Hans Adler (Hg.)

Nützt es dem Volke, betrogen zu werden? Est-il utile au Peuple d'etre trompe?

Die Preisfrage der Preußischen Akademie für 1780
Cover: Nützt es dem Volke, betrogen zu werden? Est-il utile au Peuple d'etre trompe?
Frommann-Holzboog Verlag, Stuttgart 2007
ISBN 9783772823503
Gebunden, 1178 Seiten, 182,00 EUR

Klappentext

Zwei Teilbände. Alle vorhandenen nach den Handschriften transkribierten Einreichungen zur berühmten 1780er Preisfrage der preußischen Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres werden zum ersten Mal vollständig vorgelegt. Die skandalträchtige Preisfrage "Est-il utile au Peuple d'etre trompe?", zu der Friedrich II. seine Akademie 1777 gezwungen hatte, wurde zur erfolgreichsten im 18. Jahrhundert, schockierte Europa und ist als Problem bis heute aktuell. Die Volksbetrugs-Frage kann als Wasserscheide der Aufklärung angesehen werden: Die qualitative Bestimmung dessen, was Aufklärung sei oder sein sollte, schlug um in die quantitative Frage: Wer soll aufgeklärt werden? Eine ausführliche Einleitung zur Edition gibt Auskunft über die Geschichte und Aktualität des Problems Volksbetrug (von der Antike bis heute), die Entstehung der Fragestellung, die Diskussionen innerhalb der Akademie, deren Handhabung der Preisverteilung und leistet eine teilweise Deanonymisierung der Schriften sowie eine knappe Kontextualisierung. Der Textbestand (24 deutsche, 15 französische Beiträge und ein lateinischer Beitrag) sowie die Gestalt der Texte werden detailliert beschrieben. Der Ausgabe werden ein Namenregister und ein Sachregister beigegeben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2007

Alexander Kosenina findet die Preisfrage, die Friedrich der Große 1780 seine preußische Akademie ausgeben ließ, bis heute brisant: nämlich die Frage, ob die Politik das Volk belügen darf. Deshalb freut er sich auch, dass Hans Adler nun von den 42 Einsendungen in deutscher, französischer und lateinischer Sprache 41 ediert hat, wobei er auch die Übersetzung und den ausführlichen Kommentar besorgt hat. Die Antworten seien dann auch als Tiefenschnitt der Gesellschaft zu werten, indem die Einsender vom "philosophischen Gastwirt" bis zum Anhänger Rousseaus oder zum Frühsozialisten reichten, stellt der Rezensent fasziniert fest. Der Preis übrigens, teilt Kosenina noch mit, wurde aufgeteilt und an einen Befürworter und einen Gegner der gänzlichen Aufrichtigkeit gegenüber dem Volk verliehen; das illustriere, dass das Nützliche eben nicht immer mit dem Guten und Wahren vereinbart werden kann, so der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2007

Ulrich Kronauer begrüßt diese umfangreiche von Hans Adler besorgte Edition der Antworten auf die 1780 von der Preußischen Akademie gestellte Preisfrage "Nützt es dem Volke, betrogen zu werden?". Eingehend erklärt er den historischen Hintergrund und die Bedeutung der Volksbetrugs-Frage in der Zeit der Spätaufklärung, schildert die Auseinandersetzung Friedrich des Großen mit der Preußischen Akademie über die Fragestellung und berichtet über die Schriften der Sieger, Rudolf Zacharias Becker, der die Frage verneinte, und Frederic de Castillon, der sie bejahte. Die edierten Schriften gewähren nach Ansicht Kronauers zahlreiche erhellende Einblicke in das Denken der Spätaufklärung. Mit Lob bedenkt er insbesondere den Herausgeber Hans Adler, der die Preisschriften "sorgfältig" dokumentiert hat.