Olivia Manning

Der größte Reichtum

Die Balkan-Trilogie, Band 1
Cover: Der größte Reichtum
Rowohlt Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783498001490
Gebunden, 464 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Silke Jellinghaus. Harriet Pringle fährt mit ihrem Mann im Zug durch ein vom Krieg bedrohtes Europa Richtung Osten. Guy arbeitet seit Längerem in Bukarest, nun nimmt er seine junge Braut mit in diese Metropole zwischen Moderne und orientalischem Durcheinander, eine Stadt, in der sich Spione, Militärs, verarmte russische Adelige, halbseidene Damen, Nazifunktionäre, geflüchtete jüdische Professoren die Klinken der prächtigen und weniger prächtigen Hotels, der Cafés und Nachtbars in die Hand geben. Ungetrübt ist das junge Eheglück ganz und gar nicht. Und obwohl Harriet genug zu grübeln hat über die attraktive Rumänin Sophia und andere verdächtige Kontakte ihres Mannes, geht sie doch mit sehr offenen, für Anzeichen einer drohenden Katastrophe wie für die Schönheit der so verwirrenden Fremde empfänglichen Augen durch die Tage kurz vor dem ganz großen Knall. Alle fragen sich: Werden morgen deutsche Tanks über die Avenuen rollen oder kommt die Rote Armee? Und währenddessen übt die wahrhaft bunte britische Expat Community ein Shakespearestück: Troilus and Cressida - der Fall von Troja.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.03.2021

Rezensent Elmar Schenkel freut sich über diesen ersten Band der Balkan-Trilogie der Autorin, der es gelinge, einen "weiblicher Blick" auf die beinahe groteske Situation der Auslandsbriten in Rumänien nach Dunkirk und dem Abzug der britischen Armee aus Europa 1940 zu werfen.  Es ist die Zeit, in der die Deutschen zunehmend die Stadt übernehmen, halb Europa schon Krieg und Besatzung erleidet, aber die Autorin lässt ihre Briten in ihrer "Edel-Enklave" in Bukarest, zwischen Hochstaplern und schillernden Existenzen lebend, ein Shakespeare-Stück inszenieren, erzählt der faszinierte Kritiker. Überhaupt wird seiner Meinung nach aus der Perspektive der Protagonistin, einer frisch verheirateten Frau, die Bedrohlichkeit und Unentschiedenheit der historischen Situation "auf großartige Weise" aufgezeigt.  Er hofft auf die Publikation der Nachfolgebände in deutscher Übersetzung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.01.2021

Rezensentin Petra Pluwatsch begrüßt die Neuauflage dieses Romanzyklus der britischen Schriftstellerin Olivia Manning aus den sechziger Jahren. Auf Deutsch liegt nun der erste Band vor, der die Kritikerin an der Seite des britischen Ehepaares Guy und Harriet ins Bukarest des Jahres 1939 führt. Während der Krieg bereits vor der Tür steht, trifft sich das Paar mit einer Community britischer "Snobs", um auf die rumänische Gesellschaft herabzublicken, resümiert Pluwatsch. Darüber hinaus skizziert Manning auch die Ereignisse in der Stadt, fährt die Kritikerin fort, die hier unter anderem von den Schicksalen der Juden liest. Mit "atmosphärischer" Dichte und in "feingeschliffenen" Sätzen vermag die Autorin das Ungeheuerliche in Worte zu fassen, schließt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.01.2021

Mit Olivia Manning ist eine "große Autorin" wiederzuentdecken, verkündet Rezensent Hans von Trotha. Mit dem ersten Teil der zwischen 1960 und 1975 erschienenen Balkan-Trilogie, in denen die britische Autorin auch ihre Flucht vor dem Krieg in den Jahren 1938 bis 1947 verarbeitete, taucht der Kritiker ab in das Bukarest des Jahres 1939. Hier begleitet er die frisch vermählten Pringles, die in der von Korruption, Rassismus, Antisemitismus und Faschismus bestimmten Stadt mit einer ganzen Schar kurioser Gestalten feiern und einen Shakespeare-Abend inszenieren. Dem Wahnsinn und der Lebensfülle dieses Romans kann sich der Rezensent nicht entziehen.