Dominique Manotti

Das schwarze Korps

Roman
Cover: Das schwarze Korps
Argument Verlag, Hamburg 2012
ISBN 9783867542067
Gebunden, 280 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andrea Stephani. Noch geht Paris an diesem sonnigen Frühsommertag ungerührt seinen Geschäften nach: Die französische Gestapo verhaftet einen amerikanischen Offizier. Vorm Büro ihres Chefs Deslauriers stehen Bittsteller aus Geschäfts- und Halbwelt Schlange. Am Abend hält die schöne Dora Belle, Geliebte eines SS-Hauptsturmführers und zweitklassige Schauspielerin, ihren Salon. Hier trifft sich die Führung von SS und Wehrmacht mit Vertretern von Industrie, Finanzwelt und Kultur: elegantes Dekor, ausgesuchte Delikatessen, Champagner, Sex. Inspecteur Domecq von der Sitte, Verbindungsmann des gaullistischen Widerstands, nutzt den Abend, um Witterung aufzunehmen. Denn nicht nur militärisch steht die entscheidende Schlacht bevor. In Erwartung der deutschen Niederlage müssen Besatzer und Kollaborateure ihren Besitz, ihre Reputation oder auch nur ihre nackte Haut retten. Manches lässt sich mit Geld regeln oder bei einem guten Tropfen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2013

In einer großen Sammelbesprechung stellt Rezensent Georg Renöckl die frühere Wirtschaftshistorikerin Marie-Noëlle Thibault vor, die seit den Neunzigern unter dem Pseudonym Dominique Manotti mit einer ganzen Reihe von Roman Noirs dem Frankreich unter und seit Mitterand auf den Zahn fühlt und dabei auch die Enttäuschung der Linken über den sozialistischen Präsidenten und die zunehmende Verfilzung von Politik, Justiz und Exekutive widerspiegelt. An Manottis (wie Renöckl anmerkt, im übrigen exzellent recherchierten) Romanen schätzt der Rezensent vor allem die erzählerische Rasanz, Stringenz und Effizienz, aber auch ihre Sinnlichkeit sowie nicht zuletzt die - nicht defätistische - Galligkeit, die immer dann zum Ausdruck komme, wenn Übeltäter für ihre Machenschaften in letzter Sekunde doch nicht ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können. Daran, so Renöckl, lässt sich viel ablesen über den Status Quo der Macht in Frankreich. Daran ändert auch der im historischen Setting der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs spielende Roman "Das schwarze Korps" nichts, in dem Manotti die Wurzeln der Seilschaften der Mitterand-Zeiten im Gestrüpp der Kollaboration und des Widerstands während der deutschen Besetzung Frankreichs verortet: Die Autorin beschreibt damit den "teilweise morastigen Grund", auf dem die französischen Nachkriegsgesellschaft fußt, so Renöckl.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.08.2012

Sylvia Staude zeigt sich vom im französischen Original bereits 2004 erschienenen und jetzt auf Deutsch vorliegenden Krimi aus dem besetzten Paris des Zweiten Weltkriegs berührt und eingenommen. Dass sich die Autorin nicht vornehmlich mit der Resistance, sondern mit den Kollaborateuren auseinandersetzt, die in der Besatzungszeit mit den Nazis Geschäfte machen, um dann bei der Ankunft der Alliierten geschwind die Seiten zu wechseln, findet Staude recht beherzt. Allerdings wird den Lesern bei der knappen, auf Nüchternheit setzenden Erzählweise "nichts erspart", warnt die Rezensentin. Frei von Sprachklischees und sehr konzentriert erzählt Manotti davon, wie französische Wirtschaftsbosse unter den wechselnden Machtverhältnissen ihre Geschäfte zu machen und ihre Haut zu retten suchen, so Staude gefesselt und "bestürzt".