Marcelo Birmajer

Das argentinische Trio

Roman
Cover: Das argentinische Trio
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406517167
Gebunden, 220 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold. Javier Mossen, der Ich-Erzähler in Marcelo Birmajers Roman, ist ein ängstlicher Mensch. So nimmt er nicht gerade begeistert den Auftrag seines Chefredakteurs entgegen, Elias Traum zu interviewen, der aus Israel nach Buenos Aires zurückkommt, wo er einst gelebt hat und jetzt etwas erledigen will. Und Mossens Vorahnung hat ihn nicht getrogen, am Flughafen, wo er auf Traum wartet, wird er zusammengeschlagen. Mossen und Traum - und mit ihnen der Leser - erkunden nicht nur das jüdische Buenos Aires, sprechen über Politik, das Judentum, die Liebe und die Frauen. Mossen kämpft außerdem komisch-verzweifelt um seine geliebte schöne Esther, die ihn nach einer besonders dämlichen Affaire vor die Tür gesetzt hat und über die er sich nur sehr unvollkommen mit Gladis hinwegtröstet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.2004

Anton Thuswaldner fühlt sich von Marcelo Birmajer "verraten und verkauft", von seiner Übersetzerin gleich mit, und über den Verlag C. H. Beck kann er sich nur wundern. Was zum Teufel soll dieser Roman, fragt er sich. Er gibt vor, sich für Politik und Zeitgeschehen zu interessieren und wartet mit einer jüdisch-argentinischen Geschichte aus dem Guerilla-Kampf der siebziger Jahre auf. Doch ist diese einem (heutigen) Erzähler in die Hände gelegt, der sich eigentlich herzlich wenig für das interessiert, was er im Zuge journalistischer Recherchen in der Vergangenheit entdeckt. Er interessiert sich nämlich, so Thuswaldner, vor allem für Sex. Überall, wo er hinblickt: Frauen und Sex oder Gedanken an Sex. Da wird es konkret, während die Ereignisse aus dem Untergrund vage bleiben, weil der triebgesteuerte Herr Erzähler nämlich ein "Drückeberger" ist. Dem Roman, schreibt der Rezensent, fehlt "das Herzstück" - "jener pulsierende innerste Kern, der eine Geschichte am Brennen hält, das pochende Energiezentrum der Prosa, das alle Abschweifungen und Nebenzweige einer übergreifenden Idee gefügig macht". Stattdessen erwarte den Leser: Triviales, falsche deutsche Grammatik, unlogische Wendungen, nervenaufreibende Andeutungen und "gefälschte Poesie, die Kitsch heißt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2004

Leopold Federmair braucht nur wenige Zeilen, um kein gutes Haar an Marcelo Birmajers Roman und seinem Ich-Erzähler zu lassen. Ein Mann kehrt nach Argentinien zurück, wo seine beiden Freunde vor Jahren von den Militärs ermordet wurden; er selbst war wohl "ein Doppelagent oder so etwas". Alles, was erzählt wird, soll politisch bedeutungsvoll sein, vermutet der Rezensent, und symbolisch wohl auch, und voller Bedeutung sowieso. Es ist aber nur, findet er "hanebüchen bis in die kleinsten Details, bemüht witzig und selten zum Lachen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2004

"In den besten seiner Szenen" erreicht Marcelo Birmajer "eine beklemmende erzählerische Intensität", räumt unser Rezensent Kersten Knipp ein, der den Roman über die Folgen der argentinischen Diktatur jedoch nicht vollkommen gutheißen kann. Immer wieder sieht er sich den "vulgären Ausfällen" der "ausgewachsenen Erotomanie" des Erzählers ausgesetzt. Javier Mossen, die Hauptfigur, Journalist einer großen Tageszeitung in Buenos Aires und ein "dezidiert nüchterner Charakter" soll die Geschichte des Juden Elias Traum schreiben, der für einige Tage aus dem israelischen Exil zurückkehrt. Bald wittert Mossen jedoch eine "aberwitzige Verschwörung" hinter seinem Auftrag, der er zum Opfer zu fallen fürchtet. Die Jahre der Diktatur bündelt Birmajer "sensibel" zu "einer packenden Geschichte" und "beschwört" dabei eine "Literatur zwanghafter, den Wahn streifender Erinnerung"; doch kann Knipp den "dröhnenden Sprachlärm" der "öden" Beschreibungen "zahlloser weiblicher Hintern" und die "unüberschaubare Menge der Beine und Brüste, an die der Protagonist sein Auge heftet" einfach nicht ertragen. "Der Druck der Politik hätte ausgereicht, schreibt unser bedrängter Rezensent - "von dem des Eros hätte Birmajer schweigen sollen".
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