Erich Mühsam

Erich Mühsam: Tagebücher. Band 15: 1924

Cover: Erich Mühsam: Tagebücher. Band 15: 1924
Verbrecher Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783940426918
Gebunden, 360 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Der letzte Band der Tagebuch-Edition ist erfüllt von der unbändigen Hoffnung auf baldige Amnestie. Mit steigender Anspannung und Nervosität verfolgen Mühsam und seine Mitgefangenen in der Presse die Reichstagsdebatten, die schließlich mit einem Kompromiss beendet werden: Wenn Hitler und seine Kumpane nach dem Putsch vom November 1923 freikommen sollen, müssen auch die Räterepublikaner von 1919 aus der Haft entlassen werden. Und so endet Mühsams Tagebuch am 20. Dezember 1924 mit dem wunderschönen Einwortsatz: "Frei!"

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.01.2020

Rezensent Arno Widmann liest die von Chris Hirte und Conrad Piens herausgegebenen Tagebücher von Erich Mühsam mit Freuden. Schon die Aufmachung, schwarzes Leinen, aber auch digital, lässt sein Herz höher schlagen. Und erst die Zeit, in die Mühsam den Leser führt, die schöne Beziehung zwischen Geistigkeit und Öffentlichkeit! Denkt er da an heutige Verhältnisse, wird Widmann ganz trübsinnig. Zurück im Text lernt er aber auch die moralischen Zwänge des Kaiserreichs kennen, die der Autor freilich immer wieder geschickt umschifft und in Kneipen aussitzt. Amüsant findet Widmann Mühsams Ausführungen über die SPD, eine veritable Mentalitätsgeschichte der Partei, meint er. Ans Herz fasst ihn die Lektüre, wenn der Autor gegen die Diskriminierung von Schwulen und Frauen streitet oder mit nie nachlassender Energie aus der Haft schreibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.09.2019

Rezensent Andreas Platthaus liest Erich Mühsams Tagebücher von 1924 mit großer Freude. Den Herausgebern Chris Hirte und Conrad Piens ist er dankbar dafür, dass sie das Projekt der Tagebücher mit dem vorliegenden Band zum Abschluss gebracht haben und den Leser mit ihren Nachbemerkungen auf Mühsams Fährte setzen. Denn für Platthaus liegt mit den Tagebüchern ein Selbstporträt Mühsams vor, sprachgewaltig und elegant und in seiner Geistesgegenwärtigkeit für ihn berückend. Dass die letzten Tagebücher in Haft entstanden und der Autor und Revolutionär im nun vorliegenden Band entschieden das "politische Gegengeschäft" erwägt, macht die Lektüre für Platthaus umso eindrucksvoller.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.07.2019

Rezensent Christian Dinger zeigt sich hoch erfreut über den Abschluss der Edition von Erich Mühsams Tagebüchern. Der jetzt vorliegende letzte Band der von Chris Hirte und Conrad Piens besorgten Ausgabe macht Dinger noch einmal deutlich, dass es sich hier zweifellos um das Hauptwerk des Autors handelt, dem nun endlich Gerechtigkeit widerfährt. Zu lesen, wie sich Mühsam als anarchische Randfigur in einem französischen Badeort über den Wilhelminismus lustig macht und sich auf ein turbulentes Dasein in der Schwabinger Boheme vorbereitet, findet Dinger erhellend, schon weil der Autor stets selbstkritisch ist. Besonders bemerkenswert findet er die die Printausgabe begleitende frei zugängliche Onlineedition mit Registern, Anmerkungen und Quellenmaterial. Die ersetzt die Printfassung nicht, meint er, macht aber jede Menge Spaß und den Mühsam-Kosmos noch zugänglicher.