Sheila Heti

Mutterschaft

Roman
Cover: Mutterschaft
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498030391
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Kanadischen von Thomas Überhoff. Was wird gewonnen und was geht verloren, wenn eine Frau sich entschließt, ein Kind zu bekommen? In ihren späten Dreißigern, als die Freundinnen sich fragen, wann sie endlich Mutter werden, fragt Sheila Heti sich, ob sie es überhaupt werden will. In einer mehrere Jahre umspannenden Selbsterkundung, mal hierhin, mal dorthin gezogen von ihren Mitmenschen, ihrem Partner und den Verpflichtungen gegenüber ihren jüdischen Vorfahren, versucht sie eine weise und moralische Entscheidung zu treffen. Nachdem Philosophie, ihr Körper, die Mystik und der Zufall nicht geholfen haben, findet sie die Antwort viel näher bei sich.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.04.2019

Patricia Hecht erkennt die Parallelen zwischen der Erzählerin im Buch von Sheila Heti und der Autorin. Welche Fragen die Option Mutterschaft in der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts provoziert, wie sich ihnen begegnen lässt (mit der Bibel, mit Tarotkarten und Traumdeutung) und welche Alternativen zur Mutterschaft es gibt (eine erfolgreiche Schriftstellerin sein?), erfährt Hecht aus dem Text. Auch wenn kein Plot den Text strukturiert, tagebuchartige Aufzeichnungen und Gedanken dominieren, scheint Hecht die Selbstfindungsprosa zu gefallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2019

Rezensentin Katharina Teutsch ist mit diesem Roman klargeworden, dass man an "einem erfüllten Nichtkinderwunsch" leiden kann. Sie folgt der Erzählerin durch ein im Tagebuchstil geschriebenes Buch, das eine Enddreißigerin durch die Zeit begleitet, in der sie sich endgültig für oder gegen ein Kind entscheiden muss und mit den Erwartungen ihrer Umwelt sowie mit den eigenen abrechnet. Wie viele essayartige Plädoyers dafür oder dagegen die Erzählerin, die Teutsch doch arg an die Autorin selbst erinnert, auch versammelt, letztlich müssen die Debatten ins Leere laufen, meint die Kritikerin resigniert, in ihren Augen ist und bleibt die Kinderfrage eine persönliche. Dementsprechend hat sie nach der Lektüre zusammen mit der Erzählerin, deren Entscheidung am Ende des Romans fällt, erleichtert aufgeatmet.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2019

Sabine Rennefanz erkennt in Sheila Hetis Text ein Mutter-Kind-Buch in dem Sinne, dass die mit der Autorin nahezu identische Erzählerin sich darin über ihre Kinderlosigkeit mit der eigenen Mutter ins Einvernehmen setzt. Um die Frage, ob die Erzählerin Mutter werden möchte, geht es laut Rennefanz im Buch nicht, und auch als Ratgeber taugt der Text, der sich für die Rezensentin wie ein Essay, ein Monolog oder auch wie ein Tagebuch liest, nicht. Die Frage, wieso der Kinderwunsch sie nicht beseelt und wieso das zu Schuldgefühlen führt, beantwortet die Erzählerin laut Rennefanz auf fesselnde Weise, in eindringlicher Selbstbefragung, nicht polemisch ausgrenzend, sondern offen und mit treffenden Worten. Dass die Lektüre auf Rennefant schließlich doch leicht ermüdend wirkt, liegt laut Rezensentin daran, dass sich die Thematik bald in den eigene Schwanz beißt. Bei der Erkundung ihrer jüdischen Herkunft läuft die Autorin aber dann wieder zu Hochform auf, meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2019

Rezensentin Annabelle Hirsch warnt vor, dass es bei Sheila Heti ziemlich intim wird. Wer das Buch lesen wolle, müsse Analsex, Menstruationen und existenzielle Selbstbefragungen aushalten können. Dennoch kann Hirsch es nur wärmstens empfehlen, denn Heti erkundet eine Option, die von all den neuen Mutterbüchern kaum in Betracht gezogen wird: Sich gegen ein Kind zu entscheiden oder einfach nur für die eigene Kunst. Hirsch erfährt, dass darin durchaus eine Traurigkeit liegen kann. Andererseits habe sie noch nie daran gedacht, dass Kinderkriegen ein Weg ist, Frauen ab dreißig aus dem Weg zu räumen, wenn sie richtig Stunk machen könnten. Am schönsten findet die Rezensentin aber die Passagen, in denen Heti sich ihrer eigenen Mutter widmet.
Stichwörter