Magazinrundschau - Archiv

Gentlemen's Quarterly

38 Presseschau-Absätze - Seite 4 von 4

Magazinrundschau vom 06.11.2012 - Gentlemen's Quarterly

Alex Pappademas porträtiert den sehr klugen Robert Diggs aka RZA, "Wu Tang Clan"-Gründer, Schauspieler und - nach einer Lehre bei Quentin Tarantino - Filmemacher. Gerade hat er seinen Erstling fertiggestellt, "The Man with the Iron Fists", mit u.a. Russell Crowe und Lucy Liu und Eli Roth als Produzent. "Der Film hat ein etwas übereifriges Tempo, einige Sets (vor allem Lucy Lius Bordell) scheinen aus der "P. F. Chang"-Kette zu kommen - aber sehen Sie, dieser Film soll kein Bertolucci sein. Auch kein 'Crouching Tiger' oder 'Kill Bill'. Es ist kein Kunstfilm, der auf einen Kung-Fu-Thema basiert, denn davon hat RZA schon eine ganze Reihe gemacht - nur waren es eben Wu-Tang-Clan-Alben, filmische Musik, in der das Kung-Fu-Thema vertieft und die Darstellung des Straßenkampfes in den Lyrics mythologisiert wurde. Dies hier ist ein Kung-Fu-Film, in dem Männer andere Männer verprügeln. Es ist ein Film, der 1982 das Publikum in der 42nd Street gepackt hätte, und mehr muss er auch nicht sein."

Magazinrundschau vom 04.09.2012 - Gentlemen's Quarterly

Das Nachtleben ist auch nicht mehr, was es war. Devin Friedman beschreibt, wie man 500.000 Dollar in einer Nacht in Las Vegas ausgeben kann, ohne sich zu amüsieren. Man geht einfach in den Nachtclub Marquee, wo die Reservierung eines Tischs bis zu 10.000 Dollar kostet. Gegründet wurde der Club von zwei New Yorkern, die heute 37 bzw. 38 Jahre alt sind. "Jason und Noah wurden erwachsen und präsidierten eine Ära des Nachtlebens, als die Industrie - und die Kultur generell - sich von der Erfahrung eines authentischen, ungeschminkten, fast beängstigenden Trips in den Untergrund abwandte und statt dessen lieber 3.000 Dollar teure Flaschen Champagner feierte - ein Wandel, den Noah und Jason unterstützen. 'Dass wir unsere Karriere starteten, gerade als Peter Gatien in Schwierigkeiten geriet, ist vielleicht ein Zeichen', sagt Jason. Und Noah: 'Wir waren die einzigen Leute, die keine Drogen nahmen. Das ist die Art von Nachtleben, die ich geschaffen habe. Dieses sichere, professionelle, gesetzestreue Nachtleben. Wir haben eine Art Disney-Erfahrung für Erwachsene geschaffen."

Magazinrundschau vom 24.07.2012 - Gentlemen's Quarterly

Sean Flynn hat eine Reportage über den Terroranschlag auf Utoya geschrieben, in der er die Geschehnisse aus der Sicht einiger Überlebender, Eltern und Helfern erzählt. Freddy Lie hatte zwei Töchter an dem Tag auf Utoya, die siebzehnjährige Cathrine, die überlebte und ihre ein Jahr jüngere Schwester Elisabeth, die noch ihren Vater anrief: "Freddys Telefon klingelt um 25 Minuten nach 17 Uhr. Es ist Elisabeth und sie schreit. Sie formt keine Worte, die Freddy verstehen kann und wenn es im Hintergrund Lärm gibt, hört er ihn nicht. Ich weiß nicht. Das Gehirn, es macht dicht. Alles was ich höre ist meine Tochter, die schreit. Er weiß nicht, warum sie schreit oder was passiert ist in den zehn Minuten, seit sie am Telefon über den Regen gescherzt haben. Freddy fürchtet, dass sie vergewaltigt wurde. Seine Freundin Anita Egesvik ist bei ihm. Sie hat auch eine Tochter auf der Insel, Marthe, eine enge Freundin von Elisabeth. Anita ruft sie an, während Elisabeth im Hintergrund schreit. 'Du musst Elisabeth helfen', sagt sie zu Marthe. 'Lauf zu Elisabeth.' Marthe sagt ihrer Mutter: 'Da ist ein Polizist auf der Insel, der Leute erschießt.' Elisabeth ist an eine Wand gekauert, sie hält das Telefon an ihr rechtes Ohr. Martha ruft ihr zu: 'Komm, wir müssen rennen.' Aber Elisabeth rührt sich nicht. Sie bleibt wo sie ist, an die Mauer geduckt. Freddy hört seine Tochter zwei Minuten und sieben Sekunden schreien. Und dann schießt ihr der Mann in der Polizeiuniform in die linke Schläfe. Die Kugel tritt rechts aus ihrem Kopf zerstört das Telefon. Dann schießt der Mann noch zwei mal auf sie. Auf Freddys Seite ist die Leitung tot."

