Steffen Kopetzky

Monschau

Roman
Cover: Monschau
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783737101127
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Im Jahr 1962, als das nukleare Wettrüsten seinen Höhepunkt erreicht, als in Algier und Paris Bomben explodieren, bricht im Wirtschaftswunder-Deutschland der junge Mediziner Nikolaos Spyridakis in die Eifel auf. Es ist eine heikle Mission: Im Kreis Monschau sind die Pocken ausgebrochen, hochansteckend und lebensgefährlich. Mitten im Karneval droht nun Stillstand, Quarantäne. Der Rither-Chef will die Fabrik um jeden Preis offen halten, keine zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist man weltweit gut im Geschäft. Ganz andere Pläne hegt Vera Rither: Die Alleinerbin studiert in Paris, bewundert Simone de Beauvoir und trägt den Geist der Avantgarde nach Monschau. Dort begegnet sie Nikolaos, der als Betriebsarzt durch die tiefverschneite Eifel zur Patientenvisite gefahren wird, vor Ansteckung geschützt durch einen Stahlarbeiteranzug. So unterschiedlich die beiden auch sind, der kretische Arzt, der als Kind die Gräuel der deutschen Besatzung miterlebt hat, und die schwerreiche Vollwaise: Sie entdecken schnell, dass sie mehr verbindet als ihre Liebe zu Miles Davis. Doch die Krankheitsfälle häufen sich, und das Virus nimmt sich, was es kriegen kann. Steffen Kopetzky erzählt von einer Liebe im Ausnahmezustand und von der jungen, vom rasanten Wirtschaftswachstum geprägten Bundesrepublik - und verwandelt ein Kapitel deutscher Geschichte in packende Literatur.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.05.2021

Rezensent Jörg Magenau schwärmt für die Lebensfreude und Warmherzigkeit in Steffen Kopetzkys Roman. Und für die gekonnte, an erzählerischen Einfällen und Empathie mit den Figuren reiche Verquickung von Realgeschehen (Pockenepidemie in der Eifel 1962), zarter Liebesgeschichte und Abenteuerroman. Dass Kopetzky außerdem keine Angst vor Kolportage hat und alles schön nach Gut und Böse ordnet, scheint Magenau ausnahmsweise den Reiz der Lektüre noch zu erhöhen. Ach ja, wie der Autor das aktuelle Pandemie-Geschehen und seine gesellschaftlichen Effekte im historischen Brennglas zeigt, ist für den Rezensenten ein weiteres Schmankerl des an Schmankerln überreichen Romans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.04.2021

"Grell wie eine Diskokugel" blinken den Rezensenten Martin Oehlen die Pandemie-Schlagwörter und -Parolen in Steffen Kopetzkys Roman an: Aerosole, Infizierte und Impfversprechen kommen darin vor, aber er spielt 1962 und erzählt vom Ausbruch des aus Indien eingeschleppten Pockenvirus' in der Eifel. Kopetzky arrangiere dabei "süffig" eine Liebesgeschichte zwischen einem griechischen Arzt, Assistent des realen Dermatologen Günter Stüttgen, und der jungen Erbin einer Edelstahlgießerei mit zahlreichen Realien der Zeit wie der Kubakrise, dem Deutschen Wirtschaftswunder oder Jazz - einige davon hätten noch etwas sauberer integriert werden können, meint Oehlen. Seine größte Wirkung entfaltet der Roman als Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik, lobt der Rezensent, der bei der Lektüre aber auch die gegenwärtigen Sorgen deutlich spürt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 10.04.2021

Rezensent Elmar Krekeler bewundert Steffen Kopetzkys Fähigkeit, moderne Geschichte in aufwendig gearbeitete, historisch-authentische Settings einzubetten - eine Technik, die Kopetzky lange vor den Machern amerikanischer Serien beherrscht habe, betont Krekeler. Inspiriert durch die aufwendige Recherche zu einem Vorgängerroman, so Krekeler, erzählt der Autor auch hier wieder bestens informiert die Geschichte eines Pockenausbruchs in der Eiffel 1962. Der Rezensent fühlt sich sofort wohl in der Welt, von Kopetzky sorgfältig mit "Infotainmentelementen" ausstaffiert, ohne damit das eigene Wissen zur Schau zu stellen, lobt Krekeler. "Alles lebt. Alles atmet. Alles bunt", resümiert er - und das ist für den Kritiker nicht Kolportage, sondern "einfach gute Literatur".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2021

Rezensent Hubert Winkels scheint angenehm verblüfft angesichts von Steffen Kopetzkys neuem Roman, dem laut Winkels das Kunststück gelingt, die Geschichte der Pockenvirusepidemie in Deutschland 1962 mit der NS-Zeit und ihren Folgen in der BRD auf unterhaltsame Weise zu verbinden. Nicht nur bändigt der Autor die Materialfülle, er schafft es auch, die unterschiedlichen Erzählstränge kunstfertig zu verknoten und zum Zünden zu bringen, stellt Winkels staunend fest. Das Resultat ist zum einen Spannung, zum anderen eine Art mythisch-romantische Aufladung historischer Ereignisse, wie Winkels uns erläutert. Für den Rezensenten gehobene Unterhaltung im besten Sinne.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2021

Rezensentin Rose-Maria Gropp wird den Verdacht nicht los, dass Steffen Kopetzky ein bisschen Kolportage abliefert mit seiner Darstellung des Pockenausbruchs in der Eifel vor knapp 60 Jahren. Angeregt durch die aktuelle Pandemie hat der Autor seinen Roman aber auch sehr schnell verfasst, räumt Gropp ein. Und unter diesem Gesichtspunkt gefällt ihr das Buch durchaus, zumal der Autor historisch bewandert allerhand Zeitgeschichtliches einflicht, von Kennedy über den Cool Jazz bis zu den allgegenwärtigen Stuyvesant-Zigaretten, und eine Figurenkonstellation entwirft, in der sogar noch Platz ist für eine Liebesgeschichte zwischen einem jungen griechischen Mediziner und einer Firmenerbin.
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