Michel Winock

Flaubert

Biografie
Cover: Flaubert
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446268449
Gebunden, 656 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Horst Brühmann und Petra WillimEin junger Mann aus wohlhabendem Hause, begabt, aber scheinbar ohne jeden Ehrgeiz: Gustave Flaubert war bereits 35 Jahre alt, als er mit "Madame Bovary" über Nacht berühmt und berüchtigt wurde. Mit ihm beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Weltliteratur. Michel Winock erzählt in seiner maßgeblichen Biografie von Flauberts Leben in der Normandie und Paris und von seinen Reisen, die ihn bis in den Orient führten. Der Gegensatz zwischen versunkenen Welten und heraufziehender Moderne prägt Flauberts Lebensgefühl. Winock sieht darin den Schlüssel zu seiner Kunst. Egal, ob man sie erst entdeckt oder bereits mit ihr vertraut ist: Diese Biografie führt die ganze Fülle der Welt Flauberts vor Augen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.06.2021

Rezensent Claus Leggewie hält Michel Winocks Flaubert-Biografie für herausragend. Gelungen verknüpfe der "Intellektuellenhistoriker", Verfasser von Biografien zu Charles de Gaulle und François Mitterrand, die politische Geschichte Frankreichs mit Flauberts Schaffen, ohne den Autor dabei zum Autobiografen oder Geschichtsschreiber zu reduzieren, lobt Leggewie. Von der "Desillusionsromantik" nach 1848 im Kreis um Flaubert erfährt der Rezensent, und davon, wie man als Romancier keine Revolution mache, sondern sie schreibe: Dicht an die Realität angelehnt seien Flauberts Figuren, so habe etwa "Madame Bovary" die "kollektive Dummheit" der Bourgeoisie offenlegen sollen - der Flaubert aber natürlich selbst angehörte, wie Leggewie betont; noch mehr als das Bürgertum habe der Schriftsteller letztlich doch die Arbeiter verachtet. Nach der Lektüre von "Madame Bovary" und der "Education sentimentale" freut sich der Rezensent bereits auf "Salammbô" und das "Wörterbuch der Gemeinplätze": Dessen "köstliche Plattitüden" scheinen dem "postmodernen Bourgeois aufs Twitter-Maul zu schauen", schließt Leggewie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2021

Rezensent Paul Jandl hat ein starkes Lob für die endlich ins Deutsche übertragene Flaubert-Biografie von Michel Winock: Wie Winock hätte Flaubert selbst sich möglicherweise gesehen, distanziert, aber mit Sympathie. Geschrieben hätte er allerdings anders über sich. Winocks Stil nennt Jandl freundlich "nicht unbedingt brillant". Dass dem Autor der ganz große Wille zur Interpretation dieses kurzen, aber arbeitsreichen Lebens abgeht, scheint Jandl ihm gutzuschreiben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.06.2021

Rezensent Ruthard Stäblein hat an der zum 200. Geburtstag des Schriftstellers erscheinenden Flaubert-Biografie von Michel Winock einiges auszusetzen. Stäblein zufolge versteht der Autor Flauberts Werk eher weniger, unterschätzt den "Salammbo", irrt bei der Beurteilung von "Bouvard und Pecuchet". Trumpfen kann er dafür laut Stäblein als Historiker bei der packenden Porträtierung Flauberts als Bürger wider Willen und Einbettung seiner Vita in die französische Geschichte des 19. Jahrhunderts.