Frederic Brun

Perla

Roman
Cover: Perla
Faber und Faber, Leipzig 2020
ISBN 9783867301701
Gebunden, 120 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christine Cavalli. An einem Spätsommertag verstirbt die Mutter des Erzählers, die 1944 als Jüdin nach Auschwitz deportiert, aber auf Grund ihrer ausgesuchten Schönheit vom berüchtigten Lagerarzt Josef Mengele vom Tod in den Gaskammern verschont wurde. Das Trauma dieser Erlebnisse wird sie aber ein Leben lang nicht mehr verlassen. Und erst nach ihrem Tod beginnt der erzählende Sohn eine Suche nach Wahrheiten, eigenen Wertvorstellungen, bricht es mit seinen inspirierenden Erlebnissen der deutschen romantischen Dichtung und fragt, wie kann auf diesem Bodensatz das Barbarische und Menschenverachtende überhaupt entstehen. Frei nach Novalis' Satz "Der Tod ist Endigung und Anfang zugleich, Scheidung und nähere Selbstverbindung" begibt der Erzähler sich auf eine Reise der Selbsterforschung und schenkt damit seiner Mutter ein Memorial.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2020

Rezensent Niklas Bender hält Frederic Bruns Text für eine vertane Chance. Die Geschichte vom Schicksal der Mutter und ihren Erfahrungen als KZ-Häftling in Auschwitz, die der Erzähler im Buch zu rekonstruieren versucht, scheint Bender vielversprechend. Leider verbindet der Autor sie laut Rezensent allzu leichtfertig mit schiefen Bildern und falschen Aussagen über die deutsche Romantik und ihr Echo im NS-Regime, über Hölderlin und Rassismus. Ein weiteres Thema im Buch, die Vaterschaft des Erzählers, scheint Bender ebenso unmotiviert inmitten des Rests zu stehen wie es "literarisch unfruchtbar" bleibt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.06.2020

Rezensent Dirk Fuhrig bedauert, dass Frédéric Bruns essayistische Reflexionen über den Weg von der deutschen Romantik in den Holocaust erst jetzt auf Deutsch erscheinen. Bruns in Frankreich prämierter Debütroman geht dem Rezensenten trotz pathetischer Sprache sehr nahe. Der Autor führt den Leser laut Fuhrig "psychologisch gnadenlos", assoziativ an das Grauen heran, dem seine jüdische Mutter im KZ nur knapp entgangen ist. Für Fuhrig eine bedrückende Vergangenheitsbewältigung aus Opfersicht, in der Primo Levi eine Rolle spielt und Doktor Mengele - und der Autor sich vorstellt, die Gewalt von Auschwitz schon im Mutterleib erfahren zu haben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.05.2020

Cornelius Wüllenkemper entdeckt die tröstende Kraft der Literatur in Frederic Bruns "Gedankenprotokoll". Dem Autor gelingt es darin laut Rezensent, die Erinnerung an das Schicksal seiner Mutter, die Auschwitz überlebte, und seine eigene Krise nach ihrem Tod schreibend und durch die Rezeption von Autoren wie Simon Wiesenthal und Charlotte Delbo sowie Schriftstellern des deutschen Idealismus zu überwinden. Die Collage aus Lektüreeindrücken, Erinnerungen und Reflexionen ergibt für Wüllenkemper zwar nicht unbedingt einen Roman, aber ein Buch, dem die Erkenntnis über die Unmöglichkeit des Nachempfindens des Grauens von Auschwitz eingeschrieben ist.