Leslie Jamison

Es muss schreien, es muss brennen

Essays
Cover: Es muss schreien, es muss brennen
Hanser Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783446267909
Gebunden, 320 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

In ihrem neuen Buch erkundet Leslie Jamison die Tiefen von Verlangen, Intimität und Obsession und testet dabei auch die Grenzen ihrer eigenen Offenheit und ihres Mitgefühls für andere aus. Wie kann sie empathisch über menschliche Erfahrung schreiben, ohne ihre kritische Distanz zu verlieren? Wie ihr Beteiligtsein verarbeiten, ohne der Selbstbezogenheit zu erliegen? In Essays über so unterschiedliche Themen wie den "einsamsten Wal der Welt", kindliche Erinnerungen an frühere Leben oder die Erfahrung, eine Stiefmutter zu sein, sucht sie nach neuen, ehrlichen Möglichkeiten erzählerischer Zeugenschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.2021

Rezensent Jan Wiele kann es selbst nicht fassen, dass es Leslie Jamison gelingt, ihn sogar für abgeschmackte Themen wie den Glitz von Las Vegas zu interessieren. Aber die Autorin weiß nunmal Letztgültiges zu sagen, ob zu Vegas, zu Avataren oder zu ihrer Alkoholsucht, und zwar in einem Stil, der Wiele irgendwo zwischen Essay, Reportage und Roman zu liegen scheint, prägnant und voller raffinierter Leerstellen. Didion, Foster-Wallace, Emerson fallen Wiele da ein. Eine überraschende Lektüre, versichert er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.05.2021

Rezensent Steffen Greiner wirkt zunächst etwas zwiegespalten gegenüber Leslie Jamisons neuem Essayband. So könne man sich als Leser entscheiden, ob man sich von Jamisons in drei große Kapitel unterteilten Texten mit teilweise "obskuren" Prämissen - eine US-Fotografin in mexikanischen Hütten, die "Projektionen der Fans eines einzelgängerischen Wals" - inspirieren lassen will, oder ob man sie als "Writing für Writers" liest, die den rebellischen Titel des Bands nicht einlösen, überlegt Greiner. Ein bisschen wundert er sich auch, dass das Digitale so wenig vorkommt in Jamisons Essays - die 5 Jahre, die die Autorin von Jia Tolentino trennen, einer wie Jamison auch mit Susan Sontag verglichenen US-amerikanischen Essayistin, seien da offenbar ausschlaggebend, meint er. Am Ende seien beide aber wichtige Zeuginnen der Gegenwart, findet der Rezensent, der Jamisons Texte als "vielschichtig" und "bewegend" lobt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.05.2021

Rezensentin Susanne Billig mag die Essays der amerikanischen Schriftstellerin Leslie Jamieson, die Selbstreflexion mit teilnehmender Beobachtung zu verschränken versteht, so Billig. Jamieson erzählt von all den einsamen, liebesbedürftigen und sehnsüchtigen Menschen, die ihren Gefühlshaushalt nicht reguliert bekommen: sie suchen ein Übermaß an Emotionen und leiden dann daran. Allerdings findet die Rezensentin nicht alle Essays in dieser Sammlung gleichermaßen gelungen, neben intelligenten Beobachtungen und illusionslosen Blicken in den menschlichen Abgrund, stößt sie mitunter auch auf Banales und Repetitives. Dann fragt sich Billig aber gleich, ob dies von der Autorin womöglich intendiert sei.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.04.2021

Marlen Hobrack liest Leslie Jamisons Essays mit produktiver Verwirrung. Die Desorientierung, in die die Texte die Rezensentin aufgrund ihrer thematischen Disparatheit stürzen, hat für Hobrack allerdings auch "zahlreiche" erhellende Momente. Da geht es um einen einsamen Wal und die Projektionen der Menschen auf das Tier oder um die Möglichkeit des objektiven journalistischen Schreibens und das Erzählen ohne Wissen. Die Dichte der Essays findet Hobrack ein ums andere Mal verblüffend, wie die Autorin über die verschiedensten Themen- und Figuren-Konstellationen immer wieder zu grundsätzlichen Fragen über das Erzählen gelangt, scheint ihr lesenswert.