Lorrie Moore

Ein Tor zur Welt

Roman
Cover: Ein Tor zur Welt
Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783827009326
Gebunden, 350 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Patricia Klobusiczky und Frank Heibert. Wenn Tassie abends ihr Vogelkostüm anlegt und in wildem Lauf über die Kartoffelfelder stürmt, um Mäuse und andere Schädlinge zu vertreiben, hat sie ganz kurz das Gefühl, wirklich zu fliegen. Tassie Keltjin ist zwanzig Jahre alt und verlässt die elterliche Farm irgendwo im Midwest. Amerika rüstet zum Einsatz in Afghanistan und sie beginnt zu studieren, ahnungslos und rührend entflammt für Sylvia Plath und Simone de Beauvoir. Sie braucht einen Job und findet ihn als Teilzeit-Kindermädchen bei Sarah und Edward, die dabei sind, ein Kind zu adoptieren. Aus Mary, zwei Jahre, weiße Mutter, schwarzer Vater, wird Mary-Emma, Kind weißer Mittelschichteltern, und Tassie zu ihrer Hauptbezugsperson.
Mit der fragilen Anmut einer Schlafwandlerin gerät Tassie in eine erste Liebe und immer tiefer hinein in das komplizierte Leben einer fremden Familie. Wie fern ihr in einem knappen Jahr die ländliche Kindheit, Eltern und Bruder gerückt sind, merkt Tassie, als sie jäh sowohl ihre Liebe als auch ihren Job verliert. Die Schlafwandlerin wacht auf und nichts ist mehr, wie es war, am wenigsten sie selbst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2011

Angela Schader wundert sich sehr, wie schwer Lorrie Moore hier mitunter ins Straucheln gerät, wie viele Ausrutscher ihr unterlaufen. Denn eigentlich schätzt die Rezensentin Moore als erfahrene Autorin, die ihre erzählerische Waffen immer wieder auch in kurzen Formen geschliffen und meisterlich geführt hat. Zu viele Patzer also, als dass Schader den Roman in Gänze empfehlen könnte: Die junge Tassie geht zum Studieren nach Troy fängt dort als Babysitterin bei einer erfolgreichen Geschäftsfrau an, die ein Kind adoptiert. Allein das Herzstück des Romans, diese Geschichte der missglückenden Adoption, findet Schader sehr gelungen, wie auch die beteiligten Personen all die "gereifte Kunst" erkennen lassen, zu der Moore fähig sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2011

In zwei Hälften zerfällt Eva Menasses Rezension dieses jüngsten Romans der US-Autorin Lorrie Moore. In der ersten, die gerade keine Besprechung dieses Buches ist, macht sie klar, wie sehr sie die Autorin grundsätzlich verehrt: ihre Bösartigkeit, ihren Sinn fürs Groteske, die brutale Pointe auf engem Raum. In der zweiten Hälfte geht es dann darum, dass Moores jüngster Roman all das, wofür Menasse sie so sehr bewundert, beinahe vollständig vermissen lässt. Ja, schlimmer noch: Die Versuche, wenigstens "schwarzhumorige" Pointen auf die wenig interessant erst dahinplätschernde, dann genauso uninteressant sich überschlagende Coming-of-Age-Geschichte zu setzen, misslingen. Die beiden Übersetzer ins Deutsche, versichert Menasse, können gar nichts dafür; es stimme an diesem Buch einfach gar nichts. Ihr Rat an die Leserin und den Leser: Man greife zu den früheren Bänden mit viel kürzeren Sachen und lasse diesen hier besser links liegen.
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