2020
ISBN 9783328600954
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Benkamin Moser. Aus dem Portugiesischen von Luis Ruby. Zum 100. Geburtstag der Autorin liegt nun der zweite und letzte Band vor. Auch er zeigt die brasilianische Ausnahmeautorin wieder als einzigartige Chronistin des weiblichen Lebens und seiner Abgründe: Eine junge Frau entdeckt nach vielen Demütigungen das ekstatische Glück des Lesens. Ein Hausmädchen versinkt in traurigen Gedanken, um gestärkt in den Alltag zurückzukehren. Eine Beobachterin taucht in fremde Menschen ein und wird zu deren Fleisch. In 44 Geschichten, entstanden auf dem Höhepunkt ihrer literarischen Karriere und für diese Ausgabe von Luis Ruby neu übersetzt, paaren sich widersprüchlichste Gefühle und kühne Bilder mit philosophischer Erkenntnis. Lispector macht uns staunen - nicht zuletzt über die Kompliziertheit des Lebens.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.12.2020

Rezensent Fokke Joel hat einen Verdacht: Vielleicht ist die Zeit reif für Clarice Lispector und ihre Erzählungen. Wie die Autorin immer wieder dazu ansetzt, die Wirklichkeit zu erfassen, immer wieder scheiternd, findet Joel aufregend. Der Mut zum Risiko und zum Scheitern scheint Joel maßgeblich für Lispectors Arbeit wie auch für die im Band enthaltenen Geschichten um Frauen, die laut Joel aufgrund von Lispectors großer Empathiefähigkeit aber stets auch für das andere Geschlecht interessant sind. Lispectors von Woolf und Joyce beeinflusste Modernität, die sich etwa in der Verschränkung von Genres äußert, ist für Joel ein weiterer Ansatzpunkt für heutige Leser.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.12.2020

Rezensent Jens Uthoff begreift Clarice Lispectors Schreiben als "Suchbewegung". Die "unklaren" Plots und Motive in den hier vorliegenden, von Benjamin Moser herausgegebenen Erzählungen aus den 1970er Jahren sind für den Rezensenten insofern eine Einladung an den Leser, der unkonventionellen Poetologie der Autorin zu folgen. Das Thema Begehren im Alter, das die Texte in diesem Band laut Uthoff durchzieht, erkundet Lispector in Form von "Tiefenbohrungen" in die Seele ihrer Frauenfiguren, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.11.2020

Maike Albath empfiehlt die Erzählungen von Clarice Lispector. Die zum Teil erstmals auf Deutsch erschienenen Texte zeigen für sie die ganze literarische Größe der Autorin, die als "Inbegriff der brasilianischen Moderne" gilt: Den Sog, die Verblüffung des Einstiegs, die merkwürdigen, komischen Situationen, in denen sich die Figuren finden, das raffinierte Spiel mit Pointen und Analogie, die "gnadenlosen" Charakterisierungen vor allem der weiblichen Psyche. Wer wissen will, wie sich ein Mädchen fühlt, das sich in ein Huhn hineinversetzt, lese Lispector, rät Albath.