Matheus Hagedorny

Georg Elser in Deutschland

Cover: Georg Elser in Deutschland
Ca ira Verlag, Freiburg i. Br. 2019
ISBN 9783862591268
Gebunden, 136 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Kein Patriotismus ohne Tradition. Entsprechend verwickelt und gewunden wirkt heute die deutsche Vaterlandsliebe. Das neue Deutschland zieht seine Legitimation dabei nicht allein aus dem sündenstolzen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Zu Referenzpersonen der nationalen Traditionsbildung werden ausgerechnet diejenigen, lange verfemten Deutschen, die dem Nationalsozialismus entgegentraten und dafür mit ihrem Leben bezahlten.Gerade die ausgesuchte Erfolglosigkeit des deutschen Widerstands gegen Hitlerdeutschland soll heute seine Reinheit und Würde beglaubigen. Die Devise lautet: Je aussichtloser und individueller, desto sympathischer. Dementsprechend fliegen derzeit nicht dem Widerstand des 20. Juli 1944 die Herzen zu, sondern dem zufällig gescheiterten Hitlerattentäter Georg Elser, der zum authentischen Helden des widerständigen "anderen Deutschland" avanciert. Das war nicht immer der Fall...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.01.2020

Rezensent Fabian Weber dankt dem Autor Matheus Hagedorny dafür, dass er mit seiner Studie über die Rezeption des Hitler-Attentäters Georg Elser zeigt, inwiefern "die Erinnerung an die NS-Geschichte eine zu übende Disziplin bleibt". Hagedorny zeichnet dem Kritiker zufolge präzise und gut lesbar nach, wie Elser erst verdrängt, dann verleumdet und dann für Identitätspolitik eingespannt wurde: So wird er heute beispielsweise oft als Ausnahmefigur in einer längst überwundenen, dunklen Zeit inszeniert und dient damit der Beruhigung, hat der Rezensent gelernt. Weber wurde dabei deutlich, dass flutartige Erinnerungsoffensiven mehr über die Erinnernden verraten als über ihre Objekte.