W. Daniel Wilson

Der Faustische Pakt

Goethe und die Goethe-Gesellschaft im Dritten Reich
Cover: Der Faustische Pakt
dtv, München 2018
ISBN 9783423281669
Gebunden, 368 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Goethes Leben ist so reich dokumentiert, sein Leben so vielschichtig, dass er leicht von allen möglichen Meinungsmachern vereinnahmt werden konnte. Für die Goethe-Gesellschaft etwa, 1885 in Weimar gegründet, war er schon vor der "Machtergreifung" 1933 weniger der aufgeklärte Humanist als vielmehr der konservative Nationalist, danach transportierte sie das Bild eines betont "braunen" Goethe noch vehementer. Schließlich wurde der Olympier breitspurig für Regimezwecke eingespannt. Die Privilegien einer vorgesehenen "Weltmission", gepaart mit zunehmenden Verstrickungen, ergeben eine spannende dramatische Kurve.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.03.2019

Michael Knoche erfährt aus W. Daniel Wilsons Studie über die Goethe-Gesellschaft in der NS-Zeit, wie der damalige Vorstand Goethe nicht nur intern als Nationalisten und Judenfeind präsentierte. Die Aktenauswertung des Autors, der Umstand, dass er den Verfolgten eine Stimme verleiht und seine Analyse des Goethe-Bildes der NS-Ideologie unter Berücksichtigung der auswärtigen Kulturpolitik findet Knoche bemerkenswert. So spannend zu lesen das Buch ist, so deutlich ist dem Rezensenten die Notwendigkeit der Fortführung der Forschung in dieser Richtung. Dafür spricht laut Knoche auch, dass Wilson Motive und Handlungsspielräume eher wenig interessieren und er zu moralischen Urteilen neigt, wo die historische Analyse gewinnbringender gewesen wäre.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.02.2019

Erhellend findet Henry Bernhard W. Daniel Wilsons Studie über das Versagen der Weimarer Goethe-Gesellschaft im Dritten Reich. Dass der Autor den Gesellschaftern kein gutes Zeugnis ausstellen mag, scheint Bernhard angesichts der präsentierten Fakten nachvollziehbar. Wie man zwischen 1933 und 1938 in Weimar mit dem "Dilemma" der vielen Mitgliedsbeiträge zahlenden Juden umging, kann Wilson dem Rezensenten in angelsächsischer Klarheit und Anschaulichkeit vermitteln. Dass er die Reste von Anstand nicht verschweigt, wenn er "facettenreich" das Taktieren der Gesellschaft schildert, macht das Versagen der Goethe-Gesellschaft im Umgang mit ihren jüdischen Mitgliedern und die Verdrehung Goethes zum Antisemiten für Bernhard nur umso deutlicher.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.01.2019

Eckart Goebel erfährt beim amerikanischen Germanisten und Goethe-Forscher W. Daniel Wilson, wie sich die Goethe-Gesellschaft dem NS-Staat andiente und ihre jüdischen Mitglieder denunzierte. Die erste Studie zum Thema überzeugt Goebel durch genaue Recherche und sachlichen Ton. Dass der Autor dem Leser kein noch so unangenehmes Dokument vorenthält, das die eifernde Niedertracht deutscher Germanisten und Politiker offenbart, findet Goebel lobenswert. Die Rekonstruktion des "Faustischen Pakts" gelingt dem Autor laut Rezensent detailgenau und mit zahlreichen Einsichten in die politischen Handlungen der Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2018

Rezensent Paul Kahl findet das Buch des amerikanischen Germanisten W. Daniel Wilson lobenswert. Der Blick von außen auf die Verstrickungen der Goethe-Gesellschaft mit dem NS-Regime fördert laut Kahl zwar wenig Überraschendes zutage. Indem der Autor mittels unbekannter historischer Dokumente und mit klarem Blick die privilegierte Stellung der Gesellschaft im Nationalsozialismus und ihre Mission, Hitler und Goethe zu Gesinnungsgenossen zu machen, herausarbeitet, tritt er jedoch einer weit verbreiteten Meinung entgegen, Goethe habe nicht zu den im NS-Staat gern zitierten Geistesgrößen gehört, erläutert der Rezensent. Dass Wilson Goethes antisemitische Äußerungen betont, aber seine Liebe zur jüdischen Bibel verschweigt, findet Kahl allerdings unfair.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2018

Christoph Perels lernt bei W. Daniel Wilson, den reaktionären, antisemitischen Geist der Goethe-Gesellschaft zwischen 1933 und 1945 kennen. Die Quellenbasis, auf die sich Wilson stützt, wenn er einerseits nationalsozialistische Mitglieder mittels brieflicher Zeugnisse kaltstellt, andererseits bedrängten jüdischen Mitgliedern eine Stimme verleiht, findet Perels beeindruckend. Erschütternd erscheint ihm das Verhalten der Verantwortlichen von Adolf Bartels bis Hans Wahl und aufschlussreich die von Wilson herausgearbeitete Tatsache, dass es auch anders ging, in den von Weimar unabhängigen Ortsvereinigungen nämlich, wie der Rezensent erläutert.
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