Olga Benario

Berliner Kommunistische Jugend

Cover: Berliner Kommunistische Jugend
Verbrecher Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783957325686
Gebunden, 120 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Kristine Listau. Mit einem Nachwort von Anita Leocádia Prestes. "Es ist bereits halb elf. Jemand schlägt vor, 'zusammen Eis essen zu gehen!' Alle sind einverstanden. Auf der Bergstraße gibt es ein kleines Café, wo eine Portion Eis zehn Pfennig kostet. Dorthin macht sich die ganze Bande auf. Das Eis ist herrlich! Doch es zieht ein Unwetter auf. Der Inhaber des Cafés bezahlt seine Angestellten zu niedrigeren Sätzen als nach Tarif. Als wir davon Wind bekommen, entscheiden wir, es zu boykottieren. Der Boykott dauert eine Woche, bis der Unternehmer aufgibt, weil er Angst hat, mit uns seine wichtigsten Kunden zu verlieren. Die Angestellten erhalten ihren Lohn nach Tarif, und wir suchen das Lokal wieder auf." Mit 21 Jahren schreibt dies Olga Benario in Moskau, wohin sie nach der aufsehenerregenden Befreiung von Otto Braun geflohen ist. Ihr Buch, das den Alltag der Kommunistischen Jugend Berlins beschreibt, erscheint 1929 in Moskau auf Russisch. Da es sehr wenig Literatur zur Organisation und Arbeitsweise des KJVD gibt und Olga Benarios Erzählungen über nächtliches Plakatieren, Spendensammlungen oder die Parteibüros so schön wie erkenntnisreich sind, ist dieses Buch ein wichtiges Zeugnis.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.01.2024

Olga Benario kennt Rezensentin Liane von Billerbeck als "kommunistische Ikone", in diesem von Kristine Listau übersetzten Tagebuch kann sie sie nun auch als junge Frau kennenlernen: Sie musste in den 1920ern aus Deutschland in die Sowjetunion fliehen, weil sie in einer "tollkühnen gemeinschaftlichen Aktion" einen Freund aus der Haft befreit hatte. Hier erzählt sie von Agitationsarbeit und jugendlichen Boykottaktionen, die den Mitarbeitern einer Eisdiele einen besseren Lohn bescheren, berichtet Billerbeck, die den besonderen Sound auch der gelungenen Übersetzung zuschreibt. Auch mit der ideologischen Färbung ein beeindruckendes Dokument einer aufregenden Zeit, schließt sie.