Galia Ackerman (Hg.), Stephane Courtois (Hg.)

Schwarzbuch Putin

Cover: Schwarzbuch Putin
Piper Verlag, München 2023
ISBN 9783492070980
Gebunden, 512 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Jörn Pinnow, Jens Hagestedt, Elisabeth Thielicke, Thomas Stauder, Nadine Püschel, Barbara Sauser und Ursula Held. Am 24. Februar 2022 schickte Wladimir Putin seine Armee gegen die Ukraine in den Krieg und traf damit eine Entscheidung, die das politische und ökonomische Gleichgewicht der ganzen Welt ins Wanken brachte. Der russische Angriffskrieg bringt unzählige menschliche Tragödien und immense materielle Zerstörung mit sich, und er wirft eine zentrale Frage auf: Wer ist Wladimir Putin, dieser Mann, der sich weigert, Lehren aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu ziehen, und der von der Rückkehr zu den Grenzen des Zarenreichs und der Wiedereinsetzung eines Regimes träumt, das sich der totalitären Methoden des Stalinismus bedient? Wie wurde dieser Mann, der 1952 in Leningrad in einfachen Verhältnissen geboren wurde, ausgebildet? Warum war er schon in jungen Jahren von der "heroischen" Idee fasziniert, für den KGB zu arbeiten? Welche Tätigkeiten übte er dort vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus? Wie schaffte es dieser bescheidene Oberstleutnant an die Spitze der Macht? Warum entfachte er mehrere mörderische Kriege? Woher kommt seine Obsession für die Eroberung der Ukraine? Und selbst wenn er eines Tages seine Position verlieren sollte, würde sich sein Regime nicht halten?  Das "Schwarzbuch Putin" liefert Antworten auf diese und weitere drängende Fragen von den renommiertesten internationalen Expertinnen und Experten für Russland und den Kommunismus.  Mit exklusiven Beiträgen von Katja Gloger, Claus Leggewie und Karl Schlögel.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.03.2023

Rezensentin Barbara Oertel verspricht Antworten, oder zumindest Antwortansätze, auf die drängendsten Fragen um Russland und den Angriffskrieg in der Ukraine in dem Buch von Galia Ackerman und Stéphane Courtois. Die beiden französischen Historiker versammeln in dem Band voneinander unabhängige Texte, die sich mit verschiedenen Aspekten von Putin und dem russischen Regime auseinandersetzen. Für bereits Informierte wenig aufschlussreich findet Oertel dabei Andrei Kosovojs Beitrag zur Geheimdienstsozialisation Putins; deutlich spannender hingegen einen Text, der die Geschichte des Geheimdienstes nach dem Zerfall der Sowjetunion beleuchtet, wie auch Beiträge, die Blicke auf die Tschetschenien- und Georgienkriege werfen. Wertvoll scheint ihr auch Sergei Medwedjews Diagnose, nach der Putin einen "Vierfachkrieg" führe: einen territorialen, einen symbolischen, einen biopolitischen und einen memorialen, wie Oertel den Autor wiedergibt. Dass es gleichwohl nicht reicht, sich auf Putin zu fokussieren, vermittle der Band ebenfalls, wie sie vermittelt. Die Frage aber, wohin Russland gehe, könne auch dieses Buch nur stehen lassen, schließt sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.02.2023

Nein, Stéphane Courtois und Galia Ackerman haben in ihrem Buch nicht einfach 25 Meinungen über Putin veröffentlicht, versichert Marko Martin gleich zu Beginn seiner Rezension und hebt hervor, dass die Herausgeber zur "unorthodoxen französischen Linken" gehören, deren Blick auf die "geradezu faschistoide 'Blut und Boden'-Mystik" des russischen Machthabers ein besonders scharfer sei. Wie der Aufstieg Putins hier dargelegt wird, habe ihm die Augen geöffnet, schreibt Martin, denn die Analysen machten deutlich, dass Putins Gedankenwelt in Russland schon immer Common sense gewesen sei und der Westen sich selbst in die Tasche gelogen habe, als er ihn - bis zum 24. Februar 2022 - zum "autoritären Reformer" ernannte. "Faktengesättigt" sind die sachlich formulierten Beiträge, die das untermauerten, lobt Martin und empfiehlt das Buch besonders denen, die glauben, die Haltung zu Putin sei eine "Meinungsangelegenheit".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2023

Eine "fesselnde Lektüre" seien die 25 Aufsätze, die der französische Historiker Stéphane Courtois und seine russisch-französische Kollegin Galia Ackerman herausgegeben haben, schreibt Rezensentin Renate Nimtz-Köster über die nun erschienene deutsche Übersetzung. Nicht überraschend sei, dass Putin an den Pranger gestellt werde, findet die Rezensentin, scheint aber selbst überrascht, dass es durchweg nachvollziehbar sei, anhand der wissenschaftlichen Analysen den Schlüssel zum Verständnis des russischen Machthabers gefunden zu haben: Dass es nämlich nicht die Politik des Westens war, die Putin zum Kriegsherren machte, sondern dass seine "Geisteshaltung" immer schon die selbe war. Der französische Blick auf das Phänomen Putin, so Nimtz-Köster, sei bereichernd. Die Zukunftsaussichten aber umso ernüchternder: Denn der Band lege nahe, dass nichts Putin davon abbringen werde, sich selbst - und nur sich selbst - zu behaupten.
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