Annette Mingels

Dieses entsetzliche Glück

Roman
Cover: Dieses entsetzliche Glück
Penguin Verlag, München 2020
ISBN 9783328601005
Gebunden, 352 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Hollyhock, eine Kleinstadt irgendwo in Virginia: von hier kommen sie, von hier fliehen sie, hierhin kehren sie zurück, manche für immer. Fünfzehn Menschen, fünfzehn Leben, die miteinander verbunden sind. Da sind Robert und Amy, die vor einem Jahr eine Vereinbarung getroffen haben: sie dürfen beide mit anderen schlafen, was Robert gar nicht will. Da ist Aiko, die glücklich sein könnte mit Alex, der eine Zuversicht ausstrahlt, die sie von ihrem Bruder Kenji kennt, doch das Glück will sich nicht einstellen. Da ist Dan, dessen Ehe in die Brüche ging und der ahnt, dass auch die seiner Schwester Amy auf der Kippe steht. Da ist Kenji, der sich als Schriftsteller versucht, und Lucy, die sich zu ihrer eigenen Überraschung in eine Frau verliebt. Und da ist Basil, der ein Geheimnis mit sich trägt, von dem in Hollyhock niemand etwas ahnt. Annette Mingels erzählt von Menschen, die auf Durchreise in ihrem eigenen Leben sind. Ein Roman über die Unmöglichkeit der Nähe, unsere Sehnsucht danach und den manchmal lebenslangen, verzweifelten Versuch, sie zu erreichen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.12.2020

Rezensentin Ursula März empfiehlt den neuen Roman von Annette Mingels als den bisher besten der Autorin. Fasziniert ist März einmal mehr von Mingels' somnambul zurückhaltender Erzählweise, mit der die Autorin von der "melancholischen Unzufriedenheit" unserer Zeit berichtet. Passend dazu wählt sie den Episodenroman, um ihren "alltagskulturellen Stoff" um Karriere und Schicksalsschläge, Klassenunterschiede und Einsamkeit auszubreiten, erklärt März. Die von Lücken und Zäsuren geprägte Form scheint März zu vermitteln, dass alles miteinander zusammenhängt, nur nicht so, dass sich eine kontinuierliche Geschichte ergibt. Wenn die Leserin dabei die Übersicht behält, so ist das laut März der Autorin zu verdanken, die diese Form so gut beherrscht. Dass die Handlung in einer fiktiven Kleinstadt in den USA stattfindet, spielt eigentlich keine so große Rolle, die Nationalität der Figuren ist austauschbar, findet März.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2020

Ob sie sich nach einem Kind, der Rückkehr der Leidenschaft in die Beziehung oder erfüllenden Aufgaben im Job sehnen - alle Figuren in diesem Episodenroman suchen in der fiktiven Kleinstadt Hollyhock in Virginia nach ihrem persönlichen Glück, erzählt Rezensentin Lerke von Saalfeld. Bei so bürgerlichen, ja fast schon "kleinkarierten" Sorgen könnte das Buch aber eigentlich überall spielen, findet die Kritikerin, die sich fragt, ob vielleicht genau hier das titelgebende Entsetzliche lauert: Gerade diejenigen, denen es scheinbar gut geht, kämpfen mit ihrem langweiligen, sinnentleerten Alltag.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2020

Rezensentin Susanne Lenz findet Gefallen an den Geschichten von Annette Mingels, die für sie zwar nicht unbedingt einen Roman ergeben, wie der Verlag meint, aber Lenz doch überzeugen - als locker miteinander verbundene Kurzgeschichten über banale Leben und große Fragen, übers Verlassen und Verlassenwerden etwa. Wie Mingels das in Szene setzt, mit knappen, treffenden Figurenbeschreibungen, Seeleneinblicken und offenen Enden, dabei weniger schwer und traurig, als es zunächst den Anschein haben mag, findet Lenz lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.09.2020

Rezensentin Manuela Reichart empfiehlt Annette Mingels Geschichten aus dem heutigen Virginia. Ein Roman, in dem es ums Gehen und Bleiben geht, um Familienbande und Liebe und Trennungen, nicht um gesellschaftspolitische Dinge, wie Reichart erläutert. Die vielen verzweifelten Versuche, das Glück zu finden, vermittelt die Autorin laut Rezensentin mit Menschenkenntnis und Melancholie in genauen Tableaus. Ein Reigen der miteinander verwobenen Schicksale, dem Reichart gerne beiwohnt.