Hans Belting, Andrea Buddensieg

Ein Afrikaner in Paris

Léopold Sédar Senghor und die Zukunft der Moderne
Cover: Ein Afrikaner in Paris
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406718304
Gebunden, 287 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 68 Abbildungen. Léopold Sédar Senghor (1906 - 2001) war nicht nur der erste Präsident des unabhängigen Senegal. Er war darüber hinaus eine Symbolfigur des Dialogs der Kulturen nach dem Ende der Kolonialzeit. 1968 wurde er dafür mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Seine Vision einer postkolonialen Moderne wollte das Monopol des Westens brechen und setzte doch auf Verständigung. Hans Belting und Andrea Buddensieg unternehmen die erste umfassende Würdigung Senghors und seines Lebenswerks in deutscher Sprache. Als junger Mann ging Senghor nach Paris, wo er früh Anerkennung als Dichter und die Bewunderung Jean-Paul Sartres fand. 1945 wurde er Abgeordneter der Französischen Nationalversammlung, später dann Mitglied des Europarats, in dem er ebenso vehement wie vergeblich für ein vereinigtes Europa unter Einschluss Afrikas warb. Seine Vision einer wahrhaft universellen Zivilisation, einer humanen Weltordnung, in der sich Afrika gegenüber dem Westen nicht länger assimilieren müsse, stellte die Kunst ins Zentrum. So förderte Senghor ab 1960 als Präsident des jungen Senegal die Kunst in einem Ausmaß, das in Afrika einmalig war. Hans Belting und Andrea Buddensieg blenden in ihrem Buch in ein vergessenes Kapitel des postkolonialen Aufbruchs in Afrika zurück. Die Weltgeschichte nahm einen anderen Weg als den von Senghor gesuchten - aber vielleicht keinen besseren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.08.2018

Wolfgang Freund zeigt sich beeindruckt von Hans Beltings und Andrea Buddensiegs Versuch, das Vielschichtige in der Persönlichkeit des frankophilen senegalesischen Staatspräsidenten Leopold Sedar Senghor herauszuarbeiten. Senghors "transkulturelle Noblesse" und seine Vision eines Eurafrique können ihm die Kulturwissenschaftler in intimen Details kenntnisreich und ohne Langeweile darlegen. Das Auswerten der Quellen scheint Freund in vorbildlicher Weise von den Autoren bewerkstelligt worden zu sein. Sympathisch erscheint ihm das Buch gerade weil beziehungsweise auch wenn Senghors Idee einer neokolonialistischen Wirklichkeit diametral entgegensteht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.07.2018

Paul Ostwald freut sich über diese erste umfassende Darstellung von Leopold Sedar Senghors Kulturpolitik im Senegal von Hans Belting und Andrea Buddensieg. Das Kernproblem von Senghors politischem Denken zwischen afrikanischer Autonomie und seiner Hochachtung für die französische Kultur wird für Ostwald ebenso deutlich wie die Großprojekte des senegalesischen Staatspräsidenten. Dass die Autoren Senghor allzu oft zum tragischen Helden stilisieren und seine autoritäre Politik ausblenden, findet Ostwald allerdings bedauerlich, zumal die Betrachtung von Senghors Autoritarismus der Person erst in ihrer ganzen Komplexität gerecht geworden wäre, wie der Rezensent findet. In den kunsthistorischen Abschnitten des Buches glänzen die Autoren dafür umso mehr, meint Ostwald.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.06.2018

Valentin Feneberg liest Hans Beltings und Andrea Buddensiegs Biografie des Dichters und senegalesischen Staatsmannes Léopold Sédar Senghor mit Gewinn. Wie die Autoren Senghors Konflikt zwischen seiner "afrikanischen" Identität und der Assimilation an Frankreich erkunden und den von Senghor initiierten politischen Emanzipationsprozess, die Négritude, beschreiben, findet Feneberg aufschlussreich. Über das Scheitern von Senghors Kulturpolitik hätte er im Buch gern mehr erfahren. Auch wenn Feneberg mit Janos Riesz einen weiteren Biografen Senghors kennt, das vorliegende Buch schließt für ihn eine Lücke, indem es auch die Präsidentschaft Senghors in den Blick nimmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2018

Rezensent Andreas Eckert nutzt die Studie von Hans Belting und Andrea Buddensieg, um den Mitbegründer der Negritude, den Kulturpolitiker und Dichter Leopold Sedar Senghor kennenzulernen, der den ambitionierten Versuch unternahm, eine afrikanische Moderne zu begründen. Die Würdigung von Senghors Lebenswerk gelingt den Autoren laut Eckert, indem sie dessen Bemühungen um eine postkoloniale Ordnung und eine neue Kunstpraxis im Senegal herausarbeiten und zugleich ein zentrales, wenig beachtetes Kapitel der jüngeren afrikanischen Kulturgeschichte aufschlagen. Substantiell und perspektivreich findet Eckert die Darlegungen zur Kulturpolitik. Den historischen Rahmen findet er hingegen ungenügend gezeichnet. Die unreflektierte Verwendung eines Begriffes wie "Neger" im Band scheint Eckert von einem erstaunlichen Mangel an Sensibilität zu zeugen.
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