Giorgio Agamben

Die Zeit, die bleibt

Ein Kommentar zum Römerbrief. Referenzstellen aus paulinischen Texten
Cover: Die Zeit, die bleibt
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518124536
Broschiert, 234 Seiten, 11,00 EUR

Klappentext

Griechisch-Deutsch. Aus dem Italienischen von Davide Giurato. Wenn es zutrifft, dass jedes Werk aus der Vergangenheit nur in bestimmten Momenten seiner Geschichte zu seiner ganzen Lesbarkeit gelangt, so scheint für die Briefe des Paulus die Zeit jetzt gekommen. Giorgio Agamben gibt ihnen jenen messianischen Stellenwert zurück, der allein die Perspektive einer nunmehr zweitausendjährigen Deutungstradition neu ausrichten kann: Paulus gründet keine universelle Religion, indem er eine neue Identität und eine neue Berufung ankündigt, sondern er widerruft jede Identität und jede Berufung; er schafft das alte Gesetz nicht ab, sondern öffnet es zu einem Gebrauch, der jenseits jeden Gesetzes liegt. Von der Paulinischen Botschaft bis zu den Thesen "Über den Begriff der Geschichte" Walter Benjamins (die bisweilen außerordentliche Entlehnungen aus ihr enthalten) bildet die Umkehrung von Vergangenheit und Zukunft, von Erinnerung und Hoffnung das Herzstück des Messianismus. Die messianische Zeit ist die Jetztzeit; als Segment der profanen Zeit zwischen der Wiederauferstehung Jesu und dem apokalyptischen Ende konstituiert sie sich in der Zeiterfahrung der Gegenwart. Agambens Buch hält sich an das messianische Vorbild einer "schwindelerregenden Rekapitulation": Das exegetische Wissen der Bibel geht über in die Illuminationen des Philosophen, der, ausgehend von Schmitt, Kafka und Scholem, die Paulinischen Texte befragt und in ihnen die begrifflichen Wurzeln der Hegelschen Dialektik findet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2019

Rezensent Burkhard Müller entnimmt Thomas Palzers Krimi zwar einige mehr oder weniger geschliffene Sätze, leider aber keine Krimihandlung. Zwar mühe sich der Autor mit diversen Plots um Drogenschmuggel im Bananenschiff, Attentat im Münchner Straßenverkehr und die Geschichte um einen psychotischen russischen Nerd um Spannung, aber Palzer gelinge es weder die Handlungsstränge sinnvoll miteinander zu verbinden, noch die Neugier des Lesers zu halten. Zu lange passiert einfach zu wenig, klagt Müller.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.03.2007

Reserviert betrachtet Rezensent Ekkehard W. Stegemann diesen Kommentar zu Paulus' Römerbrief, den der Philosoph Giorgio Agamben vorgelegt hat. Merklich distanziert referiert er dessen Auslegung der messianischen Idee bei Paulus, die auf die "Aufhebung des Ausnahmezustands" ziele. Er kritisiert Agambens weitgehende Ausblendung des realgeschichtlichen politischen Kontextes der Römerbriefe. Die Auslegungen des Autors wirken auf Stegemann daher überaus blass. Auch scheinen sie ihm stark von Agambens Lektüre Benjamins und Carl Schmitts geprägt. Zudem hält er dem Autor vor, mit neueren historisch-kritischen und bibelwissenschaftlichen Diskursen völlig unvertraut zu sein und lediglich "marginale" und "veraltete" Texte konsultiert zu haben. Die neue Paulus-Perspektive sei ihm ebenso unbekannt wie die englischsprachige Forschung zu Paulus als Autor im Imperium Romanum. Ärgerlich findet er schließlich die zahlreichen philologischen Fehler, die einem vernünftigen Lektorat hätten auffallen müssen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2007

Wieder einmal stelle der Starphilosoph Giorgio Agamben sein Talent unter Beweis, "interpretative Eleganz und kulturpessimistische Mystagogie" verführerisch zu mischen, gibt Rezensent Walter Sparn über diese Paulus-Auslegung zu Protokoll - eigenem Bekunden zufolge allerdings mitunter leicht ermüdet von soviel schillernder Brillanz. Dennoch findet er die Lektüre von Agambens Römerbrief-Exegese letztlich lohnend, und auch der Paulus auslegenden Konkurrenz wie Slavoj Zizek und Alain Badiou detlich überlegen. Denn Agamben realisiere in kunstvollen Kompositionen "das Wagnis, Paulus gegen christliche Auslegungstradition wieder in einem messianischen Kontext zu verorten". Besonders kann der Autor seinen Rezensenten dabei mit der Herausarbeitung der "politischen Theologie" und ihres "nicht dingfest zu machenden Restes" überzeugen, mit seinem Versuch einer Beschreibung der nachmessianischen Zeit als "die Zeit, die bleibt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2006

Als "ideen- und assoziationsreiche, bisweilen schwindelerregende Achterbahnfahrt durch die Geschichte des abendländischen Geistes" würdigt Rezensent Helmut Löhr diesen Kommentar zum Römerbrief des Apostel Paulus, den Giorgio Agamben vorgelegt hat. Löhr will gar nicht in Abrede stellen, dass es dem italienischen Philosophen bei seiner Bibellektüre auch um eine "große Schau" geht, schließlich werden paulinische Theologie, Talmud und Tyconius ebenso aufgegriffen wie Benjamin und Benveniste, Hegel und Heidegger, Schopenhauer und Schmitt. Löhr bescheinigt dem Autor letztlich jedoch eine große Ernsthaftigkeit in dem Bemühen, die Bedeutung des Römerbriefs "als grundlegenden messianischen Text der westlichen Kultur" (Agamben) wiederherzustellen. Dass dabei es nicht ohne Raunen zugeht und auch einige handwerkliche Schnitzer vorkommen, nimmt der Rezensent dem Autor nicht allzu übel.
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