Nils Röller

Medientheorie im epistemischen Übergang

Hermann Weyls Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft und Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen im Wechselverhältnis
Cover: Medientheorie im epistemischen Übergang
VDG Verlag, Weimar 2002
ISBN 9783897392755
Broschiert, 206 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

Ein "Medium des freien Werdens" - so nennt der Mathematiker Hermann Weyl (1885-1955) im Jahre 1921 das Kontinuum. Diese Bezeichnung ist bildet den Anlass, die medientheoretische Bedeutung der philosophischen Schriften Hermann Weyls zu untersuchen. Die vorliegende Publikation erarbeitet dabei die Differenzen zwischen den Diskursen Weyls und des Philosophen Ernst Cassirer. Laut Weyl ist das konstruktive Kontinuum, in dem seiner Meinung nach die Physik präparierte Ereignisse ansiedelt, scharf von der anschaulichen Wirklichkeit zu trennen. Er sieht dieses als Produkt des menschlichen Bewusstseins. In seiner "Philosophie der symbolischen Formen" macht Ernst Cassirer deutlich, dass aus seiner Sicht und entgegen Weyls Theorie das konstruktive Kontinuum zusammen mit dem mathematischen Symbolismus eine Brücke zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit bildet. Das Wechselverhältnis zwischen dem Mathematiker Weyl und dem Philosophen Cassirer zeigt beispielhafte Formen der Vermittlung zwischen Philosophie und moderner Naturwissenschaft. Weyls Schriften werden vor dem Hintergrund der Rezeptionsgeschichte in der "experimentellen Epistemologie" und der "nomadischen Mathematik" als paradigmatisch für die Medientheorie gedeutet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.10.2002

Lange vor McLuhan hatten der Mathematiker Hermann Weyl und der Philosoph Ernst Cassirer die Idee, dass Medien Wahrnehmung organisieren, weiß Rezensent Michael Eckhardt nach der Lektüre von Nils Röllers Dissertation "Medientheorie im epistemischen Übergang". Wie Eckhardt ausführt, erarbeitet Röller darin unter Bezugnahme auf Weyl und Cassirer eine Begriffsbestimmung von Medien, "die sich nicht auf verengende Umschreibung von Medien als publizistische Massenkommunikationsmittel wie Tageszeitung, Fernsehen und so weiter einlässt, sondern mit der Vorstellung eines 'Medien-Werdens' operiert". Diesen Prozess, bei dem ein Wechsel vom instrumentell-werkzeughaften Gebrauch zum Wahrnehmung organisierenden Medium stattfinde, beschreibe Röller als epistemischen Übergang, als neuen erkenntnistheoretischen Weltzugriff. Verdienstvoll findet Eckhardt insbesondere, dass es Röller gelungen ist, die wechselseitige Beeinflussung von Weyl und Cassirer nachzuzeichnen.
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