Magazinrundschau vom 24.01.2012 - Gentlemen's Quarterly

Einen gruseligen Fall von Webcam-Hijacking beschreibt David Kushner. Ein junger mexikanischer Immigrant, der seit Jahren im Rollstuhl sitzt, hackte sich in die Rechner zahlreicher junger Frauen und kontrollierte ihre eingebauten Webcams. Ohne dass sie es merkten, konnte er sie beobachten - während sie Hausaufgaben machten, schliefen, masturbierten oder auf dem Klo saßen. Angeblich hatte er noch andere Pläne: "Aber das FBI sagte, es habe keinen Hinweis auf einen Plan zum Hacken von Mobiltelefonen gefunden. Andererseits hat das Bureau aber auch noch nie von dieser Art von Webcam-Hijacking gehört. Die Agenten treffen jetzt ihre eigenen Schutzmaßnahmen: 'Ich fordere meine Freunde und meine Familie auf, einen Sticker über ihre Webcams zu kleben', sagt Rogers. 'Nur für den Fall. Es schadet ja nicht.'"
Stichwörter: FBI, Mobiltelefon

Magazinrundschau vom 09.08.2011 - Gentlemen's Quarterly

Stundenlang hat sich Amy Wallace mit dem inzwischen 85-jährigen Jerry Lewis unterhalten. Heraus kamen Erkenntnisse wie diese: Lewis ging einmal zum Analytiker. "Nachdem er seine ganze Geschichte ausgebreitet hatte, Einzelkind, abwesender Vater, stratosphärischer Erfolg, schmerzhafte Trennung von der Ehefrau, der ganze Kram, war Lewis sehr erstaunt, den Doktor sasgen zu hören, dass es ein Fehler wäre, sich analysieren zu lassen. 'Wie meinen Sie das?', fragte der Komiker. 'Nun, wenn wir all diese Schichten wegräumen, mag ihr Schmerz schwinden, aber dann haben Sie keinen Grund mehr, komisch zu sein." Also ist die Quelle des Humors... 'Schmerz', unterbrach er mich. Unanalysierter Schmerz natürlich."
Stichwörter: Lewis, Jerry

Magazinrundschau vom 28.06.2011 - Gentlemen's Quarterly

Wer wird der Nachfolger von Osama bin Laden? Anwar al-Awlaki, meint Patrick Symmes und macht sich im Jemen auf Spurensuche nach dem amerikanisch-jemenitischen Topterroristen. "'Im Westen sind Bin Ladens Predigten nicht angekommen', sagt Saeed Ali al-Jemhi, eine Art Ein-Mann-Al-Qaida-Think-Tank, den ich im März im Jemen traf, als Bin Laden noch lebte. 'Aber Awlaki hören sie ein oder zwei Mal zu und er hat sie am Haken. Er ist der radikale Magnet. Er hat Al Quaida fünfzig Jahre in die Zukunft katapultiert, eine Evolution.' Awlaki führte ein Blog, bis es geschlossen wurde, überflutete Youtube bis das unterbunden wurde, und stieß Emails, Audiofiles und Videos auf einer sich immer wieder verändernden Anzahl von sympathisierenden Webseiten aus. Es kostete mich zehn Minuten, all die Predigten wiederzufinden, die von Youtube verbannt worden waren. Trotz des ganzen islamischen Jargons hört man seine emotionale Anziehungskraft, wenn er auf Englisch über Unterdrückung ('Five hundred and twenty-eight Muslims were arrested under these new laws!') und den überlegenen Mut eines Gotteskriegers rappt."

