Dorothee Schmitz-Köster

Unbrauchbare Väter

Über Muster-Männer, Seitenspringer und flüchtende Erzeuger im Lebensborn
Cover: Unbrauchbare Väter
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835353251
Gebunden, 160 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein Verein, der die Geburtenrate "arischer Kinder" erhöhen wollte. Der deshalb Entbindungsheime betrieb, in denen ausgewählte Frauen - ob verheiratet oder nicht - ihr Kind zur Welt bringen konnten, wenn sie wollten anonym. Das war der Lebensborn e. V., eine SS-Organisation, an deren Spitze der Reichsführer SS Heinrich Himmler stand. Über Lebensborn-Heime, Lebensborn-Kinder und -Mütter wurde schon viel geforscht - die Väter tauchen allenfalls am Rande auf, denn vielen ist es gelungen, geheim zu bleiben. Im Leben der Kinder spielten sie deshalb keine Rolle, in den Erzählungen vieler Mütter blieben sie ausgespart.Dorothee Schmitz-Köster geht dieser Leerstelle auf den Grund. Trotz aller Geheimhaltung können sich manche Lebensborn-Kinder an ihren Vater erinnern, und nicht alle Mütter haben geschwiegen. Dazu kommt ein umfangreicher Dokumentenbestand, in dem das Denken und Verhalten dieser Männer sichtbar wird.Vor dem Hintergrund damaliger Geschlechterrollen nimmt die Autorin die Lebensborn-Väter unter die Lupe. So verschieden die Muster-Männer und Seitenspringer, flüchtenden Erzeuger und Ersatz-Väter auch waren, eins haben sie gemeinsam: Aus heutiger Sicht sind fast alle unbrauchbare Väter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.02.2023

Rezensent Rene Schlott liest mit Bestürzung in Dorothee Schmitz-Kösters Buch, was mit nicht der Norm entsprechenden Lebensborn-Kindern in der NS-Zeit geschah. Die Autorin schöpft laut Rezensent aus ihren langjährigen Recherchen und Interviews über Lebensborn-Kinder und wirft einen besonderen Blick auf die "arischen" Erzeuger. Die mit Material u.a. aus dem Bundesarchiv rekonstruierten Fallbeispiele ergeben eine Typologie der Lebensborn-Väter, die ins rassebiologische Bild der Nazis passt, erkennt Schlott.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2022

"Arische", der Nazi-Ideologie gerecht werdende Kinder sollte der "Lebensborn"-Verein hervorbringen, den SS-Reichsführer Heinrich Himmler begründet hat, wie uns Ludger Heid in seiner Rezension online in Erinnerung ruft, um stetig neues Kampfmaterial für den Krieg zur Verfügung zu haben. Die Männer der SS und der Polizei sollten dabei ihrem "Zeugungsbefehl" nachkommen, ohne sich die daraus resultierende Verantwortung aufbürden zu müssen. Wer diese Männer eigentlich waren, dem ist Dorothee Schmitz-Köster auf die Spur gegangen. Mit ihrer 25 Jahre dauernden gründlichen Recherchearbeit beeindruckt und überzeugt sie den Rezensenten: Viele Interviews liegen dieser Studie zugrunde, doch keins mit einem der Väter, die überwiegend der NS-Eliteverbindungen angehörten und im Leben ihrer Lebensborn-Kinder durch Abwesenheit glänzten, wie Heid erfährt. Die Probleme, die daraus entsprungen sind, hielten bis heute an.
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