Stephan Lamby

Ernstfall

Regieren in Zeiten des Krieges
Cover: Ernstfall
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406807763
Gebunden, 400 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine müssen der Kanzler und seine Kabinettsmitglieder permanent Überzeugungen über Bord werfen: Waffen, Kohlekraft, Schulden. Wladimir Putin zwingt ihnen eine fremde, unbeabsichtigte Politik auf. Wie hält man so etwas aus? Was tut die Regierung, um den Krieg zu beenden? Wie kann Deutschland im globalen Kräftemessen bestehen? Von Beginn der Regierungszeit im Dezember 2021 war Stephan Lamby mit den wichtigsten Entscheidungsträgern unterwegs, in Washington, in den Hauptstädten Europas und asiatischen Mega-Cities, in der Sahelzone und am Arabischen Golf, auch in der deutschen Provinz. Und natürlich in Berlin. Er sah, wie Olaf Scholz und seine Regierung wegweisende Beschlüsse trafen und wie ihnen schwerwiegende Fehler unterliefen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.09.2023

Rezensent Michael Hesse kennt viele der Details rund um den Ausbruch des russischen Angriffskrieges und die hastige Krisendiplomatie und ihre Irrungen und Wirrungen, die der TV-Journalist Stephan Lamby in seinem Buch zusammenträgt. Dennoch liest er den Band mit Spannung und Entsetzen. Über die von Lamby dokumentierte Naivität auf Seiten europäischer und vor allem deutscher Politiker angesichts von Putins Krieg kann Hesse nur staunen. Peinlich findet er die Aussagen und Taten von Merkel, Makron und Mützenich, dramatisch die rekapitulierten Ereignisse. Der chronologische Aufbau des Bandes scheint ihm hilfreich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2023

Stephan Lamby hatte ursprünglich vorgehabt, schreibt Rezensent Florian Keisinger, in seinem neuen Buch die Ampelkoalition bei der Implementierung ihrer Fortschrittsagenda zu beobachten. Dazwischengekommen ist ihm, wie vielen anderen, der russische Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022. Die Rekonstruktion der Vorgeschichte des auch Deutschland überraschend treffenden Kriegsbeginns bringt Keisinger wenig neue Erkenntnisse, aufgrund einiger interessanter bis skurriler Details lohne sie sich dennoch. Sicherheitspolitische Fragen stehen in der Folge weniger im Zentrum als die Wende in der Energiepolitik, referiert Keisinger. In diesem Zusammenhang seien die Sympathien freilich keineswegs gleichmäßig verteilt. Ein regelrechter Robert-Habeck-Fanboy ist Lamby, meint der Rezensent, Christian Lindner aber auch Angela Baerbock etwa, kommen im Vergleich zum Wirtschaftsminister schlecht weg. Diese politische Agenda schadet dem Buch durchaus, resümiert Keisinger, der es freilich dennoch insgesamt mit Gewinn gelesen hat.
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