Georg M. Oswald (Hg.)

Das Grundgesetz

Ein literarischer Kommentar
Cover: Das Grundgesetz
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406790324
Gebunden, 381 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

"Die Würde des Menschen ist unantastbar." - "Die Freiheit der Person ist unverletzlich." - Wegen ihrer klaren, geradezu literarischen Eleganz sind viele Bestimmungen des Grundgesetzes zu einer Art Minimalkonsens avanciert. Wer wollte auch widersprechen? Und doch ist das Grundgesetz umstritten. Die einen setzen einzelne Sätze absolut, während andere von komplizierten Abwägungen und notwendigen Einschränkungen reden. Diese Debatte darf keineswegs allein den Juristen vorbehalten bleiben, sie muss von uns allen geführt werden. Denjenigen, die literarisch schreiben, kommt dabei eine besondere Rolle zu. Darum kommentieren in diesem Buch rund 40 Schriftsteller, Journalisten und Juristen die Präambel, die Grundrechte, wichtige Artikel zu Rechtsstaatlichkeit, Umweltschutz oder Schuldenbremse sowie die großen verfassungsrechtlichen Abschnitte zum Föderalismus, zur Rechtsprechung oder zum Bundespräsidenten: Susanne Baer, Patrick Bahners, Lars Brandt, Max Czollek, Udo Di Fabio, Philipp Felsch, Julia Franck, Lena Gorelik, Dana Grigorcea, Anna Katharina Hahn, Friedemann Karig, Andrian Kreye, Michael Krüger, Benjamin Lahusen, Thomas Lehr, Sibylle Lewitscharoff, Jonas Lüscher, Ijoma Mangold, Wolfgang Matz, Florian Meinel, Eva Menasse, Terézia Mora, Martin Mosebach, Herta Müller, Angelika Nußberger, Karl-Heinz Ott , Annette Pehnt, Hans Pleschinski, Grit Poppe, Peter Richter, Jochen Schmidt, Sophie Schönberger, Hilal Sezgin, Ronen Steinke, Andreas Voßkuhle, Luise Wagner, Tristan Wißgott, Ulrich Woelk, Feridun Zaimoglu

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.10.2022

Der hier rezensierende Jurist Christoph Möllers muss seine enttäuschte Erwartung eingestehen: Wenn sich hier Poeten über den Länderfinanzausgleich gebeugt oder die Literarizität des Organisationsrechts untersucht hätten - das wäre was! Aber Georg M. Oswald versammelt in seinem Band Schriftsteller und Juristen, die in ihren jeweiligen Essays einen persönlichen Blick auf einzelne Absätze des Grundgesetzes werfen. Das erscheint Möllers oft genug anregend, immer wieder überraschend, nur manchmal ein wenig beliebig, die Qualität der einzelnen Beiträge schwanke. Möllers fällt auch auf, dass die meisten AutorInnen sich den Grundrechten widmen, weswegen er die Texte eigentlich eher als Essays über Menschenrechte ansehen würde denn als Kommentare zum Grundgesetz. Das dezidiert Juridische gehe ihnen ab. Andererseits weiß Möllers: Ein echter Juristenkommentar kennt die Originalität nicht als Kennzeichen seiner Qualität, nur die Zuverlässigkeit.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2022

Rezensent Christian Rath lässt sich gerne überraschen von diesem ersten literarischen Kommentar zum deutschen Grundgesetz - und ist verblüfft, wie "erstaunlich wenig" das Buch tatsächlich von der Verfassung handelt. Anders als bei dickwälzigen juristischen Kommentaren, die meist wenig gut lesbare Gesetze ihrem Sinn nach aufschließen, führt diese Textsammlung mit Beiträgen von über 20 Literaten sowie einigen Journalisten und Juristen zu je einem Artikel des Grundgesetzes meist ins Ungefähre der individuellen Assoziation und Inspiration, erfahren wir. Die wenigen beinhart juristischen Stimmen liefern nötiges Rechtsverständnis und immerhin gelinge auch der Schriftstellerin Terézia Mora eine "fast schon konventionelle Erläuterung" des Artikels 6 GG. Die übrigen Literaten nehmen den Gesetzestext allerdings eher zum Anlass für abschweifende Gedanken, denen der Rezensent offenbar nur mit mildem Interesse folgt. Fulminant findet er lediglich Hilal Sezgins Beitrag, in dem sie Grundrechte für Tiere einfordert und damit unterstreiche, dass die Verfassung ein gesellschaftspolitischer work in progress ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.10.2022

Der Jurist und Schriftsteller Georg M. Oswald hat Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Provenienz für diesen Band aufgefordert, in möglichst subjektiven Beiträgen einen Artikel oder Absatz des Grundgesetzes zu kommentieren. Rezensent René Schlott weiß zwar , dass hier vor allem die großen Namen ziehen (sollen), aber am Ende findet er das Ergebnis gar nicht übel: Inspirierend etwa findet er die Beiträge von Feridun Zaimoglu, Annette Pehnt und Sibylle Lewitscharoff, beeindruckend auch Herta Müller und Hilal Sezgin, die mit ihren Lebensgeschichten für ihre Erkenntnisse bürgen, ärgerlich dagegen die Essays von Karl Heinz Ott sowie von Max Czollek und Lucy Wagner "mit ihren zynischen KZ-Referenzen". Neue Perspektives auf Diskriminierung, die Unverletzlichkeit der Wohnung und die Meinungsfreiheit nimmt Schlott gern mit.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.08.2022

Rezensent Mladen Gladic hält den von Georg M. Oswald herausgegebenen Band mit im wesentlichen "fachfremden" Kommentaren zum Grundgesetz für eine wichtige Sache. Wenn neben Karlsruher Richterinnen und Richtern auch Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie Martin Mosebach, Terezia Mora oder Herta Müller über Artikel des Grundgesetzes nachsinnen und ihre Gedanken teilen, etwa, wie in Müllers Fall über Juristerei und Ästhetik, liest Gladic das mit Gewinn. An den entstandenen Texten kann sich der "nichtjuristische" Leser reiben, oder er kann mit ihnen argumentieren, schreibt der Rezensent.