Saidiya Hartman

Diese bittere Erde (ist womöglich nicht, was sie scheint)

Cover: Diese bittere Erde (ist womöglich nicht, was sie scheint)
August Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783941360914
Kartoniert, 128 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Yasemin Dincer. Saidiya Hartman erforscht das lange Nachleben der Sklaverei: Ein grundlegendes Nachdenken über die Unfreiheit und ein radikales Experiment, die Geschichte Schwarzer Frauen auf andere Weise zu schreiben und zu kennen. Wie lassen sich die Versklavung und ihr Nachleben erzählen? Welche Rolle spielen darin Schwarze Frauen, von deren Schicksal lange fast ausschließlich die Aufzeichnungen der Sklavenhändler und Plantagenbesitzer, Gerichtsnotizen, Gutachten und Akten zeugten? Diese Fragen beschäftigen die Literaturwissenschaftlerin Saidiya Hartman seit ihren bahnbrechenden Studien zum Terror der Sklaverei und seiner Bedeutung für den Selbstentwurf der USA. Ausgehend von historischen Details, überschreiten die hier versammelten Essays virtuos die Grenze zwischen Geschichte und Imagination, um zu erzählen, was nicht erzählt werden kann. Hartman evoziert das Innenleben Schwarzer Existenz im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert in einer verblüffenden Intimität. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei einem Handeln unter Umständen, die Handlungsfähigkeit selbst auslöschen wollen. Die erstmals ins Deutsche übersetzten Texte aus den Jahren 2008 bis 2020 - darunter die einflussreichen Aufsätze "Venus in zwei Akten" und "Der Bauch der Welt" - sinddeshalb immer auch beeindruckende Dokumente eines unablässigen Nachdenkens: über die Möglichkeiten und Grenzen historiografischer Methoden, über Archiv, Theorie und Politik und über das literarische Schreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2022

Rezensent Andreas Eckert liest die erstmals auf Deutsch erscheinende Anthologie mit Texten der Kulturwissenschaftlerin Saidiya Hartman mit sichtbarer Faszination. Vor allem ein Aufsatz von 2008, in dem die Autorin das teilweise historisch belegte Schicksal zweier schwarzer Frauen auf einem Sklavenschiff im späten 18. Jahrhundert fiktionalisiert, scheint ihn gefangen zu nehmen, da der Text eine Art des "kritischen Fabulierens" entwirft. Das ist für Eckert einerseits problematisch, andererseits, weil Hartman ihr Verfahren zugleich hinterfragt, durchaus erhellend.
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