Zur Ergänzung sei ein Artikel aus dem New Yorker 2002 empfohlen: Lawrence Wrights Porträt eines anderen potentiellen Nachfolgers von Osama bin Laden: Aiman al-Zawahiri.

Magazinrundschau vom 31.05.2011 - Gentlemen's Quarterly

In einem fast hymnischen Artikel über Al Jazeera English beobachtet Michael Paterniti den Reporter Ayman Mohyeldin bei einem Treffen mit dem Blogger Mahmoud "Sandmonkey" Salem, der während der Revolution in Ägypten auch organisatorisch eine wichtige Rolle gespielt hatte. "Mohyeldin war ein Abonnent von Sandmonkeys Tweets während der Revolution, aber dies war ihre erste persönliche Begegnung. Also saßen sie für ein paar Stunden zusammen - Sandmonkey genüsslich rauchend und Kaffee schlürfend, Mohyeldin beiläufig daran abeitend, einen weiteren potentiellen Kontakt herzustellen. Es war lustig, aber es schien Konkurrenzgefühle zu geben. Sandmonkey teste seine Theorie über den Nahen Osten, die er 'Kleiner Penis Theorie' nennt und die so lautet: Die Ägypter, Machos allesamt, beobachteten die Revolution der Tunesier und sagten sich: 'Sind wir keine Männer? Scheiße, lasst uns loslegen!' Für Mohyeldin war das nicht mehr als eine Schlagzeile oder ein Tweet. 'Natürlich sind die Dinge komplizierter', sagte er. 'Natürlich', sagte Sandmonkey, 'aber am Ende vielleicht nicht sehr.'"

Außerdem: Nathaniel Penn hat seitenlang Zitate von Beteiligten an Terrence Malicks Debütfilm "Badland" eingeholt. Und Wil S. Hylton erzählt die Geschichte eines amerikanischen Deserteurs - der eigentlich gar keiner ist - in Kanada.

Magazinrundschau vom 08.03.2011 - Gentlemen's Quarterly

Kein Wunder, dass es mit dem amerikanischen Film bergab geht. Mark Harris schaudert es beim Blick auf die Liste der Filme, die in diesem Jahr rauskommen werden: Adaptionen von Comics oder Kinderbüchern und Sequels mit einer 5 oder 7 im Titel. Natürlich können diese Filme floppen. "Filme, die angeblich nicht floppen können, floppen die ganze Zeit. Aber wenn ein Film, auf den sich alle als Hit einigen, floppt, dann liegt es nie daran, dass schon die Idee langweilig war. Denn die Vorstellung, dass Wiedererkennbarkeit tatsächlich gegen einen Film arbeiten könnte, wäre so vernichtend für das Ökosystem der Studios, dass man sie von Grund auf neu aufbauen müsste."

Longform verlinkte am Freitag auf einen Artikel von Pauline Kael im New Yorker, die das 1980 schon ähnlich sah: Die Konzernbeamten scheuen das Risiko. "Wenn ein Manager etwas finanziert, das wie ein perfekt sicheres, fades Stück Material aussieht, es mit Stars vollpackt und die Produktionskosten dann in die Höhe schießen und der Filme viele Millionen verliert, dann gibt ihm niemand die Schuld - er hat das Spiel nach den gleichen Regeln gespielt wie alle anderen auch. Wenn er aber bei einem kleinen Projekt pokert, das nicht im voraus verkauft werden kann - ein Projekt, das ein talentierter Regisseur wirklich machen will, mit einem subtilen, nicht leicht zu beschreibenden Thema und ohne Stars - und es verliert nur ein bisschen Geld, dann ist er reif für die Schlachtbank."