Volker Weidermann

Das Duell

Die Geschichte von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki
Cover: Das Duell
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462051094
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Der Dichter und sein Kritiker - eine wechselvolle Fehde und ein großes Stück deutscher Geschichte. Die "Zwangsehe", wie Günter Grass sie einmal nannte, wurde offiziell am 1. Januar 1960 geschlossen: An diesem Tag besprach der damals 39-jährige Kritiker Marcel Reich-Ranicki "Die Blechtrommel" des gerade 32-jährigen Autors. Er verriss den Roman. Und so begann das wechselhafte, von Rivalität wie Respekt getragene Verhältnis der beiden herausragenden Protagonisten der deutschen Nachkriegsliteratur. 1958 waren sie sich schon einmal im Warschauer Hotel Bristol begegnet - und hatten beide bereits ein Leben hinter sich: Der eine war bei der Waffen-SS gewesen, der andere Überlebender des Warschauer Ghettos. Doch beide einte ihre große Liebe zur deutschen Literatur und ihr unbedingter Wille, ihr weiteres Leben dieser Literatur zu widmen. Und so lagen über ein halbes Jahrhundert der Auseinandersetzungen, zahlreiche Romane und Verrisse, Liebeserklärungen und Wut vor ihnen. Volker Weidermann erzählt von der wechselseitigen Abhängigkeit von "MRR" und "GG", von Streit und Nähe, Empörung und Entspannung. Davon, wie auf den großen Eklat 1995, als Reich-Ranicki auf dem berühmt gewordenen Titelbild des Spiegels "Das weite Feld" von Grass buchstäblich zerreißt, 2003 ein versöhnliches Treffen folgt. Zugleich aber weitet Weidermann seine Doppelbiografie der beiden Könige der deutschen Nachkriegsliteratur zu einem Panorama, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.10.2019

Rezensent Tilman Krause langweilt sich mit Volker Weidermanns Erinnerung an die beiden großen Antipoden der deutschen Nachkriegsliteratur. Als Hass-Liebende dargestellt zu werden, wie vom Autor, das haben Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki bei all der hässlichen Heteronormativität, die sie für Krause nicht zuletzt repräsentieren, nicht verdient, findet der Rezensent. Ängste und Verletzlichkeit hin und her, das ist Krause zu viel Weichspülerei für eine Epoche der Autorität und des bitteren Ernstes und für diese beiden Alpha-Streitvögel. Dass beide durchaus auch etwas geleistet haben, steht für Krause außer Frage, aber auch das scheint ihm im Buch nicht wirklich Thema zu sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.09.2019

Gustav Seibt bedauert Volker Weidermanns mangelnde Lust zur Reflexion. Zwar vermag der Autor die bekannten Daten und Fakten zu den Personen Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki aus den bekannten Quellen in seiner Doppelbiografie noch einmal unterhaltsam zu bündeln und Einklang und Auseinanderklang der beiden vor Augen zu führen und sogar die Lust zu schüren, die biografischen Texte beider noch einmal zu lesen. Zum Thema Literaturkritik und zu Reich-Ranickis Stellung in derselben wie auch zu den literatursoziologischen Implikationen der Beziehung zwischen dem Autor Grass und dem Kritiker Reich-Ranicki aber findet Seibt im Buch leider kaum ein Wort.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2019

Ein eifriges Fragment nennt Rezensent Jochen Hieber Volker Weidermanns "Doppelbiografie". Eifrig, da der Autor die hinlänglich bekannten Stationen des Verhältnisses von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki brav referiert, Fragment, weil der Autor das Potenzial der Beziehung und die entscheidenden Fragen zum Werk der beiden und ihrem Wechselverhältnis nicht stellt. Für Hieber ein Unglück, dessen Ursache er darin erkennt, dass Weidermann zu viel Respekt vor dem Personal hat. Bedauerlich findet Hieber, denn die Materialbasis liefert der fleißige Autor ja gewissenhaft, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.09.2019

Angesichts der von Volker Weidermann noch einmal rekapitulierten Hassliebe zwischen Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass ist Rezensentin Iris Radisch froh, damals keine Literaturkritikerin gewesen zu sein. Dass es heute im Literaturbetrieb nicht nur menschlicher, sondern auch langweiler zugeht, ahnt sie allerdings auch beim Lesen von Weidermanns Doppelbiografie. Dramatik gewinnt der Text für sie vor allem durch das Gegeneinanderschneiden der beiden unterschiedlichen Biografien. Finster findet sie die dahinter sichtbar werdenden Traumatisierungen der deutsch-jüdischen Geschichte. Wenn Weidermann versucht, sich in seine Figuren einzufühlen, überschreitet er laut Radisch die Grenze zur Spekulation. Das Gespür des Autors für Reich-Ranickis Außenseiterrolle findet die Rezensentin allerdings bemerkenswert.