Marion Messina

Fehlstart

Roman
Cover: Fehlstart
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446263758
Gebunden, 168 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Als ihre erste Liebe scheitert, zieht die neunzehnjährige Aurélie von Grenoble nach Paris. Dort will sie endlich in vollen Zügen leben und mit ihrem Jurastudium die provinziellen Arbeiterbiografien ihrer Eltern hinter sich lassen. Aber in Paris reicht es gerade mal für einen Job als Empfangsdame, der Wohnungsmarkt entpuppt sich als anarchische Zone und die Liebe ist eine Farce zwischen freundlichen Arrangements und Pornografie. Doch dann setzt Aurélie alles auf Anfang.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.02.2020

Rezensent Christoph Vormweg hat den Debütroman von Marion Messina ausgesprochen gern gelesen. Messinas Humor kennt keine Tabus, lobt er. Erotik, Eltern, Arbeitgeber und Unialltag beschreibe die Autorin nüchtern, direkt und stets mit einer ordentlichen Prise Humor. Wie Michel Houellebecq werfe ihre Erzählerin einen schonungslosen Blick auf ihre Mitmenschen und sich selbst, allerdings wenig "obszön", aber mit mehr Ironie, findet er. Die Besonderheit und die große Stärke dieses Entwicklungsromans liegt für Vormweg jedoch in der Perspektive der Erzählerin. Die kommt nämlich von "ganz unten", aus dem französischen Arbeiter-Millieu und will sich nach ihrem Abitur erst in Grenoble als Jura-Studenten, später in Paris als Hostesse durchschlagen, erfahren wir. Aurélies Versuch, die "französische Gegenwart" zu verstehen, machen diesen Roman für den Rezensenten absolut lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.02.2020

Johannes Franzen hofft vergeblich, Marion Messina habe mit ihrem Roman eine Sozialstudie über das Leben junger Menschen in Frankreich vorgelegt, über Determination durch Herkunft und trostlosen Sex. Stattdessen bietet der Text ihm thematisch nichts Originelles, szenisch unterentwickelte Figuren, keine "narrative Disziplin" oder auch nur einen Grund, warum er sich für das Leben der beiden jungen Protagonisten zwischen prekären Arbeitsverhältnissen, Joint, Porno und Besäufnis interessieren sollte. Messina - ein weiblicher Houellebecq? Leider ja, meint Franzen ernüchtert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.02.2020

Rezensent Alex Rühle findet, dass man Marion Messina mit dem großen Houellebecq-Vergleich keinen Gefallen getan. Natürlich gibt es Parallelen, das Roman- und Essayhafte der Form, die "desillusionierte Härte", mit der Messina den Lebens- und Leidensweg ihrer jungen Helding beschreibt, nicht zuletzt die soziologischen Diagnosen, erkennt der Kritiker. Aber vor allem ist Messinas Roman ein "feines, kleines Debüt", meint er: Zunächst habe die Autorin ein "papierdünnes Thesenmäntelchen" gesponnen, in dem sie Paris, Migrationsprobleme, Klassenzugehörigkeit, Wirtschafts- und sexuellen Liberalismus skizziert. Dann aber leuchten die Farben und Schattierungen hinter den Thesen, meint der Rezensent, der diesem "Generationenroman" auch gern die ein oder andere "kitschige" Szene verzeiht.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 08.02.2020

Rezensent Tilman Krause nimmt den Houellebecq-Vergleich seiner französischen KollegInnen gern auf, um dann doch festzuhalten: Houellebecq ist ein anderes "Kaliber". Den Niedergang der Grande Nation führt ihm die junge Autorin zwar ebenfalls vor Augen, mit Gespür für scharfe Formulierungen und Sozialdiagnosen. Messinas Blick auf die "anatomische Grundausstattung französischer Jungmänner" scheint dem Kritiker ebenfalls durchaus mit Houellebecq vergleichbar. Alles in allem liest er aber doch eher eine "Sozialreportage" über Bildungsnotstand, Wohnungssuche und Alltagsprobleme als einen Roman. Eine gewisse Begabung will der Kritiker der Autorin allerdings nicht absprechen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2020

Einen weiblichen Houellebecq kann Niklas Bender in Marion Messina nicht erkennen. Die "wohldosierte Bosheit" und der "pointierte Stil" der Autorin werden laut Bender allzu sehr von der "Ausbeutung" der Hauptfigur und ihrer Geschichte und einiger Schwafelei korrumpiert. Bedauerlich, findet der Rezensent, denn die Figuren im Text um eine junge Frau, die mit dem französischen Bildungssystem und den Pariser Lebens-, Wohn- und Liebesverhältnissen hadert, überzeugen Bender durchaus und die "beißende" Kritik in diesem schmalen, wohl auf eigenen Erfahrungen der Autorin basierenden Bildungsroman findet er nachvollziehbar.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 31.01.2020

In den höchsten Tönen lobt Rezensentin Meike Feßmann den Debütroman der Französin Marion Messina, die die Kritikerin - wie schon ihre französischen KollegInnen - mit Michel Houellebecq vergleicht. Entsprechend liest sie "Fehlstart" auch als "Ausweitung der Kampfzone einer neuen Generation". Wenn ihr Messina von der jungen Aurelie erzählt, die das elterliche Arbeitermilieu für ein Jura-Studium verlässt, eine Affäre mit dem Kolumbianer Alejandro beginnt und schließlich beim Neustart in Paris scheitert, bewundert die Rezensentin nicht nur den "soziologischen Röntgenblick" und das Gespür für die Figuren. Dass die junge Autorin von Borges bis Céline und von Ernaux bis Eribon auf einen breiten literarischen Fundus zurückgreifen kann, spürt Feßmann deutlich. Vor allem aber liest sie das Buch als ebenso brillante wie eindringliche und lebendige "Coming-of-Age-Geschichte weiblicher Sexualität".