Michael Rutschky

In die neue Zeit

Aufzeichnungen 1988-1992
Cover: In die neue Zeit
Berenberg Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783946334231
Gebunden, 304 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Hier kommt die Fortsetzung von Michael Rutschkys Aufzeichnungen "Mitgeschrieben", die am Ende jenes Jahrzehnts spielt, zur Zeit, als Michail Gorbatschow als Heiland in deutschen Landen zu bestaunen war; als die DDR sich von einer eingemauerten Sowjetenklave in ein anarchisches Territorium verwandelte, um kurz danach in Helmut Kohls Bundesrepublik zu verschwinden; als Michael Rutschky mit seiner Frau Katharina durch die Welt, vor allem aber durch das sogenannte deutsche Beitrittsgebiet reiste, aus dem der Sozialismus im Minutentakt verschwand. Diese Notizen, mit denen Michael Rutschky einen eigenen poetischen Stil kreiert hat, sind seismographische Bestandsaufnahmen von Mentalitäten aus der vorläufig letzten der großen deutschen Umbruchzeiten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.11.2017

Michael Rutschkys Aufzeichnungen aus den Jahren 1988 bis 1992 lesen sich unter anderem als literarisches Anschauungsobjekt und Beweisstück für die Schwierigkeiten, nach der Wende "vernünftig über deutsch-deutsche Unterschiede und Verklemmungen" zu sprechen und zu schreiben, erkennt Rezensent Jens Bisky. Auf der einen, der westdeutschen Seite, erweist sich Rutschky als guter Beobachter und stilsicherer Protokollant, der schreibt, wie er fotografiert, mit dieser speziell urbanesken Mischung aus schwingender Aufmerksamkeit jedoch nur mildem bis Des-Interesse, der sich selbst gern heraushält und zuschaut, aufzeichnet, lesen wir. Auf der anderen Seite, der ostdeutschen, bleibt sein Beschreiben bei aller sprachlichen Eleganz und allem Witz leider in sich wiederholenden "Reporterklischees" stecken, was für den Leser recht öde ist. Unangenehm fällt dem Rezensenten auf, dass Rutschky vor allem Äußerlichkeiten und insbesondere die Leibesfülle nutzt, um daraus Rückschlüsse auf Inneres zu ziehen, auf Größeres, das funktioniert manchmal, manchmal aber auch nicht und so ist man am Ende, wie Bisky wahrscheinlich selbst, nicht sicher, ob er, der Rezensent, das Buch "mit Vergnügen" gelesen hat oder mit Langeweile oder beidem.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.11.2017

Rezensent Alexander Cammann schätzt den Essayisten und Fotografen Michael Rutschky für seinen Blick auf "unscheinbare Details". Dass es dem Berliner Autor aber gelingt, selbst in den Jahren um 1989 die "Wonnen der Alltäglichkeit" zu feiern, verschlägt dem Kritiker schlicht den Atem. Und so stürzt sich Cammann fasziniert auf Rutschkys Privatleben, streift mit ihm und seinen Hunden durch Berlin oder diniert mit Gerd Koenen und Karl Schlögel in Phoenix, Arizona bei Burger King. Der Mix aus Selbstanalyse, Reflektionen, anschaulichen Erkundungen einer "versunkenen Welt" und einem feinsinnigen Gespür für "Skurrilitäten" hat dem Kritiker gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.10.2017

In Detlef Kuhlbrodts Kopf schreibt sich Michael Rutschkys Tagebuch aus den Jahren 1988 bis 1992 munter weiter. Mauerfall, Ex-SDSler, das adornomäßige Dauerlamento übers Dasein - all das kann er gut nachempfinden. Die dauernde Schüchternheit des Autors auch. Was Rutschky in seinen Notizen, Szenen und Beobachtungen in der dritten Person festhält, Krankheiten, Telefonate, Reisen, Träume, Freunde, findet Kuhlbrodt schön, wie der Autor es rüberbringt, entspannt.