Michael Moore

Stupid White Men

Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush
Cover: Stupid White Men
Piper Verlag, München 2002
ISBN 9783492045179
Kartoniert, 329 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Bayer, Helmut Dierlamm, Norbert Juraschitz und Heike Schlatterer. Bananenrepublik USA: Im weißen Haus sitzt "Baby Bush mit seiner Kamarilla", ein Präsident, der nie gewählt wurde, und der regieren lässt - hauptsächlich von Geschäftsfreunden seines Vaters. Die Lage der Nation ist entsprechend: die Außenpolitik eine Serie von haarsträubenden Fehlentscheidungen, die Börse entpuppt sich als eine Spielwiese für Betrüger, viele Anleger sind ruiniert, die Wirtschaft auf  Talfahrt. In dieser Abrechnung voll boshaftem Witz zeigt Michael Moore, was alles schief läuft in der einzig noch verbliebenen Weltmacht USA. Er schont dabei nichts und niemanden, zeigt die Schwächen des politischen Systems ebenso auf wie die Auswirkungen des ungebremsten Kapitalismus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.02.2003

Ungetrost kann man sagen, dass Michael Moores Buch dem Rezensenten Ulrich Greiner bestenfalls als Anlass dient, die Beziehung zwischen Europa und Amerika als eine Beziehung der Bilder und Projektionen zu analysieren, die mehr über sich selbst aussagen, als über das Gegenüber. Insofern überrascht es Greiner nicht, dass Moores Dokumentarfilm "Bowling for Columbine" in Deutschland auf so großen Zuspruch gestoßen ist, da sein Amerika-Bild mit der europäischen Vorstellung übereinstimme. Doch trotz des allgemeinen Jubels über so viel amerikanische Selbstkritik dürfe man nicht vergessen, dass es bereits eine lange derartige Tradition gebe, in die unter anderen auch Henry James und dessen früher Roman "Der Amerikaner" einzuordnen sei, der einen "Katalog transatlantischer Eigenschaften" aufgestellt habe, in dem ein "vitales, moralisches und geradliniges" Amerika mit seinem Bedürfnis nach "Transzendenz" einem "geistvollen, tiefen", aber auch "dekadenten" Europa gegenüberstehe. Letztlich liest sich Greiners Besprechung wie eine Warnung vor zuviel europäischer Begeisterung an amerikanischer Selbstkritik, wie sie sich - vermutlich - in Moores Buch äußert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.12.2002

Als einen Noam Chomsky "mit Humor" stellt uns Tarik Ahmia den amerikanischen Dokumentarfilmer Michael Moore vor, der gerade mit seinem Film "Bowling for Colombine" in deutschen Kinos einen Überraschungserfolg erzielt. Schön, freut sich Ahmia, dass zeitgleich die bereits etwas angejahrte Abrechnung Moores mit den "Stupid White Men" erscheint - den dummen weißen und reichen Männern Amerikas, möchte Ahmia ergänzen. Moore verbindet seriöse Recherche, die durchaus komisch beschrieben wird, mit einer klaren politischen Aussage, charakterisiert Ahmia Moores Vorgehen sowohl beim Filmen wie beim Schreiben. Kein Grund, findet er, das Buch Moores als Witzbuch zu vermarkten, wie es der Piper Verlag unter der Überschrift "Durchgeknallt!" tut. Auch wenn Moores Lagebericht zur Nation schon etwas älter sei, so Ahmia, erfahre man immer noch Neues und Spannendes. Etwa wie es dem Bush-Bruder Jeb gelungen sei, die Wählerlisten in Florida vorher schon zu säubern, so dass etwa 30 Prozent aller wahlberechtigten schwarzen Bürger Floridas nicht wählen durften. Ob Rassismus, Bildungssystem, Justizskandale, Moore geht hart mit den Amerikanern ins Gericht. Noch schlimmer als die Republikaner finde Moore nur noch die Demokraten vom Schlage eines Bill Clinton, berichtet der Rezensent: für Moore das Paradebeispiel "demokratischer" Heuchelei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.12.2002

Rezensentin Susanne Ostwald hat sich gleich zwei Bücher, denn beide setzen sich - auf ihre Weise - mit demselben Thema auseinander: Michael Moore, Autor und Filmemacher, hat ebenso wie der frühere Anglistikprofessor Hans-Dieter Gelfert, ein Buch über Amerika, die Amerikaner und die Stereotypen geschrieben. Während Moore, wie Ostwald schlüssig darlegt, jedoch lediglich den Leser bedient, der seine Negativ-Klischees des typisch Amerikanischen bestätigt sehen will, die er, nebenbei bemerkt, durch seinen zeitgleich zum Erscheinen des Buches in den Kinos anlaufenden Film zu festigen sucht, erweise sich Gelfert als "treffsicherer Analytiker des amerikanischen Grundgewebes". Was bei ersterem ein "strukturloser Flickenteppich" aus Allgemeinplätzen, ein "Rundumschlag", oder, wie der Titel schon richtig anzeigt, eine Abrechnung ist, gerate bei letzterem durch dessen großen Kenntnisreichtum zu einem differenzierten Amerikabild ohne Verallgemeinerungstendezen, analysiert Ostwald. Sie empfiehlt eine Lektüre beider Bücher, um den Facettenreichtum der Thematik zu erfassen.