Magazinrundschau - Archiv

The Common Review

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 21.02.2011 - Common Review

In einer Rede zum Nelson-Mandela-Tag in Johannesburg im vorigen Sommer denkt der chilenisch-amerikanische Dramatiker und Menschenrechtsaktivist Ariel Dorfman über das schwierige Erbe der Despotie nach, über Erinnerung und Versöhnung: "Diejenigen von uns, die gegen die Ungerechtigkeit gekämpft haben, mussten lernen, dass es oft schwieriger ist, seinen Feinden zuzuhören und zu vergeben, als selbst Grausamkeiten zu erleiden; wir mussten lernen, dass es moralisch komplizierter sein kann, mit den Versuchungen und Schatten der Freiheit klarzukommen, als in Zeiten der Unterdrückung, die klar und eindeutig Richtig und Falsch unterscheidet, erhobenen Hauptes und starken Mutes zu bleiben."

Hussein Ibish bespricht sehr ausführlich Paul Bermans Buch "The Flight of the Intellectuals" und Gilbert Achcars Studie "The Arabs and the Holocaust". Beiden gesteht er zu, wichtige Punkte anzusprechen, lehnt sie am Ende aber gleichermaßen ab: "Beide Bücher habe eine verstörend defensive, tribalistische Qualität, die ihre stärkere Argumente ernsthaft untergräbt. Berman deutet die palästinensische Nationalbewegung fehl als eine islamistische und stellt sich, schlimmer noch, hinter Ayaan Hirsi Ali trotz ihrer offenkundigen anti-muslimischen Bigotterie. Achcar verteidigt zum Teil die arabische Holocaust-Leugnung als Reaktion der Unterdrückten und, schlimmer noch, ergeht sich in einer anti-zionistischen Polemik, die praktisch jeden konstruktiven Dialog mit den meisten Israelis verhindert."

Rafia Zakaria stellt Isobel Colemans Buch "Paradise Beneath Her Feet" vor, das Porträts von erfolgreichen oder engagierten Frauen in islamischen Ländern versammelt. Allerdings fragt sich Zakaria, was Coleman unter islamischem Feminismus versteht, wenn sie selbst Frauen darunter subsumiere, die keinen Wert auf rechtliche Gleichstellung legen.

Magazinrundschau vom 11.01.2011 - Common Review

Der Dramatiker Richard Byrne widmet der kroatischen Schriftstellerin Dubravka Ugresic, die für ihren Antinationalismus als Hexe beschimpft wurde und ins Exil in die Niederlande ging, ein ausführliches und sehr freundliches Porträt: "Ugresic äußerte schnell und offen ihre Sympathien für ein multiethnisches und geeintes Jugoslawien, als sich Kroatiens Konflikt mit Serbien 1991 und 1992 zuspitzte. Sie nahm die Stafette auf, die (bis zu seinem Tod 1989) der jugoslawische Schriftsteller Danilo Kis getragen hatte, der in seinem Buch 'Die Anatomiestunde' von 1978 Nationalismus als 'individuelle und kollektive Paranoia' attackierte, als 'die Ideologie der Banalität' als Kitsch. Als Ugresic sich einer nationalistischen Welle gegenübersah, die Kis' schlimmster Albtraum gewesen wäre (einem Albtraum, dem Kis nur durch seinen frühen Tod mit 54 Jahren entging), ging sie zum Angriff über mit den Waffen des Spotts, geschmiedet von Kis und geschliffen von ihrem eigenen bissigen Witz."