Inge Jens, Walter Jens

Frau Thomas Mann

Das Leben der Katharina Pringsheim
Cover: Frau Thomas Mann
Rowohlt Verlag, Reinbek 2003
ISBN 9783498033385
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit 58 Fotos. Katia Mann, geboren 1883 in Feldafing, gestorben 1980 in Kilchberg bei Zürich, ist eine Legende. Jeder Leser der Werke Thomas Manns kennt diese Frau. Doch was weiß man wirklich über sie, die in ihrem Memoiren sagte, daß sie nie in ihrem Leben habe tun können, was sie gern getan hätte? War die kluge und schöne Tochter aus reichstem Münchener Hause, die erfolgreiche Studentin der Mathematik und Physik nach ihrer Heirat nur noch "Frau Thomas Mann", wie auf ihrem Briefkopf stand?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.09.2003

Rezensentin Susanne Messmer zeigt sich recht angetan von Inge und Walter Jens' "höflich distanzierter" Annäherung an Katia Mann. Wie Messmer berichtet, haben sie eine große Überraschung zu bieten: die Briefe Katia Manns an Molly Shenstone, eine Freundin, die sie in Princeton kennen gelernt und in die sie sich verliebt hatte. Das Verhältnis Katias zur Homosexualität ihres Mannes stellen sie Ansicht Messmers "entspannt" dar - "als Produkt ihrer Erziehung im großbürgerlichen Milieu". Inge und Walter Jens sähen nicht die homosexuelle Liebe als den Motor von Thomas Manns Kreativität, sondern seine unerfüllte Sehnsucht danach - ein Mechanismus von dem Katia Mann wohl gewusst habe, hält Messer fest. Die Frage, ob Thomas und Katia Sex miteinander hatten, werde bejaht, auch nach Jahren Ehe habe Thomas Mann seine Frau erotisch gefunden. Besonders gefallen hat Messmer das Interesse, das das Ehepaar Jens der inhaltlichen Zusammenarbeit von Katia und Thomas Mann entgegenbringt: Die Episoden über Katia Manns Mitarbeit bei seinen Romanen lesen sich ihres Erachtens "am schönsten".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2003

Matthias Wegner bespricht in einer Doppelrezension zwei Biografien Katia Manns, die er beide als "verdienstvolle Hommage" würdigt. Die Lebensbeschreibung von Inge und Walter Jens überzeugt ihn durch detaillierte Quellenarbeit, wobei der Rezensent hervorhebt, dass die Autoren auch so manchen unbekannten Brief von Katia Mann präsentieren. Er lobt die Biografie als "konzentriert" und analytisch" und es ist ihm positiv aufgefallen, dass darin auch durchaus "literaturwissenschaftlich kompetente Betrachtungen" zu finden sind. Alles in allem sei die Biografie dabei "anschaulich und gelegentlich auch amüsant erzählt" lobt Wegner, dem es nicht zuletzt gefallen hat, dass die Autoren stets den Takt gegenüber ihrer Protagonistin wahren und insgesamt von "Sympathie" geleitet sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.03.2003

Rezensentin Franziska Kröger zeigt sich von Inge und Walter Jens' Biografie über Katia Mann ein wenig enttäuscht. Wie Kirsten Jüngling und Brigitte Roßbeck, die in diesen Tagen ebenfalls eine Biografie über Katia Mann veröffentlicht haben, schildert auch das Ehepaar Jens nach Ansicht Krögers das Leben von Katia Mann als "des Dichters Zubehör". ­ Katia Mann kommt vor: als Mutter seiner Kinder, Organisatorin und Haushälterin, als Chauffeuse, Sekretärin, Managerin, Buchhalterin, Krankenschwester, einfühlsam-kluge Gesprächstherapeutin und Beraterin. Schon der Titel von Jens' Biografie - "Frau Thomas Mann" signalisiert für Kröger, "dass ohne den Leitstern Thomas Mann das Leben seiner Frau nicht zu fassen, ja, wohl nicht einmal zu denken ist". Was Katia Manns treibendes Motiv war, warum sie Zeit ihres Lebens darauf verzichtet hatte, auch einmal zu tun, was sie wollte, können Jens und Jens zum Bedauern Krögers nicht erklären.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.03.2003

Ohne seine Frau Katia Mann wäre Thomas Mann "weder äußerlich noch innerlich mit seinem Leben fertig geworden", ist sich Rezensent Gustav Seibt sicher. Eine Einschätzung, die er durch Inge und Walter Jens' ausführliche Biografie "Frau Thomas Mann" bestätigt sieht. Mit ihrer Biografie Katja Manns ist dem Ehepaar Jens nach Ansicht Seibts ein Werk von solider Qualität gelungen. Seibt lobt, dass das Buch durchgehend "aus erster Hand gearbeitet" und mit reichem Zitatenmaterial aus den Briefen vor allem Katias und ihrer Familie versehen ist. Im Vergleich zu der ebenfalls in diesen Tagen erschienen Katia-Mann-Biografie von Kirsten Jüngling und Brigitte Roßbeck hält Seibt die Arbeit von Jens und Jens allerdings für etwas weniger faktenreich. Am besten hat Seibt der Teil gefallen, der sich mit Katias Zeit vor der Eheschließung befasst. Die Geschichte der reichen jüdischen, allerdings schon in der Generation von Katias Großeltern zum Christentum übergetretenen Familie Pringsheim, so Seibt, ist kulturgeschichtlich für sich schon reizvoll genug. Die Zitate, die das Ehepaar Jens einfügt, findet Seibt "so stimulierend", dass er sich gleich einen noch Briefband von Katia wünscht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2003

Biografien über die Frauen im Leben berühmter Männer erleben derzeit einen Boom, dass nun gleich zwei über Katia Mann erschienen sind, verwundert Rezensent Willi Jaspers nicht, allenfalls, dass keine von beiden wirklich substanzielle Neues präsentieren könne. In beiden Büchern werde die Familiengeschichte in der offiziellen Lesart aus Thomas Manns Tagebüchern übernommen, für beide ist Katia Mann hauptsächlich die Geschäftsführerin der "Firma Thomas Mann". Für eine rechte Enttäuschung hält Willi Jaspers die Katia-Mann-Biografie des Ehe- und Autorenpaares Jens, die eine "subjektive Selbsauskunft" als Zitatmontage präsentieren will. Zwar fänden sich in dem Buch einige aufschlussreiche Passagen, aber wie Inge und Walter Jens jegliche Konflikte und Katastrophen in dieser Familie einfach wegwischten, stört den Rezensenten schon gewaltig. Andächtig und intim, meint er, verharren die beiden Literaturkinder vor dem gossen Zauberer und stricken eifrig an der heiligen Familienlegende. Nahezu empört registriert Jasper, wie Inge und Walter Jens über Katia Manns Einwände gegen ihr eigenes Leben einfach beiseite wischen: "Indem sei ihr ganzes Dasein auf Thomas Mann bezog, fand sie sich selbst."