Philipp Theisohn

Literarisches Eigentum

Zur Ethik geistiger Arbeit im digitalen Zeitalter. Essay
Cover: Literarisches Eigentum
Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 9783520510013
Taschenbuch, 137 Seiten, 11,90 EUR

Klappentext

 Die rasende Entwicklung der digitalen Welt hat auch das wissenschaftliche und literarische Arbeiten revolutioniert. Unsere Vorstellungen vom Wert geistiger Arbeit sind im Wandel begriffen. Öffentliche Plagiatsdebatten um die Copy-Paste-Mentalität 'der Fälle' zu Guttenberg oder Silvia Koch-Mehrin, auf dem Gebiet der Literatur etwa um Helene Hegemann, aber auch das immer wiederkehrende Open-Access-Plädoyer haben die Frage, ob das digitale Zeitalter ein neues Urheberrechtsdenken braucht, ins Zentrum der gesellschaftlichen und politischen Aufmerksamkeit gerückt.Philipp Theisohns Essay sucht nach den Ursachen dieser Entwicklung auf jenen Feldern, die in der aktuellen Diskussion um literarische Diebstähle im Mittelpunkt stehen: auf dem Feld der Kunst, der Politik und der Wissenschaft. Der sich abzeichnenden Entmenschlichung des Umgangs mit Literatur stellt Theisohn dabei das Plädoyer für eine neue Textethik im digitalen Zeitalter entgegen, in deren Zentrum der Begriff der 'Arbeit' steht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2012

Interessiert hat Rezensent Uwe Justus Wenzel die nun unter dem Titel "Literarisches Eigentum" erschienenen Ausführungen des Literatur- und Kulturwissenschaftlers Philipp Theisohn "Zur Ethik geistiger Arbeit im digitalen Zeitalter" gelesen. Die Ursache für den von Theisohn diagnostizierten, verstärkten "Plagiarismus" der Gegenwart sehe der Autor darin, dass wir als "computerisierte User" die Anstrengungen eigener Lese- und Denkerfahrungen an das "Informationsmeer" Internet abgegeben hätten und so verleitet würden, Texte ohne den Nachvollzug kompletter Gedankengänge nur noch unter dem Aspekt der Verwertbarkeit von Informationssplittern zu rezipieren. Gehaltvoller als den Appell an einen respektvolleren Umgang mit der Autorschaft findet der Kritiker aber Theisohns anhand von Beispielen aus Kunst, Politik und Wissenschaft vollzogene Analyse der Verantwortungslosigkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.2012

Das Urheberrechtsproblem einmal anders betrachten, nämlich als Problem einer Formatierung des Geistes und einer nur noch nach formalen Kriterien bemessenen Literatur, kann Thomas Thiel mit Hilfe diesem Essay des Zürcher Literaturwissenschaftlers Philipp Theisohn. Glänzend findet Thiel, wie der Autor die strukturellen Ursachen von Plagiatsfällen herausarbeitet und die Tendenz zum gesichtslosen, entindividualisierten Text aus beliebig arrangierten Bausteinen feststellt. Richtig Freude hat dem Rezensenten Theisohns Revision des Falles Hegemann gemacht. Hier erläutert ihm der Autor die schizophrene Kombination eines starken öffentlichen Egos, das literarisch zugleich jegliche Persönlichkeit negiert. Theisohns Eintreten für eine neue, hermeneutisch orientierte Textethik möchte Thiel am liebsten sofort unterschreiben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.05.2012

Mit Begeisterung hat Rezensent Jens Bisky diesen Essay über "literarisches Eigentum" von Philipp Theisohn gelesen. Er bescheinigt dem Literaturwissenschaftler, Themen wie die gesellschaftliche Bedeutung des Schreibens, die kursierenden Vorstellungen von geistigen Eigentum und Urheberschaft sowie die digitalen Möglichkeiten der Textproduktion in ihrem Zusammenhang erhellend darzustellen und zu reflektieren. Er lobt die geistreiche Rekapitulation der Plagiatsaffären um Helene Hegemanns "Axolotl Roadkill" und um die Dissertationen von Koch-Mehrin, zu Guttenberg und Chatzimarkakis. Er schätzt die ausgewogene Diskussion der Licht- und Schattenseiten des digitalen Textgedächtnisses. Und er freundet sich gleich mit Theisohns "emphatischer Vorstellung" von geistiger Arbeit an. Für Bisky steht nach der Lektüre des Buchs fest: wer heute über Plagiat und Urheberrecht reden will, muss Theisohn lesen. Den Piraten kann er nur raten, dass sie versuchen sollten, "diesen Autor als Experten zu gewinnen".
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