Johannes-Michael Scholz

Gerechtigkeit verwalten

Die spanische Justiz im Übergang zur Moderne. Rechtsprechung Band 19, Teilbände 1 und 2
Cover: Gerechtigkeit verwalten
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783465032717
Gebunden, 2050 Seiten, 298,00 EUR

Klappentext

Spaniens Rechtsprechung erweist sich als ein soziales Universum, das ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend feldartig strukturiert war. Doch aller internen Polarisierung und jeglicher rechtlichen Sublimierung zum Trotz wurden die Bindungen zu den übrigen Herrschaftseliten nie gekappt. Schon gar nicht in den Jahrzehnten zuvor, als die Justiz aufgrund der Bürgerkriegswirren zum Ordnungshüter par excellence aufrückte. Die Professionalisierungsanstrengungen der Folgejahre stellten die allgegenwärtige Rückversicherung bei den familiär, landsmannschaftlich oder nutzfreundschaftlich begründeten Netzwerken keineswegs in Frage. Analog zu anderen gesellschaftlichen Räumen verdankte die Judikative ihre Fundierung einer gleichermaßen kollektiven wie individuellen Kapitalakkumulation. Diese umfasst bei allen juristischen Besonderheiten auch die soziale Kompetenz der justiziellen Entscheidungsträger. Beleg hierfür sind vor dem Hintergrund einer noch lange ehrzentrierten Arbeitsteilung die Gerichtsorganisation sowie eine Vielzahl von Einzeltechniken, angefangen bei der Aufbereitung des Konfliktmaterials bis hin zum administrativen Flankieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2003

Wer schreibt ein solches Buch, das ohne Anhang allein gut zweitausend Seiten umfasst, fragt Gerd Roellecke ebenso entgeistert wie beeindruckt. Es handele sich um das "Lebenswerk eines Gelehrten", teilt Roellecke mit, der angeblich seit 1977 an diesem Thema arbeitet und sich wie kein anderer in der spanischen Rechtsgeschichte auskennt. Genau da liegt aber auch die Krux, meint Roellecke, denn ohne Vorwissen im spanischen Rechtswesen (Spanischkenntnisse ohnehin vorausgesetzt) sei die Abhandlung nicht wirklich brauchbar. Eine zweite Lesehürde sieht Roellecke dadurch gegeben, dass sich der Verfasser der Begrifflichkeiten Pierre Bourdieus bedient, was zwar inhaltlich gerechtfertigt sei, aber sich letzen Endes doch eher störend auswirke, weil dieses Vokabular einen moralischen Impetus beinhalte, den Roellecke zwar bei einem in die Zukunft blickenden Soziologen angemessen findet, nicht aber bei einem Rückschau treibenden Historiker. In diesem Fall sei die Ideologiekritik eher ein störender Ballast. Trotzdem ist das große Werk eben groß und birgt gut geordnetes Material, schließt Roellecke, alles in allem eben ein "Schatz, der noch gehoben werden muss".
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