Peter Longerich

Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte

Von der Aufklärung bis heute
Cover: Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte
Siedler Verlag, München 2021
ISBN 9783827500670
Gebunden, 640 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat nicht nur gezeigt, wie gefährlich die Lage für Juden in Deutschland geworden ist - die Debatte hat auch offengelegt, dass antijüdische Einstellungen schon lange in der Mitte der Gesellschaft existieren. Peter Longerich, renommierter Historiker und Mitautor des 2012 veröffentlichten ersten Antisemitismusberichts des Deutschen Bundestags, zeigt, dass wir den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland nicht begreifen können, wenn wir ihn vor allem als Sündenbock-Phänomen verstehen, wie es hierzulande in Schule und Hochschule gelehrt wird. Denn der Blick in die Geschichte offenbart, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute vor allem ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist. Ein brisantes Buch, das mitten in die aktuelle Debatte stößt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.06.2021

Die SZ lässt Peter Longerichs Antisemitismus-Buch vom Historiker Wolfgang Benz rezensieren, der seinerseits lange das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung leitete. Benz schätzt seinen Kollegen Longerich als verdienten Historiker für die Geschichte des Nationalsozialismus, und dessen voluminösen Band kann er allen empfehlen, denen an Gelehrsamkeit und Differenzierung in einer komplexen Materie gelegen ist. Allerdings macht Benz auch deutlich, dass Longerich nicht viel Neues zur Erforschung des Antisemitismus beitragen kann. Das Feld ist gut bestellt. Und Longerichs Konzentration auf das 19. Jahrhundert, in dem sich der Judaismus des Mittelalters in einen modern-rassistischen wandelte, ist in Benz' Augen etwas zu kurz gegriffen. Den Antisemitismus als "religiöses und soziales Ressentiment" oder "als politische und ökonomische Methode zur Ausgrenzung" sieht er in dem Band nicht ergründet.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.05.2021

Mit seiner Studie zum Antisemitismus nötigt Peter Longerich dem Rezensenten Klaus Hillenbrand großen Respekt ab, wobei Hillenbrand klarstellt, dass es dem Historiker weniger darum geht, die mentale oder psychische Struktur des Antisemitismus zu erkunden, als die Spuren der Antisemiten in der deutschen Geschichte. Angefangen bei Fichte und über die Romantik verfolgt Longerich das Aufkommen des rassistischen Judenhasses, vor allem nach der großen Wirtschafskrise ab 1873, und natürlich in Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Für den Rezensenten macht dieses faktenreiche, nicht leicht zu verdauende Werk auch deutlich, wie wandelbar der Antisemitismus sei, wobei es Hillenbrand bei einem Wink zur aktuellen Debatte um die Definition von Antisemitismus belässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2021

Rezensent Günther Nonnenmacher lobt die Quellenkenntnis im Buch von Peter Longerich. Longerichs Geschichte des Antisemitismus von der Aufklärung bis heute macht dem Rezensenten klar, wie wandlungsfähig der Antisemitismus ist, dass er immer auch säkulare Anteile enthielt und wie er sich "im Zuge der Nationwerdung" entwickelte. Dass der Autor auch die Entwicklungen nach dem Krieg bis zum Anschlag von Halle untersucht, findet Nonnemacher bemerkenswert. Longerichs Hinweise auf Leerstellen in der Antisemitismusforschung scheinen ihm bedeutsam.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.05.2021

Für Rezensent Otto Langels ist Peter Longerichs Buch eine bedrückende Lektüre. Dies, da der Autor auf Beispiele von Solidarität mit Juden weitgehend verzichtet und sich ganz auf die Kontinuität und tiefe Verwurzelung des Antisemitismus als Teil deutscher Identität konzentriert. Nüchtern und umfangreich und daher erschreckend findet Langels die chronologisch angelegte Beispielsammlung, mit der Longerich seine These belegt. Darunter sind Schlüsselwerke des Antisemitismus ebenso wie wenig bekannte Schriften, erläutert der Rezensent. Dass sich der Autor bezüglich aktueller Debatten um Israelkritik eines eindeutigen Urteils enthält und als distanzierter Beobachter auftritt, scheint Langels richtig zu finden. Der erweiterte Blick auf Ungarn, Polen und andere Länder kommt dem Buch zugute, meint er.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.04.2021

Dirk Schümer liest Peter Longerichs Geschichte des Judenhasses in Deutschland seit der Aufklärung mit Schrecken. Dass selbst Fichte, Herder und Schleiermacher jüdischen Menschen die Bürgerrechte vorenthalten wollten, erfährt er beim Lesen ebenso, wie er eine Ahnung davon bekommt, inwieweit der Antisemitismus eine identitätsstiftende Funktion für das deutsche Nationalbewusstsein hatte. Dass der Autor vergleichbare Barbareien in Frankreich oder der Schweiz unerwähnt lässt, entgeht Schümer allerdings auch nicht. Weitere Kapitel des Buches zu Israel, linkem sowie muslimischem Antisemitismus scheinen Schümer lesenswert, nicht zuletzt wegen Longerichs begrifflicher Trennschärfe.