Oliver Schlaudt

Zugemüllt

Eine müllphilosophische Deutschlandreise
Cover: Zugemüllt
C.H. Beck Verlag, München 2024
ISBN 9783406814648
Kartoniert, 364 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Swaanje Güntzel. Die weltweit größte Untertagedeponie für gefährliche Abfälle im hessischen Heringen, ein gigantischer Abwasserkanal bei Essen, eine Tierkadaververwertungsanlage im schönen Moseltal: Oliver Schlaudt hat sich auf eine eigentümliche Deutschlandreise begeben, um verborgene, aber spektakuläre Wahrzeichen unserer Müllkultur aufzusuchen. Sein genauso verblüffender wie wunderbar erzählter Reisebericht liest sich allerdings nicht nur wie ein Fremdenführer durch deutsche Abfalllandschaften. Inmitten ihrer besonderen Müllgeschichten entwickelt Schlaudt zugleich eine Philosophie, die sich die Hände buchstäblich schmutzig macht.Menschheitsgeschichtlich haben wir den Punkt erreicht, an dem unser Müll überall ist und wir uns allmählich mit ihm selbst vergiften. Zugleich geben wir uns sehr viel Mühe, seine beunruhigende Allgegenwart aus unserem Gesichtsfeld zu verbannen. Es wird daher Zeit, der drastischen Wirklichkeit unserer zumüllenden Lebensform ins Auge zu blicken - und mit Oliver Schlaudt eine müllphilosophische Deutschlandreise zu unternehmen. Wir besuchen unter anderem die unscheinbare, aber rettungslos zerstörte Mülllandschaft von Bitterfeld (wo Marx' Einsicht sinnfällig wird, dass der Müll der "unheilbare Riss" im Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur ist), die BASF-Sondermülldeponie auf einer künstlichen Rheininsel (wo wir erkennen, dass wir in Sachen Müll "Cartesianer" geblieben sind, Bewohner zweier getrennter Welten) und die charmante Wurmkiste im eigenen Zuhause. Es wird klar: Der Müll ist das ungewollte Erbe, das wir nicht ausschlagen können.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.03.2024

Rezensentin Susanne Billig denkt mit diesem Buch von Oliver Schlaudt über "Dreck und Vergänglichkeit" nach. Der Autor reist durch die Bundesrepublik, ins Ruhrgebiet, nach Bitterfeld und schaut sich diese Orte an, die bis in alle Ewigkeit eine Gefahr für die Menschen vor Ort bedeuten, staunt Billig. Dabei müssen Chemikalien, Müll und Atommüll bewahrt werden: Nicht wegen ihrer Schönheit, sondern wegen ihrem Gefahrenpotenzial, lernt die Kritikerin. Den Kapiteln voran gestellt, so Billig, sind fotografische Inszenierungen von Swaantje Güntzel, die berühmte Gemälde nachstellt, auf denen etwa Fleisch und Trauben in Plastik eingepackt sind, lesen wir. Am Ende von Schlaudts Buch wiegt die Erkenntnis schwer: Menschen sei zwar heutzutage Hygiene wichtig, aber mit dem Müll möchte sich niemand herumschlagen. Letztendlich wird der "Messie zur Utopie" erhoben, schließt die Kritikerin.