Donatella Di Cesare

Philosophie der Migration

Cover: Philosophie der Migration
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751803175
Gebunden, 343 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Daniel Creutz. Im neuen Zeitalter der Mauern und Grenzen, in einer mit Internierungslagern für Flüchtlinge übersäten Welt, spricht sich Di Cesare für eine Politik der Gastfreundschaft aus, die sich auf eine Loslösung vom eigenen Wohnort gründet, und umreißt auf diese Weise einen neuen Sinn des Zusammenwohnens in unserer globalisierten Welt.In der immer noch vom Nationalstaat beherrschten politischen Landschaft sind Migranten die Unwillkommenen und werden beschuldigt, fehl am Platz zu sein, anderen ihren Ort streitig zu machen. Es gibt jedoch kein territoriales Recht, das eine Politik der verallgemeinerten Zurückweisung rechtfertigen könnte.Im Rahmen einer Ethik, die auf globale Gerechtigkeit ausgerichtet ist, reflektiert die italienische Philosophin Donatella Di Cesare die grundlegende Bedeutung des Migrierens und stellt erneut ihre Fähigkeit unter Beweis, in Auseinandersetzung mit analytischen und phänomenologischen Ansätzen direkt in das Herz der Frage zu treffen: Wohnen und Migrieren bilden keine Gegensätze, wie der in den Fängen der alten Gespenster von Blut- und Bodenrecht begriffene Gemeinsinn meint. In einem jeden Migranten ist die Figur des "Ansässigen Fremden" zu erkennen, dem wahren Protagonisten dieses Buches.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.05.2022

Die italienische Philosophin Donatella die Cesare hat sich viele Gegner gemacht, als sie sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und andere Manifestationen militärischer Logik aussprach, weiß die rezensierende Autorin und Podcasterin Samira El Ouassil. Für die Kritikerin spricht das nicht unbedingt gegen Cesare, Idealismus beweist sich schließlich bei Gegenwind. Aber dass die Philosophin vor allem Fragen aufwirft, statt Antworten zu liefern, bemerkt Ouassil auch. Auch mit der Philosophie der Migration sieht sie wichtige Anstöße gegeben zu einem Denken jenseits von Staat und Nation. Weltbürgertum, Flexibilität und Freizügigkeit weiß Ouassil zu schätzen. Sie versteht Cesares Buch als Aufforderung zu einer Migration des Denkens. Für die konkrete Ausgestaltung müssen sich allerdings andere den Kopf zerbrechen. 
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.11.2021

Rezensent Micha Brumlik begreift das 2015 verfasste Buch der italienischen Philosophin Donatella Di Cesare als eine Art Nachruf auf Merkels Flüchtlingspolitik. Indem die Autorin das Thema Wohnen und die damit verbundenen Begriffe wie Exil, Emigrant, Flüchtling philosophisch angeht, macht sie dem Rezensenten Zusammenhänge sichtbar, etwa zwischen ökonomisch und politisch bedingter Flucht, und zeigt u. a.  anhand der Bibel die Haltlosigkeit des Prinzips der Autochthonie und die Bedeutung einer "Ethik des Wanderns".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.09.2021

Als klug und kämpferisch lobt Rezensent Thomas Palzer diese Philosophie der Migration. Wenn die römische Philosophin Donatella Di Cesare in ihrem tiefgründigen und facettenreichen Essay über den Staat, das Territorium und die Souveränität nachdenkt, über Mauern und Staatsbürgerschaft, dann erkennt Palzer, was für eine Provokation der Migrant, der nicht dazugehört, in dieser Weltordnung darstellt. Wie Cesare nun aber für eine Öffnung der staatlichen Verfasstheit plädiert, auf Hannah Arendt, Pierre Clastre und Wendy Brown rekurriert und schließlich ein Menschenrecht auf Migration, das überzeugt und beeindruckt den Rezensenten.