Paul Mason

Faschismus

Und wie man ihn stoppt
Cover: Faschismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518029770
Kartoniert, 443 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen Stephan Gebauer. Was ist Faschismus? Eine Bewegung? Ein gleichgeschaltetes Herrschaftssystem? Für Paul Mason ist Faschismus nicht zuletzt ein Gedankengebäude. In dessen Zentrum steht eine ethnisch definierte Mehrheit, die sich als Opfer emanzipatorischer Bestrebungen sieht und alles ablehnt, was sie in ihrem Widerstand dagegen einschränken könnte: liberale Demokratie, Medien, Wissenschaft. Blickt man durch diese Linse auf den Hindunationalismus eines Narendra Modi, auf den queerfeindlichen Kurs bestimmter osteuropäischer Regierungen oder die Lügen eines Donald Trump, sind Übereinstimmungen unverkennbar. Wie der Faschismus der Zwischenkriegszeit gedeihen diese Phänomene in einer Phase tiefgreifender Umbrüche.Doch wie kann man sie aufhalten? Um diese Frage zu beantworten, bringt Mason seine großen Begabungen zum Einsatz: historische Neugier und das Talent, Theorien griffig zusammenzufassen. Die Hoffnung, man müsse nur die Unwahrheiten der Autoritären aufdecken, ist aus seiner Sicht naiv. Stattdessen müssen Liberale und Linke gemeinsam eine positive Gegenvision entwickeln und mit ökonomischen Reformen das Leben aller Menschen verbessern.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.06.2022

Ingo Arend hätte sich raffiniertere Lösungsvorschläge gewünscht von Paul Mason, auch eine ausformulierte Theorie bekommt er im neuen Buch des britischen Journalisten über die Bedrohung durch einen um sich greifenden neuen Faschismus nicht geboten. Stattdessen malt Mason laut Arend ein düsteres Bild einer "neuen Internationale der Rechten", erläutert historisch, wie es dazu kommen konnte und zeigt Parallelen zwischen 1930 und heute auf. Wenn der Autor linke Faschismustheorien zu revisionieren versucht, verläuft er sich laut Arend allerdings zwischen den sozialökonomischen Gründen für die Faschismus-Renaissance und einer neuen Theorie des Faschismus, die er dann aber nicht entwickelt, wie der Rezensent feststellt. Als mahnender, mit historischen Exkursen, Analysen und Fallbeispielen arbeitender Essay aber scheint das Buch für Arend jedenfalls anregend zu sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2022

Rezensentin Claudia Mäder kritisiert das neue Buch von Paul Mason wegen für sie unzulässiger, unpräziser Vergleiche, etwa zwischen Deutschland heute und Deutschland zu Beginn des letzten Jahrhunderts, als sich der Faschismus ausbreitete. Dem Autor und seiner Warnung vor einer neuen Ausbreitung des Faschismus hält Mäder u. a. entgegen, dass sich demokratische Strukturen heute als durchaus widerstandsfähig erweisen. Ohne das Problem des Rechtsextremismus kleinreden zu wollen, hält Mäder es für wenig hilfreich, ihm das Etikett Faschismus aufzudrücken, wie es der Autor macht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.05.2022

In seinem neuen Buch warnt der Guardian-Journalist und Kapitalismuskritiker Paul Mason vor einem neuen Zeitalter des Faschismus, kann den Rezensenten Ingo Arend dabei aber nur halb überzeugen. Die Erfolge der rechtspopulistischen Internationale, die von Ungarn bis nach Brasilien reicht, rechtsextreme Terrortaten, die rechte Unterwanderung von Militär und Polizei und der Sturm aufs Kapitol in Washington dienen Mason als Beleg und werden so vom Rezensenten auch bestätigt. Nur dass Mason faschistische Bewegungen vor allem sozialpsychologisch erklärt, nämlich als "Wunsch nach Freiheit, der durch Furcht vor Freiheit gehemmt wird" (so Mason selbst), stößt bei Arend auf energischen Widerspruch: Mason relativiere den Vernichtungswillen faschistischer Bewegungen "zu einer Art Präventionsreflex" im Streit um Vorherrschaft. Auch vermisst Arend in diesem offenbar sehr mäandernden Text die konkrete Handlungsanleitung, mit der der Untertitel lockt. Masons Vorschlag, die Linke müsse sich der liberalen Mitte als Partnerin anbieten und die liberale Mitte müsse linker werden, wirken auf den Rezensenten zwar gut gedacht, aber mit Blick auf konkrete Verwerfungen zwischen den politischen Lagern kaum umsetzbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2022

Rezensent Herfried Münkler wünschte, Paul Masons Vorstellung von einer Überwindung des Streits innerhalb der Linken würde wahr. Allerdings lehrt die Geschichte etwas anderes, wie er weiß. Masons dahingehendes Fazit scheint Münkler daher mau und das im Buch aufgebaute Schreckgespenst eines "neuen Faschismus" aus Rechtspopulisten, Nationalisten und Rechtsextremen eher fragwürdig. Mehr Differenzierung hätte dem Buch hier gutgetan, findet Münkler, auch wenn er einsieht, dass die Gewissheit, dass sich der Erfolg der Nationalsozialisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen wird, eine eher brüchige ist, und der "kämpferische" Gestus des Buches durchaus angebracht.
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