Valentin Groebner

Wer redet von der Reinheit?

Eine kleine Begriffsgeschichte
Cover: Wer redet von der Reinheit?
Passagen Verlag, Wien 2019
ISBN 9783709203590
Kartoniert, 108 Seiten, 11,90 EUR

Klappentext

Reinheit ist unverzichtbar - als Wunsch, als Ideal, als Forderung. Und sie ist imaginär: In der sozialen Wirklichkeit und in der Biologie ist sie Fiktion. Trotzdem ist Reinheit eine machtvolle religiöse und moralische Kategorie, im Mittelalter ebenso wie in der Gegenwart. Mit welchen Slogans, Bildern und Erzählungen wird sie wirksam gemacht - und als Verkaufsargument eingesetzt? Von den Predigten der Bettelorden vor 600 Jahren bis zu den Werbekampagnen von heute gibt es kaum ein Feld, das ohne Berufungen auf Reinheit auskommt. Vom reinen Gewissen bis zum naturreinen Bio-Saft dient der Begriff dazu, Ursprünglichkeit und Auserwähltheit, moralische Überlegenheit und vermeintliche Unvermischtheit zu behaupten. Wie funktioniert das? Woher kommen die Bezugnahmen auf die Reinheit, und was soll mit ihnen zum Verschwinden gebracht werden? Der Historiker Valentin Groebner begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen dieser Schlagworte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2019

Rezensent Paul Jandl scheint mit Valentin Groebners Buch über die Reinheit und gegen das Reinheitsideal übereinzustimmen. Der Historiker zeigt in seiner Begriffsgeschichte, dass es sich bei der Idee der Reinheit ebenso wie bei deren Missbrauch um eine sehr alte Erfindung handelt, die - sei es bei den mittelalterlichen Bettelorden oder in der heutige Hygieneindustrie - nicht zuletzt wegen ökonomischer Interessen prominent wurde. Auch zum politischen Machtgewinn wurde die Reinheitsvorstellung bekanntlich in der nationalsozialistischen Ideologie instrumentalisiert, merkt der Rezensent an. Aber die Reinheit bleibt eben in all ihren Formen eine Illusion und unser Sauberkeitswahn daher unsinnig, meint der Autor und offenbar auch der Kritiker, der Groebners Buch als "erfreulich unreine Mischung aus Essay und Pamphlet" lobt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2019

Peter Burschel erfährt vom Kulturhistoriker Valentin Groebner, was es mit Reinheit auf sich hat. Groebners Begriffsgeschichte behandelt laut Rezensent die individuellen wie die politischen Implikationen der Idee und der Rede von der Reinheit und auch deren Gegenteil: das (verborgene) Schmutzige. Über die Muttergottes, visuelle Codes, Kosmetika, Werbung und die weiterhin gültige gute Verkäuflichkeit alles Reinen berichtet der Autor ebenfalls Wissenswertes, so Burschel.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.06.2019

Philipp Schnee empfiehlt diese Begriffsgeschichte des Kulturhistorikers Valentin Groebner. Auch wenn der Autor sich allzu sehr mit dem Thema Reinheit in der Werbung aufhält, statt Reinheit als Diskursbegriff zu erkunden und den Begriff abzusetzen gegen inflationär gebrauchte Termini wie Authentizität oder Natürlichkeit, erfährt Schnee Interessantes über die Reinheitsvorstellungen durch die Jahrhunderte, vor allem im Mittelalter und in der Renaissance, über religiöse Konnotationen, Reinheit durch Anstrengung und den Ekel als Gegenkonzept.