Else Lasker-Schüler

Gedichtbuch für Hugo May

Zwei Bände. Faksimile-Edition
Cover: Gedichtbuch für Hugo May
Wallstein Verlag, Göttingen 2019
ISBN 9783835334472
Gebunden, 392 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Zwei Bände. Herausgegeben von Andreas Kilcher und Karl Jürgen Skrodzki. Farbiges Faksimile der umfangreichsten Gedichthandschrift Else Lasker-Schülers.Im Herbst 2013 tauchte ein bedeutendes, bislang unbekanntes Konvolut von Gedichten, Briefen und Bildern Else Lasker-Schülers aus ihrer Zeit im Exil in der Schweiz auf. Zu den Gönnern, die Else Lasker-Schüler in den Jahren nach 1933 im Schweizer Exil unterstützten, gehörten Hugo May (1887-1958) und Kurt Ittmann (1896-1974), die beiden Direktoren des Warenhauses Julius Brann (heute: Manor) in Zürich. Als Zeichen der Anerkennung beschenkte sie beide mit Zeichnungen und Gedichthandschriften.
Für Hugo May fertigte sie zudem in den Jahren 1935/36 ein handschriftliches Gedichtbuch an. Dieses ist einzigartig im künstlerischen Werk Else Lasker-Schülers. Es hat einen Umfang von 80 Blättern und enthält 36 Gedichte, es ist mit Abstand die umfangreichste Sammelhandschrift Lasker-Schülers überhaupt. Als eine Art Gesamtausgabe im Kleinen präsentiert das Gedichtbuch die Vielfältigkeit des lyrischen Werkes der Dichterin: Es enthält frühe avantgardistische Gedichte, Lyrik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, Gedichte aus den Jahren der Weimarer Republik und solche, die im Schweizer Exil entstanden sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.11.2019

In jenen Jahren, als Else Lasker-Schüler im Zürcher Exil lebte, durften Ausländer weder einer Erwerbstätigkeit nachgehen noch sich politisch betätigen, klärt Nico Bleutge auf. In Folge war die Dichterin auf Zuwendungen von Freunden angewiesen, darunter auch Hugo May, der damals zusammen mit Kurt Ittmann das Warenhaus Julius Brann leitete. Zum Dank erhielt May von Lasker-Schüler neben Postkarten, Briefen und Zeichnungen auch ein handgeschriebenes Buch mit 36 ausgewählten Gedichten das erst 2013 in dessen Nachlass entdeckt und nun von Andreas Kilcher und Karl Jürgen Skrodzki in einer schönen Ausgabe mit instruktiven Kommentaren und Faksimiles herausgegeben wurde, so Bleutge weiter. Der Kritiker freut sich über die Ausgabe, in der er neben berühmten Gedichten wie "Die Verscheuchte" auch weniger bekannte Verse entdeckt und liest, wie hart das Exilantinnenleben für Lasker-Schüler war. Wie geschickt und vorsichtig die Dichterin ihre Anfrage nach finanzieller Unterstützung zu verpacken wusste, etwa indem sie Anekdoten oder "sündhaften Klatsch-Ratsch" erzählt, liest der Rezensent hier ebenfalls.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2019

Die hier rezensierende Schriftstellerin Marica Bodrozic freut sich über die von Andreas Kilcher und Karl Jürgen Skrodzki herausgegebene zweibändige Faksimile-Ausgabe des Gedichtbuchs von Else Lasker-Schüler. Grandios erscheinen ihr die enthaltenen lyrischen Höhenflüge, die ihr immer beides offenbaren - die schwere, oft hoffnungslose Zeit im Schweizer Exil und den Mut der Autorin. Verdienstvoll findet die Rezensentin die Herausgeberarbeit an den versammelten Gedichten wie an der ebenfalls enthaltenden Korrespondenz mit ihren Schweizer Gönnern. Bodrozic erinnert daran, dass der hohe Ton der Texte nichts "Pseudospirituelles" hat, sondern von heiligem Ernst zeugt, gerade auch in der "Gottfrage".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.02.2019

Ein Juwel ist das edel gebundene Manuskript für den Rezensenten. Das von Else Lasker-Schüler ihrem Gönner Hugo May zugedachte "Gedichtbuch" bietet laut Manuel Müller einen Querschnitt durch das lyrische Werk der Autorin, indem es Gedichte aller Schaffensperioden versammelt. Editionsgeschichtlich einmalig findet Müller die 36 Gedichte auf 80 faksimilierten Handschrift-Blättern und mit Texten wie "Die Verscheuchte" und "Aus der Ferne" dazu von aktueller Brisanz.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.02.2019

Recht wenig ist bislang bekannt über die Zeit des Schweizer Exils von Else Lasker-Schüler zwischen 1933 und 1939, meint Matthias Kußmann und begrüßt das von Andreas Kilcher und Karl Jürgen Skrodzki herausgegebene und kommentierte "Gedichtbuch für Hugo May", das Licht in diese düstere Phase bringt. Sie war geprägt von der Gängelung durch den Schweizer Staat, der der Autorin Arbeitsverbot erteilte, sie von "Kontrolldetektiven" überwachen ließ und zwang, alle sechs Monate das Land zu verlassen, geprägt aber auch von der Unterstützung der beiden Kaufhausdirektoren Hugo May und Kurt Ittmann, mit denen Lasker-Schüler eine Freundschaft verband und jahrelang korrespondierte, fasst der Rezensent zusammen. Besonders freut er sich darüber, dass die zweibändige Wallstein-Ausgabe die "fast schon ornamentalen Handschriften" der Autorin in einem eigenen Faksimile-Band würdigt.