Julia Deck

Nationaldenkmal

Cover: Nationaldenkmal
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783803113719
Gebunden, 168 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Sina de Malafosse. Ein Schloss mit Pool und Park und zwanzig Oldtimern beherbergt das "Nationaldenkmal" namens Serge Langlois (eine Ikone des französischen Kinos). Umgeben von seiner jungen Gattin (einer früheren Miss Provence), den adoptierten Zwillingen (aus Kirgisistan), einer verschwiegenen Haushälterin (mit einer Schwäche für Vermischte Meldungen) und einem unersättlichen Chauffeur (mit mehr als einem Hobby), will sich der alternde Schauspieler endlich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Doch daraus wird nichts: Weitere Mitspieler tauchen auf, die hübsch geschlossene Gesellschaft implodiert, und es wird Opfer geben. Julia Decks Mikrokosmos ist eine verrückte Satire auf unsere Gegenwart und ein skurriler Krimi. Politische, soziale, pandemische und finanzielle Krisen laufen hinter schmiedeeisernen Gittern im Schloss zusammen, und die Macht des schönen Scheins und der sozialmedialen Inszenierung wird genüsslich seziert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2022

Rezensent Cornelius Wüllenkemper ist gebannt von der "rasanten" Gesellschaftssatire von Julia Deck, die die Star-Welt dekonstruiere und Klassengegensätze aufeinanderprallen lasse. Angesiedelt auf einem Château in Frankreich, in dem ein alternder Filmstar mit seiner wesentlich jüngeren Frau und seiner siebenjährigen Adoptivtochter lebt, aus deren unzuverlässiger Perspektive erzählt wird, versammelt die Geschichte in einem zwischen Realität und Fiktion schwankenden Szenario die verschiedensten Figuren: Die Macrons tauchen auf, Supermarktkassiererinnen, Sänger oder Banlieue-Bewohner, allesamt "Archetyp, gesellschaftliches Phänomen und individueller Charakter zugleich", staunt Wüllenkemper. Zwei Morde passieren auch noch. Wie die Autorin dieses Spektakel, das den Kritiker sowohl an Balzac als auch an Agatha Christie oder Robert Thomas' "Huit Femmes" erinnert, orchestriert, mit "lakonischer Ironie" und im Spiel mit Genregrenzen, imponiert dem Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.09.2022

Als Meisterin der Lakonie beweist sich Julia Deck in "Nationaldenkmal" und als gnadenlose Gesellschaftskritikerin, schreibt Rezensentin Sigrid Brinkmann. Oberflächlich betrachtet erscheint ihr Roman als "perfekt konstruierter Krimi" , was an sich schon eine bemerkenswerte Leistung ist, doch Deck spielt nur mit dem Genre, nutzt es lediglich als Mittel, um ihre Protagonisten und Protagonistinnen zu entlarven - jene, die vom und im Nachruhm leben eines unter absonderlichen Umständen ums Leben gebrachten Filmstars, ebenso wie jene, die vom Abglanz der Ersteren angezogen werden. Als Bühne für das Zusammentreffen dieser Gruppen und ihrer herrlich gezeichneten Individuen, hat die Autorin das ehemalige Sommerschloss von Ludwig XVI. gewählt. Als Anlass dient der Geburtstag des verstorbenen Schauspielers, ein Fest, das sich nach und nach zum Desaster entwickelt. Auf dieser Bühne stellt sich nun also das "ambivalente" Verhältnis zwischen den Eliten auf der einen und den Kassiererinnen, Rappern und Gelbwesten auf der anderen Seite dar, sowie ihre jeweilige Art der Unfreiheit. Eine schrecklich komische "Gesellschaftsfarce" ist Julia Deck hier gelungen, so die begeisterte Rezensentin.